Klimaschutz ist Kletter- und Buddelarbeit
Am Dienstag früh begann die Polizei, den Hambacher Forst zu räumen. Seit April hielten Anti-Braunkohle-AktivistInnen ein Waldstück besetzt, um den Klimakiller RWE an Rodungen für sein Tagebau zu hindern. Der Braunkohletagebau zerstört Landschaften und Wälder – zum Betreiben von Kohlekraftwerke, die ebenfalls die Umwelt zerstören. In Frankreich bei Notr Dame des Landes wurde für den Bau eines neuen Flughafens durch das Unternehmen Vinci ein Seit zwei Jahren besetztes Gebiet gewaltsam durch die Polizei geräumt. Ich selbst habe mich in der Vergangenheit an Baumbesetzungen gegen Kohletagebau und Flughafenbau beteiligt und weiß wie es sich anfühlt, wenn die Umwelt vor meinen Augen zerstört wird, ganze Wälder gerodet werden. Ich wurde sodann auch noch vor Gericht gestellt. Und im Namen dieser Klimazerstörungen, Pardon es heißt im Namen des Volkes, verurteilt.
Alle reden von Klimaschutz, doch wer sich aktiv hierfür einsetzt, wird kriminalisiert und aus dem Weg geräumt. Zum Schutz der Profiten von Klimakiller-Konzerne wie RWE, Vattenfall oder auch Vinci ist kein Polizeieinsatz zu viel.
Im Hambacher Forst ist noch kein Ende der Räumung in Sicht. Ein Aktivist, der sich in einem Erdtunnel sechs Meter unter der Erde festgekettet hat, macht es der Polizei zu schaffen. Zuvor wurden rund 25 AktivistInnen geräumt. Einige hatten sich an Betonblöcke in Bäumen festgekettet, andere lieferten sich ein Katz- und Mausspiel mit der Polizei in den Baumkronen. Zwei KletterInnen harrten eine Nacht ohne Kälteschutz in den Bäumen aus, die Polizei wollte sie zum aufgeben bringen, indem sie ihnen Versorgung von unten verweigerte. Schon vor der Räumung hatten RWE und Polizei regelrechte Stimmungsmache gegen die UmweltaktivistInnen und sie – willkürlich – für angeblich begangenen schweren Straftaten verantwortlich erklärt. Das Prinzip der Unschuldvermutung ist ihr fremd. Anzeigen gegen Sicherheitsbeamten, die die BewohnerInnen des Widerstanddorfes in den Bäumen angriffen, wollte sie dagegen nicht aufnehmen. Die Vorgänge wurden auf dem Blog der Waldbesetzung festgehalten. Es ist keine neue Vorgehungsweise der Behörde. Als ich in Lakoma in Gewahrsam kam, nachdem meine große Eiche Stück für Stück mit der Kettensäge bis wenige Zentimeter über meinen Kopf für den Braunkohletagebau von Vattenfall abgesägt worden war, wurde ich auf der Wache zu sämtlichen Straftaten verhört, die ich nicht begangen haben konnte, weil ich die ganze Zeit in meinem Baum verbracht hatte. Ich weiß nicht mehr ob es 20 oder 50 angebliche Straftaten waren. Die Vorwürfe sind auf jeden Fall im Polizeicomputer gespeichert geblieben, obwohl es hierfür nie eine Verurteilung gab.
Heftiger zur Sache ging es in den letzten Wochen in la ZAD bei Notre Dame des Landes in der Nähe von Nantes (Frankreich). Dort soll ein Flughafen gebaut werden – obwohl es in unmittelbarer Nähe bereits mehrere Flughäfen gibt. Das für den Flughafen vorgesehene Gelände wurde vor zwei Jahren besetzt: Ob in Häuser Camps oder in Bäumen, ließen sich zahlreiche Menschen nieder. „ZAD“steht für „Zone d’Aménagement Différé“ (Zone für eine unterschiedliche Nutzung). Die AktivistInnen haben Zone À Défendre daraus gemacht: Zone zu verteidigen. In Notre Dame des Landes haben die AktivistInnen mit der extrem gewalttätigen Militärpolizei zu tun. Die Räumung einer Baumbesetzung lief äußerst gefährlich ab.
Die AktivistInnen lassen sich aber nicht einschüchtern! Für den 17. November ist eine Wiederbesetzungsdemo geplannt. Am 19. November soll dann der Wald wiederbesetzt!
Mehr Infos gibt es auf der Homepage der ZAD AktivistInnen – sowie ein Hintergrundartikel und aktuelle Infos auf Deutsch auf Indymedia-Linksunten.
Im Hambacher Forst geht es auch darum „Öffentlichkeit zu erzeugen um im nächsten Jahr genug Aktive zu sein um den nächsten Rodungsabschnitt komplett zu verhindern“ wie es auf dem Blog der AktivistInnen heißt.
Kimaschutz von Unten ist Kletter- und Buddelarbeit!