Der Wald Namens „Bois-Lejuc“ bei Bure in Lothringen soll der Baustelle für das französische atomare Endlagerprojekt „CIGÉO“ zum Opfer Fallen. Aktivist*innen halten ihn seit mehreren Monaten besetzt. Zahlreiche Menschen folgten dem Aufruf, Boden- und Baumhäuser im Wald zu bauen, Spaziergänger bewundern das wunderschöne Herbstfarbspektakel und es gibt jeden Sonntag ab 14 Uhr Café und Kuchen sowie Schnupperklettern im Wald. Es ist seit dem gerichtlich verhängten vorläufigen Baustopp und der Fall Mauer im Sommer ruhig geworden. Doch, das ist möglicherweise nur die Ruhe vor dem Sturm.
Hinweise auf eine kurz bevorstehende Wiederaufnahme der Bauarbeiten vermehren sich.
Der Gerichtsvollzieher ließ sich vor wenigen Wochen in Begleitung vom Sicherheitsdienst der ANDRA (Nationalagentur zur Entsorgung von radioaktivem Müll) blicken. Der „Commandant Dubois“, der Einsatzleiter der militärischen Polizei (Gendarmerie) in der Gegend, will Konstruktionen im Wald in Augenschein nehmen. Und die ANDRA scheint was die Baugenehmigung angeht, auf’s Tempo zu drücken. Die ANDRA hatte im Frühjahr 2016 mit Rodungen im Wald begonnen. Ziel ist es, eine über 5 Kilometer lange Mauer rund um den Wald zur errichten, als Schutzmaßnahme für die künftigen Bauarbeiten im Bereich des aktuellen Bois Lejuc. Dort sollen Lüftungsschächte für das zukünftige atomare Endlager gebaut werden. Dafür gibt es noch keine Baugenehmigung. Das Gericht hat am 1. August 2016 einen Baustopp verhängt, weil die Rodungsarbeiten ohne Rodungsgenehmigung durchgeführt wurden. Es gab der ANDRA 6 Monate Zeit, diese Genehmigung nachträglich einzuholen und die Situation zu regularisieren. Andernfalls müsse der Wald wieder Instand gesetzt werden.
Sowohl die ANDRA als auch die Genehmigungsbehörden wollen eine zügige Wiederaufnahme und Fortsetzung der Bauarbeiten durchpeitschen. Die Umweltbehörde hat diese Woche, wie aus dem Nichts heraus, erklärt, für die Wiederaufnahme der Bauarbeiten, also für die Erteilung einer Rodungs- und Baugenehmigung bedürfe es keiner Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Erteilung der Genehmigung wäre somit nur noch eine Formsache im Zuständigkeitsbereich der Präfektur, die CIGÉO bekanntlich auch gegen den Willen der Bevölkerung durchboxen will. Es ist damit zu rechnen, dass diese Genehmigung nun zeitnah erteilt wird. Der Weg wäre somit für die Wiederaufnahme der Rodungs- und Bauarbeiten frei – und eine Räumung der Waldbesetzung wahrscheinlich. Ob diese dann schon im Dezember oder erst im neuen Jahr statt findet, kann noch nicht gesagt werden.
Die Besetzer*innen lassen sich aber nicht entmutigen und rufen zur Unterstützung der Waldbesetzung auf.
Sollten die Bauarbeiten wieder beginnen, rufen die Aktivist*innen dazu auf, am darauf folgenden Samstag um 11 Uhr nach Bure zu kommen um dann in Massen in den Wald zu kommen! Infos gibt es dann auf der Homepage der Waldbesetzer*innen.
Es wird darüber hinaus für den 13. Dezember in den Wald mobilisiert. Ein Besetzer, Sven Lindstrom ist offizieller Bewohner des Waldes (mit Briefkasten und all das was dazu gehört). Eine Räumung der Besetzung soll dadurch erschwert werden, die ANDRA muss vor der Räumung ein Räumungstitel vor Gericht beantragen.
Sven hat am 13.12. Geburtstag. Und er will seinen 30. Geburtstag mit zahlreichen Menschen im Wald feiern! Kommt zahlreich nach Bure und unterstützt die Waldbesetzung! Und wenn ihr es nicht nach Bure schafft: Sven wünscht sich coole dezentrale Aktionen zum Thema Bure, Wald und atomares Endlager zum Geburtstag!
Die Adresse von Sven: Sven Lindstrom, Le Haut Chemin 55290 Mandres-En-Barrois, France.
Update vom 29. November 2016
Die Polizei hat sich heute im Wald blicken lassen, alles deutet auf eine baldige Räumung hin, die Besetzer*innen freuen sich über Unterstützung, hier die Meldung auf Englisch
Tension is rising in the the liberated forest of Lejuc, Bure:
the blue team has opened the game – reinforcements needed!
Recently we published an emergency call-out concerning the situation of our fresh, small but active forest occupation standing against the nuclear monster Andra and its CIGEO plan. On 24th of november, our eviction threat got concrete. The environmental authority decided to free Andra from carrying out an environmental impact study, opening its way towards the final destruction permit.
That very morning the blue team opened the game.
After the é’th decision, they are attempting to penetrate their way into the forest by any possible means. Sometimes they use excuses like «replanting trees», or civilian cops coming for a walk with their «families» on Sunday afternoons. Today they paid us three consecutive visit at the entrance barricade between 6:30 and 8 AM. Finally, they even tried to take that barricade1 with a comical attempt to appear credible in our eyes. Obviously they are testing our reactions and trying to wear us down so they can plan how to come next.
As the blue team opened the game, come and play with us! We are urgently asking reinforcements to come. The first official squatter of the Lejuc woods, Sven Lindstrom, decided to do his bit in making eviction matters more difficult for Andra by changing his home address in to the woods and throwing a themed birthday party on 13.12. As the first party crashers have now rattled at the gates, we urge our friends to come bounce them out of the forest next time they show up.
« Come in, bring your own beer and plenty of friends!» Sven wishes to add.