Antiatomcamp 2014 am Nord-Ostsee-Kanal (NOK)

Aus der Zeitschrift GWR  Sommer 2014 – Nr. 390

Das diesjährige Antiatomcamp findet vom 9. bis zum 16. August 2014 in der Nähe von Kiel, Stadt der Landesregierung und Sitz der sogenannten „Reaktoraufsicht“, statt.

Das Antiatomcamp 2013 im Münsterland wurde durch zahlreiche Workshops und öffentlich wahrnehmbare Aktionen gegen die Brennelementefabrik Lingen und die Urananreicherungsanlage Gronau geprägt.

Beim diesjährigen Camp bleiben wir am Thema Uran und Atomtransporte dran. Schwerpunkt für Workshops und Aktionen sollen die zahlreichen Atomtransporte, die über den Nord-Ostsee-Kanal führen, sein. Die  militärische Dimension des weltweiten Urangeschäftes wollen wir ebenfalls im Blick behalten. Um den Zugriff auf Ressourcen wie Uran, Kohle und Öl wird global Krieg geführt, deswegen halten wir das auch in diesem Zusammenhang für ein wichtiges Thema. Hier bieten Rüstungsindustrie und NATO-Marinestützpunkt zahlreiche antimilitaristische Interventionsmöglichkeiten in und um Kiel.

Auf dem Camp ist selbstverständlich auch Platz für andere Themen und Aktionsideen. Wir wünschen uns eine Mischung aus Workshops und kreativen Aktionen, freuen uns auch auf ein nettes Kulturprogramm.

Es gibt zahlreiche Gründe, die Atomtransporte durch das NOK zum Schwerpunktthema des Camps zu machen.

Aus der Zeitschrift GWR  Sommer 2014 – Nr. 390

Das diesjährige Antiatomcamp findet vom 9. bis zum 16. August 2014 in der Nähe von Kiel, Stadt der Landesregierung und Sitz der sogenannten „Reaktoraufsicht“, statt.

Das Antiatomcamp 2013 im Münsterland wurde durch zahlreiche Workshops und öffentlich wahrnehmbare Aktionen gegen die Brennelementefabrik Lingen und die Urananreicherungsanlage Gronau geprägt.

Beim diesjährigen Camp bleiben wir am Thema Uran und Atomtransporte dran. Schwerpunkt für Workshops und Aktionen sollen die zahlreichen Atomtransporte, die über den Nord-Ostsee-Kanal führen, sein. Die  militärische Dimension des weltweiten Urangeschäftes wollen wir ebenfalls im Blick behalten. Um den Zugriff auf Ressourcen wie Uran, Kohle und Öl wird global Krieg geführt, deswegen halten wir das auch in diesem Zusammenhang für ein wichtiges Thema. Hier bieten Rüstungsindustrie und NATO-Marinestützpunkt zahlreiche antimilitaristische Interventionsmöglichkeiten in und um Kiel.

Auf dem Camp ist selbstverständlich auch Platz für andere Themen und Aktionsideen. Wir wünschen uns eine Mischung aus Workshops und kreativen Aktionen, freuen uns auch auf ein nettes Kulturprogramm.

Es gibt zahlreiche Gründe, die Atomtransporte durch das NOK zum Schwerpunktthema des Camps zu machen.

Drehscheibe NOK

Um die Atomkraftwerke mit Brennstoff und vor allem die Uranfabriken in Gronau und Lingen mit Rohmaterial für die Produktion zu versorgen, fahren jährlich Tausende Atomtransporte durch das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, darunter auch zahlreiche per Schiff. Auf dem Nord-Ostsee-Kanal beispielsweise fahren etwa wöchentlich Schiffe mit radioaktivem Material. Dabei ist der Kanal die meistbefahrenste künstliche Wasserstraße der Welt – mehr als 33 000 Schiffe fahren jährlich die fast 100km zwischen Nord- und Ostsee.

Transportiert wird unter anderem Uranerzkonzentrat (oft Yellow Cake genannt). Die Radioaktive Fracht der Schiffe aus Russland oder Afrika fährt über den Nord-Ostsee-Kanal nach Hamburg und von dort per Bahn zur Comuhrex Konversionsanlage im südfranzösischen Malvési bei Narbonne. (Bericht zum jüngsten beobachteten Transport)

Auf dem Nord-Ostsee-Kanal wurden außerdem Transporte mit Uranhexafluorid beobachtet. In noch nicht angereichertem Zustand ist die radioaktive Fracht meist für die Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau (oder ihre Schwesteranlage in Almelo in den Niederlanden) bestimmt. Sie wird per LKW aus Hamburg weiter transportiert. Gefährlich bei Uranhexafluorid ist, dass es mit Wasser zu hochgiftiger, ätzender Flusssäure reagiert, die schnell tödliche Auswirkungen hat.

Angereichertes Uranhexafluorid und Uranoxid-Tabletten oder -Pulver , das für die Brennelementefabrik in Lingen bestimmt ist, fährt ebenfalls über den Nord-Ostsee-Kanal. In Lingen werden daraus Brennelemente hergestellt.

Es liegen auch Informationen über den Transport von Brennelementen vor. Diese werden über den Nord-Ostsee-Kanal nach Hamburg gebracht und von dort auch per LKW weiter befördert, beispielsweise in AKW in die Schweiz.

Gefahren

Neben den dauerhaften Gefahren durch die radioaktive Strahlung, die von den Transporten ausgeht, gibt es immer die Gefahr eines Unfalls. Die Transporte sind weder besonders gesichert, noch fahren die Schiffer besonders aufmerksam, wie sich an einem Zusammenstoß der Mikhail Lomonosov mit einer Segelyacht auf der Ostsee bei Rügen im Herbst 2013 zeigte. In Kanada fielen im März 2014 beim Verladen Uranhexafluorid-Fässer runter und am 1.Mai jährt sich der Brand der Atlantic Cartier im Hamburger Hafen, der beinahe verheerende Folgen gehabt hätte, denn an Bord war ein Gefahrgutcocktail aus Brennelementen, Uranhexafluorid, Munition und Ethanol. (Bericht über Aktionen zum Jahrestag der Katastrophe)

Gerade auf dem Nord-Ostsee-Kanal kommt es besonders oft zu Unfällen, weil sich viele Schiffe auf engem Raum begegnen, gleichzeitig können Unfälle dort besonders katastrophale Auswirkungen auf die Bevölkerung haben. Erst im Oktober 2013 stieß ein Frachter im Nord-Ostsee-Kanal mit einem Gastanker zusammen, unter anderem wurde ein 5x8m großes Loch in den Rumpf gerissen und der Kanal musste mehrere Tage gesperrt werden.

Ein effektiver Katastrophenschutz ist bei solchen Unfällen nicht möglich. Schon nach den vorliegenden Plänen dürfen die für Gefahrgut zuständigen Spezialeinheiten nach einem Erlass des Innenministeriums 40 Minuten brauchen und bei größeren Unfällen ist das Havariekommando in Cuxhaven zuständig.1 Bei über 98km Nord-Ostsee-Kanal ist das ein langer Weg, wenn in der Nähe von Kiel etwas passiert. Als erste Kräfte vor Ort würden Berufs- und freiwillige Feuerwehr ankommen, die nicht über die besonderen Gefahren informiert sind. Bei einem Brand könnte sich Uranhexafluorid schnell als Giftwolke verbreiten, eine Evakuierung wäre so schnell gar nicht möglich.

In der Regel werden weder Bevölkerung noch Feuerwehren vorab über die gefährlichen Transporte informiert und können dementsprechend bei Unfällen nicht reagieren. Viele Transporte mit Uranerzkonzentrat beispielsweise tauchen nicht mal im Nachhinein bei den Genehmigungslisten des Bundesministeriums für Strahlenschutz auf.

Mit der Kennzeichnung und der Sicherheit der Ladung nehmen es einige Reedereien nicht so genau. Laut Antwort auf eine kleine Anfrage im Hamburger Senat2 wurden zwischen Juni 2013 und Februar 2014 bei 495 Kontrollen 13 sicherheitsrelevante Mängel und 65 „sonstige Mängel“ festgestellt, dabei handelte es sich beispielsweise um falsche Kennzeichnungen. Bei Unfällen wird das schnell auch sicherheitsrelevant. Auf Sicherheit kann mensch sich bei Atomindustrie und Transporteuren nicht verlassen!

Aktiv werden!

Kommt zum Antiatomcamp vom 9. bis 16. August und mischt euch ein! Infos zum Camp findet ihr auf der Camp-Homepage3, Programmvorschläge könnt ihr uns per Mail4 schicken.

Die Transporte sind die Achillesferse der Atomindustrie – Sorgen wir für keine ruhige Minute!

Atomausstieg ist Camparbeit!

Eichhörnchen

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1 DRS 0323/2013 Kieler Stadtrat zu Havarien auf NOK

4 Mail: antiatomcamp(ät)nirgendwo.info