Aus der französischen satirischen Zeitung „ Le Canard enchaîné“ vom 4. Juni 2014
Beton ist eigentlich sein erster Beruf. Das Unternehmen Bouygues hat aber beim Abgießen von Beton für das EPR-Reaktorgebäude ganz schön viel Mist gebaut. EPR steht für ein Atomreaktor neuer Generation, das sich in Flamanville (Manche Département) im Bau befindet. Im Dezember uferte die Ausschalung des Betons aus. Die Techniker entdeckten statt einer dichten Mauer, einen mit zahlreichen Löchern übersäten Beton. Einige Löcher erreichten die Rekordtiefe von 42 cm.
Bei den Arbeiten ging es um die Errichtung des oberen teils des Reaktorgebäudes, der bei einem Leck den Austritt von Radioaktivität in die Atmosphäre verhindern soll. Infolgedessen musste der König der Maurerkelle Bouygues prompt die Arbeit wieder aufnehmen, ein teil des Betons abbrechen und den Schaden mit speziellem Zement zu reparieren. Ergebnis: 4 zusätzliche Monate Zeitverzögerung für eine Baustelle, die bereits um 2 Jahre im Verzug ist. Bouygues und die Direktion der EDF schwören jedoch dem „ Canard“ gegenüber dieser x-ter Zwischenfall werde keine Auswirkung auf den Zeitplan haben.
Solch ein Scherz kommt ausgerechnet, wenn strömender Regen den frisch gegossenen Beton bis auf die Kieselsteine und den Zement wegwäscht. Um solche Unannehmlichkeiten zu vermeiden, hätte sich das Unternehmen nur an die Anweisungen der atomaren Aufsichtsbehörde (ASN) halten müssen, die vom Unternehmer schriftlich verlangte, dass er seinen Beton bei unbeständigem Wetter nicht abgießt.
In der Tat, an dem Tag goss es wie aus Kubeln. Der „Betonneur“ Bouygues setzte sich aber darüber hinweg, um Zeit zu gewinnen. Er setzte auf einen einfachen Schauer. Verloren: statt den paar Tropfen, schüttete es sintflutartig in Flamanville. Der Freund Bouygues ist kein Unbekannter. Schon 2008 und dann 2010 und 2011 verschickte die Atomare Aufsichtsbehörde (ASN) der EDF unmissverständliche Briefe. Darin beklagte sie sich über zahlreiche Mängel. Die Kontrolleure wussten nicht mehr womit sie anfangen sollten: zwischen dem rissigen Fundament, den Mauern, die wie Schweizer Käse aussahen und der Armierung vom Stahlbeton. Muss man Bouyges sagen „laisse béton“?
Das Wortspiel am Ende kann ich leider nicht übersetzen: Sinngemäß bedeutet es „lass es sein, lass es fallen“. Das französische „béton“ hat hier nicht die Bedeutung von „Beton“, sondern kommt von „tomber“, auf Deutsch „fallen “ Dieses „fallen “ wird in der in Frankreich beliebten Sprache „Verlan“ – französische Sprache , in der die Wortsilben in umgekehrter Reihenfolge gesprochen werden – dann zu „béton“.
Autor: H.L.
Übersetzung: Eichhörnchen – Die Übersetzung solcher Texte ist wegen der zahlreichen Wortspiele und der im ironischen Ton verwendeten Umgangssprache eine Herausforderung.
Text im Original: