Quelle: www.nirgendwo.info
Am 02.06.2016 wurde die Anti-Atom-Aktivistin Hanna Poddig in Vechta aus der Haft entlassen.
Wie von ihr beabsichtigt hat sie von der Geldstrafe zu der sie wegen der Blockade eines Atomtransportes verurteilt worden war einen Teil abgesessen und den Rest bezahlt. Die ersten Wochen ihrer Haft verbrachte sie in der JVA Hildesheim bevor sie letzte Woche nach Vechta verlegt wurde. Am vergangenen Freitag wurde sie nach etwas über dreiwöchiger Haft von ihren Unterstützer_innen freigekauft.
„Das System Knast ist nicht reformierbar“ fasst sie ihre Eindrücke zusammen. Selbst unter den Justizangestellten hielten die meisten das Einsperren eines Großteils der inhaftierten Frauen für Steuerverschwendung. „Daran, dass die Bestrafung den Frauen helfen würde, glaubt im Knast kaum jemand.“ so Hanna Poddig. Mit dem Verweis datrauf, Dinge „müssten eben so sein“ und auch sie würden ja „nur ihren Job machen“ entledigten sich die Angestellten von der Verantwortung für ihr Handeln. „Wir brauchen dringend eine gesellschaftliche Debatte zum Sinn und Unsinn von Kast und Strafe und müssen Knäste zu Baulücken machen“ fasst Poddig zusammen.
„Kritische Stimmen im Knast sind unerwünscht. Ein Brief von mir mit einer Schilderung eines mir besonders absurd vorkommenden Vorgangs wurde von der Anstaltsleiterin Frau Heim schlicht zensiert und angehalten.“ so Hanna Poddig. In der Verfügung dazu hieß es, das Schreiben enthielte „grob unrichtige oder erheblich entstellende Darstellungen von Anstaltsverhältnissen“. Weder der angehaltene Brief noch die Verfügung mit dem Grund wurden der Gefangenen ausgehändigt. Dass sie sowohl Brief als auch Verfügung nun mit Haftentlassung ausgehändigt bekam, geschah explizit gegen den Willen der JVA Leiterin Heim aus Hildesheim. Die hatte Angst, die Aktivistin könnte die vermeintlich sinnentstellten Widergaben nach Haftende weiterverbreiten. Erst die Verlegung nach Vechta entspannte die Situation, die Lesekontrolle der ausgehenden Post endete und Verfügung und Brief wurden bei der Haftentlassung ausgehändigt.
„Dass ich mich vegan ernähre hat zusätzlich zu erheblichen Auseinandersetzungen geführt“ so Poddig. Erst ein Eilverfahren am Amtsgericht Vechta führte schließĺich zu der Entscheidung, dass die Aktivistin ein erhöhtes Taschengeld erhalten solle, um sich vegane Produkte selbst kaufen zu können. „Wer im Knast etwas erreichen will, muss sich wehren. Und wer nicht., wie ich, draußen einen großen Unterstützer_innenkreis hat, der hat es natürlich erheblich schwerer“ resümiert die Aktivistin. Sie hatte Briefe aus Frankreich, Schottland, Belgien und den USA erhalten und mehrere Konzerte vor dem Knast fanden aus Anlass ihrer Inhaftierung statt. Jetzt will sie sich wieder dem Thema der Atomtransporte zuwenden, ab nächster Woche per Info-Flosstour auf Mosel und Rhein und natürlich auf dem Neckar sobald dort die Castoren transportiert werden.