Neckar-K(n)astor-Transport – ein Tagebuch

Teil I – Wenn freie Menschen auf Autoritäten treffen

Ich wurde anlässlich eines Ordnungswidrigkeit-Prozesses in Heilbronn (Bericht 1. Prozesstag) wegen einer Schwimmaktion gegen die Neckar-Castoren von 2017 am zweiten Verhandlungstag durch Richter am Amtsgericht Reißer für 3 Tage in Ordnungshaft gesteckt, weil ich so frech war, als unverteidigte Betroffene (Angeklagte im Owi-Prozess) zu verlangen, dass meine Anträge und Beanstandungen protokolliert werden (§ 238 II und § 273 StPO) – damit die Entscheidungen des Richters in der nächsten Instanz überprüft werden können – und als dies nicht geschah eine Pause für einen Befangenheitsantrag oder auch mein letztes Wort  zu fordern…

Ich wurde am 14.4.19 um 15 Uhr aus der Haft entlassen, habe eine Nacht im eigenen Bett geschlafen, meine Rheuma-Medizin genommen. Das fühlt sich unheimlich gut an.

Ich bedanke mich bei den lieben Menschen, die mich abgeholt haben, das war schön euch zu sehen und reden zu können.  Der Dank geht natürlich auch an die Menschen, die die Soliarbeit auf die Beine gestellt haben. Soli-Botschaften waren auch schön. Ich schaffe es nicht mich Einzel bei allen zu bedanken, daher über diesen Weg. Ich habe im Knast selbst nichts direkt von gehört, aber am Verhalten der Bediensteten war das schon anzumerken… Ich finde es war super, den Laden da aufzumischen. 

Natürlich fühlt es sich willkürlich an, für 3 Tage im Gefängnis zu landen…

Teil I – Wenn freie Menschen auf Autoritäten treffen

Ich wurde anlässlich eines Ordnungswidrigkeit-Prozesses in Heilbronn (Bericht 1. Prozesstag) wegen einer Schwimmaktion gegen die Neckar-Castoren von 2017 am zweiten Verhandlungstag durch Richter am Amtsgericht Reißer für 3 Tage in Ordnungshaft gesteckt, weil ich so frech war, als unverteidigte Betroffene (Angeklagte im Owi-Prozess) zu verlangen, dass meine Anträge und Beanstandungen protokolliert werden (§ 238 II und § 273 StPO) – damit die Entscheidungen des Richters in der nächsten Instanz überprüft werden können – und als dies nicht geschah eine Pause für einen Befangenheitsantrag oder auch mein letztes Wort  zu fordern…

Ich wurde am 14.4.19 um 15 Uhr aus der Haft entlassen, habe eine Nacht im eigenen Bett geschlafen, meine Rheuma-Medizin genommen. Das fühlt sich unheimlich gut an.

Ich bedanke mich bei den lieben Menschen, die mich abgeholt haben, das war schön euch zu sehen und reden zu können.  Der Dank geht natürlich auch an die Menschen, die die Soliarbeit auf die Beine gestellt haben. Soli-Botschaften waren auch schön. Ich schaffe es nicht mich Einzel bei allen zu bedanken, daher über diesen Weg. Ich habe im Knast selbst nichts direkt von gehört, aber am Verhalten der Bediensteten war das schon anzumerken… Ich finde es war super, den Laden da aufzumischen. 

Natürlich fühlt es sich willkürlich an, für 3 Tage im Gefängnis zu landen…

…, weil man vor Gericht das Recht einfordert eine Beanstandung oder einen Befangenheitsantrag einzureichen, weil man eine Pause haben will, um sich für das letzte Wort ein paar Notizen zu machen, weil… Mehr als eine Beanstandung zu der Ablehnung meiner Beweisanträgen und dann eine angemessene Pause zur Vorbereitung auf Plädoyer und letztes Wort wollte ich nicht, als der Streit mit dem Richter, der die Anträge nicht protokollieren wollte, eskalierte. Protokollierung ist aber wichtig, wenn man eine Entscheidung in der nächsten Instanz angreifen können will.
Ich stand da ziemlich unter Schock, als ich weggebracht wurde.

Im Knast war es für mich natürlich eine Herausforderung, meine Rheuma-Schmerzen ohne meine gewohnte Medizin zu bewältigen, an erholsamem Schlaf war kaum zu denken.

Der JVA-Krankenhaus Hohenasperg hat mir nur nicht mein medizinisches Cannabis genommen (Kostenübernahme durch die Krankenkasse hierfür habe ich vor Gericht erstritten), sondern es auch noch ohne meine Wissen und gegen meinen Willen vernichtet, ohne dies zu protokollieren, bei meiner Entlassung habe ich dies auf dem Blatt, das ich unterschrieben habe, vermerkt. Ersatz wollte man mir auch nicht geben (THC und CBD können auch in Tropfen-Form eingenommen werden, hat bei mir nicht so gute Wirkung wie Blüten aber es ist viel viel besser als gar nichts, was die Rheuma-Schmerzen angeht und ist bei Apotheken sogar einfacher als Blüten zu erhalten). Die in der JVA zuständige Ärztin hatte sehr wenig Ahnung von Rheuma – den Namen meiner Basistherapie war ihr nicht einmal bekannt, obwohl es sich bei Sulfasalazin um eine Standarttherapie bei rheumatoiden Arthritis handelt –  und die Anstalt war nicht behindertengerecht, jedenfalls nicht die 2 Zellen die es in dieser Anstalt für Frauen gibt (Verhältnis ist ca.  10 Frauen zu 280 Männer, die « Angebote » wie Zeitschriften sind auf die Männer ausgerichtet, für Frauen gibt es so gut wie nix). An Rheumakost mit entzündungshemmenden Nahrungsmittel war auch nicht zu denken, es ist sogar so, dass die Gefangenen sich auf das wenige Essen stürzen. Die Menschen werden vom Knast-Essen nicht satt.

Ich habe im Knast viel an den französischen Philosophen Albert Camus  und dem Konzept des Fremden, des Absurdums (l’absurde auf Französisch) gedacht. Der Ausweg heißt permanente Revolte. In diesem Sinne habe ich im Knast auch in einer gewissen Art und Weise Revolte und Politik gemacht. 

Die anderen Gefangen fanden Schwimmen gegen Atomtransporte cool:-)

Ich habe viel Zeit damit verbracht Menschen juristisch zu beraten. Viele kennen ihre Rechte nicht, haben Anwälte die sich kaum kümmern und der Knast behindert die Kommunikation mit Anwälten stark (man darf den Anwalt nur Anrufen wenn die Solzialarbeiterin da ist und es genehmigt, ist ein bisschen willkürlich wann das gestattet wird und wann nicht) Einer 16-jährigen habe ich beispielsweise geduldig erläutert, wie eine Hauptverhandlung abläuft (richtig nur die einfachsten Schritten mit Aufruf der Sache, Personalien, Anklageverlesung, Beweisaufnahme mit Zeugen. Sie wusste zum Beispiel nicht, dass vor Gericht Zeugen gehört werden), sie ist seit einer Weile dort und keine-r hat ihr das erzählt. Und ich finde eine 16-jährige hat in einer solchen Anstalt mit Erwachsenen nichts zu suchen, zumal in einem JVA-krankenhaus viele zusätzlich mit ihren gesundheitlichen Problemen beschäftigt sind, das ist ein belastendes Umfeld. Es gibt für Jugendliche so gut wie keine Angebote. 

Ein anderer Fall hat mich schwer mitgenommen, weil vieles darin mir willkürlich vorkommt und das Ganze nicht nur zur folge hat, dass Mensch die Freiheit durch U-Haft genommen wird, sondern auch dass der gesundheitliche Zustand von Tag zu Tag sich verschlechtert. In der ersten Nacht musste ich den Notknopf tätigen, weil die Dame bewusstlos gestürzt ist. Es stellte sich dann heraus, dass die Ursache eine falsche in der JVA neu vorgenommene Medikamenteneinstellung war. Die Nachversorgung nach dem Sturz lies zudem zu wünschen übrig: kein Röntgen trotz erhebliche Schmerzen, keine Überprüfung ob es eine Gehirnerschütterung gegeben hat, obwohl die Frau Blut gekotzt hat. Und in ihrem Fall war es so, dass selbst die Beamten, die ihre Akte kennen, den Kopf schütteln und sagen sie habe im Knast nichts zu suchen. Ihre Inhaftierung hat Richter Reißer zu verantworten. Welch ein Zufall?!

Ich finde es – trotz des Gefühls von Willkür und der Tatsache, dass ich richtig gelitten habe (Schmerzen) – in einer Art und Weise nicht schlecht dort gewesen zu sein. Denn wer berichtet ansonsten über die Zustände?

Mehr erfährt ihr in meinem K(n)astor-Tagebuch, das ich hier veröffentliche. Ich hab viele Rheuma-Schmerzen in den Händen, ich tippe ab, wenn es gerade geht oder jmd mir dabei hilft, also kommen die Beiträge Stück für Stück über mehrere Tage verteilt. Ich poste sie als Einzelbeiträge und verlinke sie (oben).