Die Nachricht sickerte gerade eben durch: Am heutigen Tag ist ein Uranzug in Südfrankriech entgleist. Er war möglicherweise auf dem Weg zu einer Urananreicherungsanlage (UAA) der Firma Urenco im Norden. Über das genaue Ziel des Transportes sind die Meldungen widersprüchlich, Deutschland und die Niederlande werden genannt. Sowohl in Deutschland als auch in Holland wird die Urananreicherungsanlage von der Firma Urenco betrieben, beide Anlagen liegen wenige Kilometer von einander entfernt. Sein Ziel kann nach Angaben des BBU auch das zentrale « Zwischenlager » der COVRA sein, das « Zwischenlager » für Uranoxid in Gronau soll nämlich erst 2014 in Betrieb gehen. Nein, die UAA ist nicht Teil des angeblichen « Atomausstiegs »… . Infos über das Zielort des Zuges liefert Areva nicht.
Der Zug transportiert Uranoxyd (U3O8), das ist etwas stabiler als der Uranhexafluorid (UF6), womit zahlreiche Transporte zwischen Frankreich und Deutschland beladen sind. In der Vergangenheit habe ich mich an zahlreiche Aktionen, auch Blockadeaktionen, gegen diese gefährlichen Transporte beteiligt.
Ich nutze die Gelegenheit, ein paar weitere aktuelle Atom-Infos aus Frankreich zu liefern
Der entgleiste Zug
Die Informationen über den Entgleisten Zug sind sehr dürftig. Informationen sickern erst Stunden nach dem Vorfall durch. Der Zug verunglückte kurz nach seinem Start aus Tricastin, im Departement Drôme (in Tricastin gibt es ein AKW, nebenan in Pierrelatte liegt die französische Urananreicherungsanlage)
Der Unfall ereignete sich in Saint-Rambert d’Albon (wie Tricatin Drôme-Departement) gegen 17:30 Uhr am Montag den 20.1.2013. Ursache für die Entgleisung soll die Fehlstellung einer Weiche bei Rangierarbeiten gewesen sein. Der Zug wird derzeit noch mit einem Kran wieder hergerichtet und auf die Schiene gesetzt (Stand 23:30 Uhr). Er soll anschließend seine Fahrt fortsetzen – Ungeachtet mehrerer Güter- und zum Teil schweren Gefahrgutzugunfälle, alles Entgleisungen in der Vergangenheit, wie Michael Schulze von Glaßer es 2008 schon richtig bemerkte (zu seinem damaligen Blog-Beitrag)
In einer Mitteilung spricht die Firma AREVA von « erreur mécanique » ; « mechanischer Fehler » soll ja harmlos klingen.
Es wurde keine Radioaktivistät freigesetzt, der Zug entgleiste nicht bei voller Fahrtgeschwindigkeit. Der Zwischenfall soll aber die Gefahren solcher Transporte – und er ganzen Atomindustrie – ins Bewustsein rücken. Die bevölkerung wird über diese Transporte nie informiert. Katastrophenpläne gibt es für den Notfall nicht.
UPDATE 23.1.2013:
Der französischen Eisnenbahngewerkschaft Sudrail zu Folge bestand der Zug aus 7 mit Uranoxyd -in Beton gegossen – beladenen Waggons und einem Castorbehälter (der Wagen auf dem Bild) . Wegen des Unglücks bleib ein weiterer Castorbehälter am Bahnhof stundenlang stehen. Die Castorbehälter hatten die Wiederaufbereitungsanlage La Hague zum Ziel. Ihr Abfahrtsort ist nicht bekannt. Dass Castorbehälter mit hoch radiaoktivem Atommüll Teil des entgleisten Zuges waren oder am Bahnhof in unmittelbarer Nähe standen gab AREVA erst nach Bekanntmachung der Vorfall durch die gewerkschaft Südrail. Die Gewerkschaft kritisert, dass keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden und BahnmitarbeiterInnen aber auch Einwohnerinnen und Zugreisende sich – über die Strahlung nichts ahnend – in der Nähe der Behälter aufhielten.
Castortansport aus Italien
Vor einer Woche fuhr ein neuer Castortransport von Italien zur Wiederaufbereitungsanlage La Hague. AtomkrafgegnerInnen hatten Protest angekündigt – Blockadeaktionen hat es gegen diese Transporte in Italien und Frankreich schon mehrere gegeben, darunter ein Betonblock… Ist keine deutsche Spezialität!
Aus Angst vor den Protestaktionen wurde die Route des Transportes kurzfritig geändert. Informiert wurde die Bevölkerung nur durch AtomkrafgegnerInnen.( info auf Französisch (Presse) ; Route des Transportes auf der Homepage von Sortir du nucléaire )
Säge gegen Säge beim Hochspannungsleitungsbau
In Le Chefresne ist es nun soweit, die Kettensägen der Hochspannungsleitung habe mit dem Sägemassaker im Wald La Bévinière begonnen. Dem dezentralen Aktionsaufruf anlässlich der Fällungen folgten einige Menschen, einige Strommasten (u.a. im Osten Frankreichs) fielen Absägeaktionen zum Opfer. In der Nähe der Baustelle in Montabot wurde weiter ein Haus gekauft. Es soll nach Restaurierung als Anlaufstelle für den Widerstand dienen. Der Kampf geht also munter weiter.
Zu den Hintergründen des Kampfes gegen einen AKW- und einen HSL-Neubau in der Normandie: Artikeln und Radiobeitrag auf Deutsch
Aktuelle Infos auf Französisch
Berufungsverhandlung gegen CastorgegnerInnen
Sie Stoppten den Castortransport nach Deutschland 2010 in Caen mit einer Ankettaktion. Sie wurden bei ihrer Entfernung aus den Gleisen von der Polizei schwerverletzt: Verbrennung des dritten grades, notwendige Haut-Tranplantation, Sehnen durch die Flex der Polizei duchgeschnitten und oder durchgeschmolzen, etc.
Jetzt stehen sie – erneut – vor Gericht – das Verfahren gegen die Polizei wurde dagegen eingestellt.
Es ist schon die Berufungsverhandlung. Bewährungsstrafen und 30 000 Euro Geldstrafe (Urteil erster Instanz), das ist in den Augen der Staatsanwaltschaft zu wenig.
Die Berufungsverhandlung findet am 4. März 2013 in Caen statt (Ankündigung auf Französisch)
Hintergründe auf Deutsch (Artikel über den Widerstand gegen die Atomkraft in der Normandie)
Achtet auf Züge um Almelo und Gronau und überall in den nächsten Tagen!
Atomtransporte stoppen! Sofort!
Quelle für die Infos zum entgleisten Zug: