Ich habe der NOZ ein Leserbrief geschrieben. Der Artikel bedient sich ableistischen Stereotypen. Der Artikel der NOZ ist hier (Anhören geht auch mit Bezahlsperre) Ob der Leserbreif erschienen ist, weiß ich nicht.
« Herr Roggendorf berichtet über ein Gerichtsverhandlung vom 16.7. am Amtsgericht Lingen. Dabei hängt er sich an Nebensächlichkeiten auf, wie Beispielsweise die Begründung eines Antrages durch die Angeklagte Person mit einer Lese- Rechtschreibschwäche. Zugleich wird mehrfach betont wie fließend die Person die Anträge vorliest. Auf mich macht es den Eindruck, der Journalist wolle die Angeklagte Person bloß stellen. Der Artikel suggeriert, dass die Person vortäuscht. Solch eine Darstellung ist ableistisch.
Beim Ableismus – aus dem Englischen to be able – geht es u.a. darum, wie nicht-behinderte Menschen das Leben von Menschen mit Behinderung bewerten; welche Bilder und Stereotypen sie im Kopf haben, wenn sie an behinderte Menschen denken.
Der Journalist reproduziert Stereotype über Behinderung nach dem Motto, „du hast die und die Diagnose also musst du diese und jene Einschränkungen haben, wenn ich die Einschränkung nicht wahrnehme, zweifele ich diese an.“ Dabei ist er kein Arzt. Ob die Angeklagte Person eine Lese- Rechtschreibschwäche hat, kann er nicht beurteilen, erst recht nicht anhand ein paar vorgelesenen Anträgen. Eine Lese- Rechtschreibschwäche kann zu Folge haben das insbesondere das Schreiben, dem Menschen schwer fällt. Dass Texte zwar gelesen werden können, aber das Verständnis eingeschränkt ist, usw.
Auf die ableistische Darstellung hinzuweisen liegt mir am Herzen, da ich selbst als chronisch Kranke mit rheumatoider Arthritis mit solchen Stereotypen und Andeutungen konfrontiert werde.
Beispielsweise: Die Menschen denken, ich kann kein Rheuma haben, ich sei dafür zu jung. Ich treibe Sport, klettere in Bäumen, also kann ich nicht behindert sein. Ich kann meine Beine bewegen, also brauche ich keinen Rollstuhl und täusche nur vor. Die Bemerkung habe ich oft gehört, obwohl Fakt ist, dass die Überwiegende Mehrheit der Rollstuhlnutzenden, nicht querschnittsgelähmt ist. Ich könnte die Auflistung lange fortsetzen.
In diesem Sinne würde ich mich über eine Berichtserstattung ohne ableistische Vorurteile freuen.
Cécile Lecomte »