Ich übernehme die gemeinsame Pressemitteilung von ROBIN WOOD und Aktion 3. Welt Saar zum 30. Jahrestag der spektakulären Kühlturmbesetzung am AKW Cattenom in Lothringen. Damals wie heute ist der gemeinsame Widerstand gegen die todbringende Atomindustrie über die Grenzen hinaus von großer Bedeutung!
Es war die bis heute spektakulärste Widerstandsaktion, die vor genau 30 Jahren an den vier Atommeilern im französischen Cattenom an der Mosel stattfand: Am Morgen des 10. Oktober 1986 bestiegen neun Aktivisten von Robin Wood einen Kühlturm in Cattenom und hissten ein Transparent „Strom ja – so nicht! Non au Nucléaire“.
Unterstützung bekam die Hamburger Umweltschutzorganisation von der französischen Partnerorganisation Robin des Bois sowie von der Aktion 3.Welt Saar, die verantwortlich mitarbeitete in der Internationalen Aktionsgemeinschaft gegen Cattenom. Anlass der Aktion war das Festhalten der französischen Electricité de France (EDF) und der deutschen Betreibergesellschaft Preussen Elektra am Weiterbau der Atomkraftwerke Cattenom und Brokdorf – trotz des Atomunfalls in Tschernobyl im gleichen Jahr, der Europa bis heute radioaktiv belastet.
„Wir besuchten mehrere Wochen lang mit Aktiven von Robin Wood aus Hamburg die Gegend um das AKW und führten Gespräche mit Atomgegnern aus Frankreich, Luxemburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Ziel war es, ohne abhöranfällige Telefonate die Atomgegner im Dreiländereck auf diese clandestine Aktion vorzubereiten und für den Tag X Menschen zu mobilisieren“, so Roland Röder von der Aktion 3.Welt Saar.
„Für uns war es wichtig, diese Aktion gemeinsam mit Atomgegnern in der Region um Cattenom zu gestalten“, so Anne Scheerer von Robin Wood. „Wir haben mit dieser Aktion ein deutliches Zeichen gegen den atomaren Wahnsinn gesetzt. Und das tun wir auch heute noch, 30 Jahre danach, sowohl bei Robin Wood, als auch bei der Aktion 3.Welt Saar.“
Am Freitag, den 10. Oktober 1986, besuchte zunächst eine 24-köpfige „Projektgruppe“ auf Einladung der Kraftwerksleitung die Baustelle des AKW Cattenom, dessen Block 1 kurz vor der Inbetriebnahme stand. Den Besuch angemeldet hatte der „Projektleiter“ Studienrat Robert Wald, der mit einer Gruppe „arbeitsloser Jugendlicher und Lehrer“ das Projekt „Atomkraftwerke und der Lebensnahbereich“ initiiert hatte, die zuvor schon im AKW Brokdorf gewesen war.
Während die „Projektgruppe“ bei der offiziellen Besichtigung der AKW-Baustelle mitgebrachte Transparente am Reaktorgebäude von Block 3 und an zwei Kühltürmen befestigte, erklommen neun andere Robin Wood-Aktivisten den Zaun um das AKW. Im dichten Nebel bestiegen sie einen weiteren Kühlturm und hissten ihr Transparent. Gleichzeitig setzten die Aktivisten der Aktion 3.Welt Saar eine Telefonkette in Lothringen, Luxemburg und Deutschland in Bewegung, um mehr Atomkraftgegner und Presse an den Ort des Geschehens einzuladen. Rund 200 Demonstranten kamen spontan zum AKW, wurden aber schnell von Polizei und Militär zurückgedrängt und mit entsicherten Maschinenpistolen auf dem Marktplatz des Örtchens Cattenom in Schach gehalten.
Als der Nebel aufriss, wurde das Fiasko für den AKW-Betreiber sichtbar: Neun Aktivisten hatten es problemlos an allen „Sicherheitsschleusen“ vorbei von dem 300 Meter langen Rundweg aus bis auf den 165 Meter hohen Kühlturm von Block 2 geschafft und die Transparente gegen Cattenom gut sichtbar angebracht.
Viermal wurden die Kühlturmbesetzer von Hubschraubern aus attackiert und mit einem Benzin-Wasser-Reizgas-Gemisch besprüht. Die Besatzung des Hubschraubers trug Gasmasken. Um 19.30 Uhr, als eine gewaltsame Räumung des Kühlturms von der Polizei angedroht wurde, entschieden sich die Umweltaktivisten zum Abstieg.
Die Aktion war ein großes Thema in den Medien: Tagesschau, Spiegel, Süddeutsche sowie luxemburgische und französische Medien berichteten über die spektakuläre Kühlturmbesetzung des AKWs.
Angesichts – trotz festgestellter Materialmängel – weiter laufender Atomanlagen in beiden Ländern sowie AKW-Neubauplänen und dem Desaster um die Lagerung des Atommülls halten Robin Wood und die Aktion 3.Welt Saar grenzüberschreitenden Widerstand gegen Atomanlagen und verstärkte Anstrengungen für eine Energiewende weiterhin für dringend geboten.
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Die AKTION 3.WELT SAAR e.V. ist eine allgemeinpolitische Organisation, die bundesweit arbeitet. Ihren Sitz hat sie seit Gründung 1982 im Saarland. Sie setzt sich für eine dezentrale Produktion von Energie ein, engagiert sich seit Beginn aktiv gegen das Atomkraftwerk Cattenom in Lothringen und arbeitet bis heute in der Internationalen Aktionsgemeinschaft gegen Cattenom mit. Ebenso engagiert sie sich auch gegen das geplante Atommüllendlager in Bure, ebenfalls in Lothringen. Beide Großprojekte liegen in der Region Saar-Lor-Lux.
ROBIN WOOD e.V. ist eine seit 1982 bundesweit agierende Umweltorganisation mit Sitz in Hamburg. Kampagnen-Schwerpunkte sind Energie ohne Kohle und Atom, der Erhalt der Wälder, eine ökologische Verkehrswende sowie Klimaschutz.
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Mehr Informationen:
Fotos von der Aktion unter www.robinwood.de und www.a3wsaar.de ( © Hinrich Schultze)
Ebenfalls dort: Berichte von Aktionsbeteiligten, Presseartikel und mehr.
Flickr-Album: https://www.flickr.com/photos/robinwood/sets/72157673619210050