praktische Anleitung zum Tripod-Bau

Tripods (Dreibein-Konstruktion) sind bei Aktionen unterschiedlicher Art anwendbar und einfach aufzustellen. Ob als Hingucker und / oder Blockademittel.

Update vom 14.9.2018: Skillsharing für den Widerstand

Updated: September 2018

Meinen Text aus 2016 ergänze ich heute mit einer Anleitung (PDF) wie man Gurte zum Klettern mit wenig Material selber baut (in der Anleitung geht es um den Bau von Gurten und das Aufhängen von Bannern). Die Technik habe ich bei meiner Ausbildung als ehrenamtliche Bergführerin vor langer Zeigt gelernt. Diese ermöglicht einem Menschen ohne Kletterausrüstung, der in eine Spalte gefallen ist, beim Retten einen Gurt anzubringen. Einige Menschen kennen sie schon, ich habe sie bei Klimacamps und anderen Workshops mehrmals gezeigt. Achtung!  Klettern sollten nur kletterkundige Menschen! Das ist nicht bequem, das ist für statische Belastung (kein rein springen…) aber hat sich in der Praxis bewährt… ich habe mindestens gegen 4 Atomtransporte mit dieser Ausrüstung in luftiger Höhe demonstiert ( Aktionsbericht mit Video zu einer dieser Blockaden als Beispiel). Ach und in meinem Archiv habe eine Anleitung zum Bau einer Baumplatform (PDF) gefunden, diese verlinke ich auch (natürlich gibt es da viele andere Möglichkeiten, das ist nur ein Beispiel).

Und nun die Anleitung aus 2016 zum Tripodbau (Dreibein)

Tripods (Dreibein-Konstruktion) sind bei Aktionen unterschiedlicher Art anwendbar und einfach aufzustellen. Ob als Hingucker und / oder Blockademittel. Ich empfehle vor der Durchführung einer solchen Aktion den Besuch eines Workshops. Das Aufstellen will geübt werden. Mindestens eine Kletterkundige Person sollte zur Überprüfung der Knoten dabei sein. Im Folgenden steht eine Anleitung zum Aufstellen eines Tripods. Die Anleitung ist für ein ca. 5 – 6 Meter hohes Tripod geeignet

1) Material:

* Tripod selbst
  • 3 ca. 15 Zentimeter dicke (Durchmesser) Baumstämme oder 3 Metall/Alu Stangen Typ Baugerüst

→ Länge: bis 6 Meter lässt es sich gut transportieren, die Höhe ist auch für Aktionen geeignet (Kletterer*in außerhalb der Reichweite für die Polizei), 5 Menschen reichen zum Aufstellen eines Tripods aus.

  • Ca. 10 bis 15 Meter PP-Seil (Polypropylen) von 6 bis 8 mm Dicke für den Verbindungsknoten (bei der Option Baumstämme, 10 Meter reichen bei Metallstangen vom Typ Baugerüst, weil schmaler)
  • Ca. 10 bis 15 Meter PP-Seil von 6 bis 8 mm für eine Verbindung der 3 Füßen wenn das Tripod steht (so dass die Füße gleichermaßen auseinander stehen)
  • Option: Stangen für eine Querbefestigung und PP- Seil zum Befestigen (6 Meter Stücke sind gut)
* Zubehör / Kletterer/in
  • Klettergurt oder Schnellgurt ( nur wenn die kletternde Person mit dem Umgang vertraut ist) + Bandschlingen zum hoch tapen und für die Sicherung + Karabiner zum Sichern
  • Hängematte / kleine Plattform mit Löchern und PP-Seilen an den 4 Ecken zum Befestigen für den bequemen Aufenthalt (Übernachtung, pp.). Wenn das Tripod zu niedrig ist, kann man vorsichtig über den Knotenpunkt klettern und sich drauf setzen (zb. mit einer Decke als Unterlage, ist nicht immer Bequem)
  • Option: ein kurzes ca. 5 -6 Meter langes Kletterseil samt Reepschnüren füt Klemmknoten zum Aufsteigen kann praktisch sein.
  • Option für weitere Stabilität: Füße durch das Anbinden von schweren Steinen / Platten beschweren (entsprechende kurze PP-Seilstücke dafür einplanen)
  • Aktionsbanner, aber wegen der Windproblematik nicht allzu groß

2) Tripodaufbau

* Verbindungsknoten

Der Dreibock (oder auch Dreibeinbund genannt) ist geeignet, es gibt davon unterschiedliche Varianten. Hier steht in Bildern  eine mögliche Variante (kann unterschiedlich breit sein, ca. 10 male um den Stamm wickeln ist ganz gut).

Bei Metallstangen, können auch Gerüst-Gelenke verwendet werden, 2 Stangen werden jeweils miteinander verbunden, damit die 3 Stangen zusammen halten.

Holztripod
Holztripod
Metaltripod

Für den Dreibock muss zuerst ein Mastwurf gebunden werden, Stopperknoten nicht vergessen!

Mastwurf mit Stopperknoten

Der Dreibock kann dann geknotet werden

Mastwurf fertig. Dreibock ist nun dran


8 förmige Umwicklungen



Dreibock
Mastwurd zum Schluss mit Stopperknoten (oder halbe Schläge)

N.B. es gibt viele Knotenmöglichkeiten. Hier, eine weitere Seite mit Knotenbeispielen für ein Tripod. Sind leicht anders als hier dargestellt.

* Zum Aufbauen:
  • Die 3 Tripod-Stangen liegen auf dem Boden.
  • Der Verbindungsknoten wird auf ca. 50 Zentimeter Abstand von der Stangenspitze angelegt. Dies am Besten vor der Aktion vorbereiten.
  • Die Beine müssen wie auf den Bildern gekreuzt werden (mittleres Bein muss nach außen, oben müssen sich die Beine kreuzen)
Tripodbeide zum Aufstellen kreuzen

Die Beine müssen so auseinander gezogen werden, dass die 2 äußeren Füße ca. 4 Meter voneinander entfernt sind.

  • Es ist ratsam, ein Kletterseil unterhalb vom Knotenpunkt (Dreibock) vor dem Aufstellen anzubringen (mit Mastwurf und Stopperknoten anbringen). Die Kletterperson ist dann wenn das Tripod steht, schneller oben.

Zum Aufstellen:

  • 2 Personen stellen sich bei jeweils einem äußeren Fuß auf und Blockieren diesen beim Aufstellen (verhindern dass er nach vorne rutscht)
  • 1 Person kümmert sich um den mittleren Fuß (am Anfang in die Hand nehmen und beim Aufstel
    len ziehen, so dass dieser nach Außen kommt.)
  • 2 Personen packen in der Nähe des Verbindungsknotens an und heben diesen hoch, wenn sie zu klein sind laufen sie mit den Händen am Bein herunter bis das Tripod dann steht. Das soll nicht zu schnell geschehen, damit am Ende der Gleichgewichtspunkt nicht überschritten wird und das Gestell kippt.
  • Wenn das Gestell steht, sollten die Füße leicht umgestellt werden, so dass die Konstruktion stabil steht und der Abstand zwischen den Beinen gleich ist. Wenn die Abstandseile nicht vor dem Aufbau schon angebracht worden sind, ist das der Zeitpunkt wo sie angebracht werden sollten, damit die Beine nicht auseinander rutschen können. Die Seile sollten am besten außerhalb der Reichweite angebracht werden (Mastwurfknoten ist zum Anbinden praktisch).
  • Wenn die Konstruktion stabil steht, kann die Kletterperson hoch klettern (am Seil oder am Stamm) → Die Menschen am Boden sollten die Füße im Blick behalten und darauf achten, dass die Bewegungen der Kletterperson kein Verrutschen verursacht.

Klemmknoten zum Hochkelttern (besser mit 3 Drehungen)
  • Alternativ kann die Kletterperson an einem Stamm hoch tapen (Mit Bandschlingen als Ankerstich um den Stamm)
Ankerstich
Bandschlingenknoten (um die Bandschlinge zusammen zu knoten, dass sie ein Ring formt)

 

Tapen am Mast
  • Als erstes sollte die Kletterperson die Querstange anbringen (Siehe Bild), das bringt weitere Stabilität in die Konstruktion. (Knoten ähnlich wie beim Dreibock, z.B. Kreuzbund)
Querstange

  • Es ist auch klug, die Füße mit dicken Steinen / Gehwegplatten zu beschweren. (Anbinden an dem Fuß mit kurzen Seilstücken)
Stein am Fuß (mit Mastwurf am Stamm verbunden)
  • Dann können Hängematte, Plattform, etc. angebracht werden.
Tripod mit Platform (Mit Blake Knoten an den Eckseilen zum anpassen der Höhe)
* Wichtiger Hinweis!!!!

Achtung! Die größte Gefahr heißt: Security und Polizei. Ob aus Dummheit, mit Absicht oder Rücksichtslosigkeit: Polizisten/Securities greifen gerne nach den Füßen der Konstruktion um diese aus dem Weg zu räumen. Dies ist eine große Gefahr für die Person oben! Die Rolle der Menschen am Boden, die die Füße „verteidigen“ ist daher wichtig! Ein Tripod kann nicht mit Mensch oben drauf sicher bewegt werden! Wenn gegen ein Tripod gestoßen wird, ist es auch gefährlich, da die ganze Konstruktion kippen kann, wenn auch nur ein Fuß ein bisschen angehoben wird!

3) ein paar Bilder von Tripodaktionen, für eine bessere Vorstellung

Besetzung eines Gentechnik-Feldes in Rostock
Protest gegen MOX Atomtransport in Grohnde

Protest gegen die UAA Gronau

Stockwerk Tripod

Une réflexion sur « praktische Anleitung zum Tripod-Bau »

  1. Zum Beweis der Tatsache, dass Polizei (und Arbeiter*innen wie hier von RWE) nicht ganz dicht sind und davor nicht zurück schrecken Menschenleben zu gefährden, ein Erlebnisbericht von einer Aktion gegen ein Kohlekraftwerk von RWE. Die Aktion fand auf dem Kraftwerkgelände, ohne Öffentlichkeit, so dass Polizei und RWE brutal und rücksichtslos agierten.

    Das tödliche Ereignis im Hambacher Forst am 19.09.2018 hat mich zu meiner bereits bestehenden Traurigkeit und dem reiz überfluteten Nervenkostüm der letzten Tage noch zusätzlich schockiert und beinahe eingefroren. Um dem Einfrieren zu begegnen, versuchte ich mit folgendem Ausschnitt aus meinem Gedächtnisprotokoll meine Erlebnisse zu verarbeiten, das Glück welches ich hatte zu begreifen und diese Erfahrungen zu Teilen. Ich selbst bin nur wenige Tage zuvor in eine lebensbedrohliche Situation gebracht worden. Und zwar durch Polizeibeamte und RWE-Mitarbeitende Hand-in-Hand. Ich möchte versuchen, mit diesem Stückchen Text alle Menschen zum Nachdenken anzuregen, die sagen: „Die machen doch einen super Job“ oder „Die Aktivist*innen bringen sich doch alle selbst in Gefahr“. Allen Polizist*innen, ob am Aktionsort oder in der GeSa, welchen ich Zweifel ansehen konnte: Hört doch einfach auf damit, nur den Befehlen zu folgen und eure Situation zu verteidigen. Macht euch Gedanken und ändert was.

    Ich bin euch allen dankbar, die ihr mir in dieser Situation nahe ward. Über Funk und Handy beruhigende Worte für mich hattet. Ganz besonders meinen Supporter*innen vor Ort, welche immer wieder ruhig oder auch schreiend versuchten, diese unprofessionelle und gefährliche Räumung zu verhindern.

    Kraftwerkblockade Niederaußem, 15.09.2018

    Ich sitze in der Spitze des Tripods, welches eine Höhe von ca. 5 Metern hat. Das Tripod steht auf den beiden Bändern, welche nochmals eine Höhe von ca. 2.5 Metern haben. Bei einem Fall hätte ich somit eine Höhe von mindestens 7 Metern bis zum Boden. Nicht nur ein Aufprall am Boden würde mich lebensbedrohlich verletzen, auch die auf mich fallenden Gerüststangen des Tripods würden mich verletzen oder gar töten. Das Tripod ist mit Seilen so gesichert, dass es stabil steht solange es nicht bewegt oder manipuliert wird. RWE-Mitarbeitende stellen Leitern an die Bänder, Polizei steigt behelmt hoch und nähert sich dem Tripod. Sie fordern die Supportmenschen, welche unmittelbar an den Tripodstangen stehen, auf, freiwillig das Band zu verlassen. Ansonsten würden sie unter Gewalteinwirkung vom Band entfernt. Support und ich weisen die Polizeikräfte immer wieder darauf hin, dass es gefährlich ist, das Tripod auf irgendeine Art und Weise zu bewegen. Ich fordere den Einsatz einer technischen Einheit, welche die Tripod-Konstruktion einschätzen und sicher räumen kann. Keine Reaktion darauf seitens der Polizist*innen. Ich sage den Supportmenschen, dass es für mich ok sei, wenn sie freiwillig das Band verlassen, da ich mir nicht vorstellen kann, wie die Menschen über Leitern oder Baggerschaufeln verletzungsfrei unter polizeilicher Gewalteinwirkung von dem Band kommen. Sie diskutieren noch mit den Polizist*innen, dass sie bleiben wollen, da sie für meine Sicherheit hier sind. Die Diskussion bringt nichts und sie gehen freiwillig mit und können gefahrenfrei die Leitern herab steigen. Sie werden ca. 30 Meter weiter zu den Wannen gebracht und es wird mit den Personenkontrollen begonnen.

    Tripod zu „NiederAUSmachen“ am 15.09.2018

    Nun besteigen RWE-Mitarbeitende ebenfalls die Bänder. Sofort fangen sie an, die Abspannseile, welche die Tripod-Beine auf Position halten, zu befummeln. Einer der Banner wird demonstrativ energisch heruntergerissen. Ich schreie zu ihnen herunter, dass sie mein Leben gefährden. Ein Polizist bremst die eigenständigen Aktionen der RWE-Leute. RWE und Polizei tauschen sich über die Konstruktion aus. Die erste (schlechte) Idee ist, die Beine des Tripods gleichzeitig auseinanderzuziehen, um mich so dem Boden näher zu bringen. Ich schreie sie erneut an, diese Art von Räumungsversuch zu unterlassen, dass sie keine Ahnung haben von dieser Konstruktion und das Risiko nicht einschätzen könnten. Die zweite (mindestens genauso schlechte) Idee ist, die Beine des Tripods von unten her zu kürzen. Erneut fordere ich die Einsatzkräfte auf, eine technische Einheit kommen zu lassen. Mit dem Kommentar, ich könne ja selbst runter kommen, wird meine Aufforderung abgetan. Nach ca. 20 Minuten stellen sich jeweils zwei Personen an jede Tripod-Stange, RWE-Mitarbeitende und Polizist*innen gemeinsam in Aktion. Sie heben die Beine an und tragen den Tripod mit mir darin hängend ca. 10 Meter weiter zur Konstruktion der Förderbandumlenkung. Ich schreie, sie sollen es endlich unterlassen. Auch die Supportmenschen schreien aus der Entfernung in meine Richtung. Das Tripod wird aber bis zur Bandumlenkung getragen, in welcher sich bereits mehrere Polizeibeamte auf Laufstegen befinden. Das Tripod ist in unsicherer Aufstellung, da ein Bein in viel zu steilem Winkel zu den anderen beiden Beinen steht. Immer noch habe ich eine Sturzhöhe von über 7 Metern. Ein Polizist auf einem der Laufstege geht mich verbal ruppig an, ich soll sofort zu ihm auf den Steg steigen. Ich versuche mich zu beruhigen und die Gefahr einzuschätzen, da wird er dann ungeduldig und greift nach mir. Ich fordere ihn auf mich in Ruhe zu lassen, da mir die Situation sehr gefährlich erscheint. Da ich Angst habe, bei seitlicher Bewegung stürze der Tripod zusammen, entschließe ich mich für abzuseilen. Ich räume zuerst alles lose Material zusammen, nehme meinen Rucksack auf den Rücken und steige ab. Auf dem Trittgitter unten wartet ein Bulle. Ich habe keine Nerven und Adrenalin mehr, um passiven Widerstand zu leisten. Löse mich selbst aus dem Seil und gehe mit.

    Niedersächsische Hundertschaftspolizei bringt Tripod zum Sturz beim Versuch der Räumung ohne Technische Einheit.

    Nachtrag

    Schon in der Vergangenheit versuchten Bereitschaftspolizist*innen aus Niedersachsen beim Protest gegen ein MOX Transport ein Tripod tragend zu räumen, die Konstruktion fiel um. Dieses Foto müsste jede*r Polizist*in einmal sehen, um deutlich zu haben, was passiert wenn sie ihre Kompetenzen überschreiten. Glücklicherweise konnte damals die Person im Tripod aufgefangen werden. Ein Auffangen der Person in der Aktion NiederAUSmachen wäre aufgrund der Höhe und baulichen Gegebenheiten der Förderbandanlage unmöglich gewesen.

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