Vor einer Woche war ich auf Einladung des Vereins „Weibernetz“ für einen Workshop in Rheinsberg. Weibernetz ist nach eigener Darstellung auf der Homepage http://www.weibernetz.de ein bundesweiter Zusammenschluss von Frauen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen sowie den Landesnetzwerken und Koordinierungsstellen behinderter Frauen. Der Lange Name des Vereins ist: Bundesnetzwerk von FrauenLesben und Mädchen mit Beeinträchtigung.
Der Verein wurde 1998 gegründet, um die Lebenssituation von Frauen und Mädchen mit Behinderung und/oder chronischen Erkrankungen zu verbessern.
Ich habe mich über die Anfrage des Vereins gefreut. Ich kannte ihn nicht und fand es reizvoll, neue Menschen kennen zu lernen und ein Teil meiner Erfahrung als Aktivistin in einem neuen Kontext zu stellen weiter zu geben.
Politische Arbeit zum Thema Behinderung ist nie mein Schwerpunkt gewesen, obwohl ich selbst chronisch Krank bin und sowohl unter die Krankheit selbst als auch unter dessen gesellschaftlichen und sozialen Folgen leide. Es ich schwierig, nicht betroffenen Menschen zu vermitteln, was zum Beispiel eine körperliche Beeinträchtigung wirklich bedeutet. Nicht nur die Schmerzen, Ausgeschlagenheit sind für mich problematisch, sondern der ewige Kampf gegen die Krankenkasse, die jede Menge Schmerzmittel erstattet, aber nicht die notwendigen Hilfsmittel. Die Schwierigkeiten ingendwo hin zu kommen, wenn öffentliche Verkehrsmittel nicht vorhanden sind. Oder auch das Bedürfnis, dass das Umfeld die Behinderung berücksichtigt, dass man deshalb nicht ausgeschlossen wird aber auch das damit einhergehende Gefühl für andere Menschen eine Last zu sein, weil es einiges komplizierter macht. Und das ist nur ein Beispiel, mein Beispiel.
Eine Ausseinandersetzung mit dem Thema Rechte behinderter Frauen, Umgang mit Behinderung, fand ich deshalb spannend – ich werde diese fortsetzen, ich denke, die geknüpften Kontakte sind hier ein guter Anfang.
Angefragt wurde ich für einen Workshop „neue Aktionsformen der Selbsthilfe behinderter / chronisch kranken Frauen“. Den Workshop habe ich erst am Samstag gemacht, ich konnte mich die zwei Tage zuvor langsam einleben und an anderen Workshops teilnehmen. Spannend fand ich in der großen Gruppe die Aufzählung dessen, was die Bewegung behinderter Frauen durch ihr politisches Engagement bereits erreicht hat. Ich habe eine Broschüre mitgenommen, die die Entstehung des Vereins beschreibt, die lese ich gerade. Das finde ich auch spannend. Schließlich haben viele politischen Bewegungen vieles Gemeinsam. Und ja, gemeinsam sind wir stärker.
Selbstkritisch wurde das Thema Institutionalisierung betrachtet. Es ist eine Errungenschaft, dass behinderte Menschen in immer mehr Gremien vertreten sind. Dadurch ist aber vielleicht eine gewisse Kreativität der Anfänge verloren gegangen. Dazu passte das Thema des Workshops über Aktionsformen sehr gut. Ich habe schon geahnt, welche Aktionsformen den TeilnehmerInnen eher bereits bekannt sein würden und welche nicht. Ich habe meine Erfahrung als Aktivistin mitgebracht und ein Stück davon weiter gegeben – es ist nur der Anfang. Schließlich sind viele Aktionsformen flexibel zu verschiedenen Themen – also um als Behinderte für seine Rechte zu kämpfen – einsetzbar. Ich hatte mir Gedanken darüber gemacht, was als Aktionsform druch Menschen mit Behinderung umsetzbar sein – es ist klar dass ich nicht mit der Botschaft kommen kann; „ihr müsst alle klettern“. Es wäre außerdem irgendwie langweilig, wenn alle klettern würden… Die Vielfalt macht’s. Es ging also um kreative Formen des Straßenprotestes, um Kommunikationsguerilla, etc. Ob Smartmob, Radioballet, critical mass, Pink and Silver, Adbusting und Fake… Mein Eindruck ist, dass der Vortrag gut angekommen ist und einige Frauen schon Vorschläge für die konkrete Umsetzung einiger Ideen haben. Das finde ich natürlich toll und vielleicht reise ich hier und da für die Fortsetzung und Vertiefung, und vielleicht auch Unterstützung bei der konkreten Umsetzung. Mir tut es auch gut zu diesem Thema aktiv zu sein.