Sowas kommt von Sowas – Hausbesetzung in Lüneburg

Heute am 1.7. 2020 haben wir das leerstehende Haus in der Willy-Brandt -Straße in Lüneburg besetzt. Es soll von nun an als Wohn- und Kulturprojekt genutzt werden. Mit der Aktion stellen wir dar, dass die Wohnpolitik der Stadt Lüneburg unter Oberbürgermeister Mädge nicht mehr toleriert wird.

Hausbesetzung am 1.7.2020 in Lüneburg
Hausbesetzung am 1.7.2020 in Lüneburg

Es war einiges los in Lüneburg vergangene Woche. Die Räumungsverfügung gegen die Bauwagen auf dem Grundstück unseres Wohnprojektes Unfug hat zu zahlreichen Soli-Aktionen geführt. Es tut Lüneburg gut, dass in Sache Wohnungspolitik einiges los ist. Denn es wird seitens der Politik viel geredet. Das ist aber leider nur Fassade. Real passiert kaum was… oder es läuft in die falsche Richtung. Wie hier mit der Zerstörung des inklusiven sozialen Konzepts beim Wohnprojekt Unfug. Oder nun auch die Räumung der Hausbesetzung und Weigerung im Stadtrat den Dringslichkeitsantag von DIE LINKE dazu überhaupt zu behandeln. (Ich war dort als freie Journalistin anwesend, Bericht folgt.)

Ich übernehme die Mitteilung zur Hausbesetzung von vergangenem Donnerstag. Es war eine starke wichtige Aktion! Lüneburg braucht noch mehr davon!

Pressemitteilung vom 1.7.2020

Heute am 1.7. 2020 haben wir das leerstehende Haus in der Willy-Brandt -Straße in Lüneburg besetzt. Es soll von nun an als Wohn- und Kulturprojekt genutzt werden. Mit der Aktion stellen wir dar, dass die Wohnpolitik der Stadt Lüneburg unter Oberbürgermeister Mädge nicht mehr toleriert wird. Die Stadt Lüneburg rühmt sich mit ihrem Wohnungsbauprogramm „Zwo21“ und will nach eigener Aussage damit genügend Wohnraum für alle Menschen in dieser Stadt schaffen. Es entstehen jedoch nur Eigentumswohnungen, luxuriöse Mietwohnungen und ein verschwindend geringer Anteil an Sozialwohnungen. Nach dem Willen der Stadtverwaltung und des Stadtrats soll die Stadt nur jenen Menschen zugänglich sein, die genügend Kapital besitzen. Wer das nicht hat, wird aus der Stadt verdrängt.

Seit dem heutigen Tag darf das Wohnprojekt Unfug in Kaltenmoor ihre Bauwagen nicht mehr zu Wohnzwecken verwenden. 6 Erwachsene und 2 Babies haben dadurch ihr zu Hause verloren. Diese Menschen haben nun keinen Ort mehr um ein gemeinschaftliches und solidarisches Leben zu erproben und dem Ausverkauf der Stadt etwas entgegen zu setzen.

„Wie herzlos muss der Oberbürgermeister sein, um während einer Pandemie Menschen obdachlos zu machen. In Lüneburg findet sich nicht innerhalb von 2 Wochen eine bezahlbare Wohnung für eine kleine Familie“, meint eine der Besetzer*innen.

Deshalb haben wir uns entschieden dieses Haus zu besetzten, um den durch die Stadt zerstörten Wohnraum wiederherzustellen. Dieses Projekt soll ein Leuchtfeuer für mehr davon sein. Schon letztes Wochenende wurde in Lüneburg durch die Errichtung eines Protestcamps deutlich gemacht, dass die Politik des Oberbürgermeisters nicht mehr toleriert wird.

„Der von uns geöffnete Raum soll gemeinschaftlich und solidarisch gestaltet werden. Alle Personen können sich miteinbringen und diesen Ort zu einem wundervollen Zeichen für eine rebellische und widerständige Stadt machen.“, sagt eine weitere Besetzer*in.

Die heutige Besetzung ist auch ein Zeichen an die Stadtpolitik. Ihr werdet uns nicht los! Wenn ihr unsere Freiräume angreift, schaffen wir Neue. Eure Repression lässt uns zusammenrücken und gemeinsam zurückschlagen. Wir werden nicht länger ruhig sein, sondern uns diese Stadt zurückholen.

Unfug Bleibt!

Gegen die Stadt der Reichen!

Die rebellische und solidarische Stadt organisieren!

Update vom 2.7. um 6 Uhr

Wir haben ein Update erhalten!

Hausbesetzung auf der Willy-Brandt-Straße in Lüneburg dauert trotz polizeilichem Räumungsversuch in der Nacht an

gegen 2:30 sind Polizisten samt Polizeihund in das besetzte Haus eingedrungen und haben versucht mit Gewalt die Besetzung noch im Dunkeln der Nacht zu räumen. Eine Person wurde vom mehreren Polizisten niedergeschlagen, gefesselt und aus dem Haus gezerrt, ist aber mittlerweile wieder frei. Die anderen Hausbesetzerinnen haben sich auf das Dach des Hauses begeben. Zwei Hausbesetzer haben sich vom Balkon abgeseilt und hängen dort mit einem Banner. Kurz darauf wurde die angemeldete Mahnwache vor dem Haus von der Polizei erheblich gestört. Zwei Versammlungsteilnehmer wurden aus bislang unbekannten Gründen festgenommen. Dirk Neumann, der für die AFD im Lüneburger Stadtrat sitzt und gleichzeitig als Polizist arbeitet war an einer Festnahme beteiligt. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt, die Polizei scheint eingesehen zu haben, dass eine schnelle Räumung bei Nacht und Nebel unmöglich ist. Die Besetzerinnen harren weiter auf dem Dach und am Balkon hängend aus. Andere Akivistinnen haben es sich vor dem Haus bei der Mahnwache gemütlich gemacht. Es ist möglich, vorbei zu kommen.

Update am Abend

Nach fast 20 Stunden erfolgreicher Besetzung wurde das Gebäude geräumt.
Wir haben die Info erhalten, dass alle Besetzer*innen wieder auf freiem Fuß sind und trotz des teilweise völlig unverhältnismäßigem Einsatz von Gewalt seitens der Polizei geht es allen soweit gut.

Video

Hausbesetzung in Lüneburg

Landeszeitung