Rund 130 Menschen nahmen an diesem Sonntag die Pannenserie in den belgischen AKW Thiange und Doel zum Anlass, in Lingen gegen die dortige Brennelemente Fabrik zu demonstrieren. Die von der ANF (AREVA) betriebene Anlage beliefert Atomkraftwerke in aller Welt, darunter in Belgien und Frankreich. Rund 30 AktivistInnen blockierten dann am frühen Montag für ca. 5 Stunden die Anlage. Sie ließen sich weder durch ruppige unfreundliche Polizeibeamten noch durch die Kälte und den Regen von ihrem Vorhaben abhalten. Die Unkontrollierbarkeit der Radioaktivität, die sich an keine Grenzen hält, wurde mit gelben Wasserbällen, die chaotisch und fröhlich durch die Blockade hin und her geworfen wurden, bildlich dargestellt.
Die Bedeutung vom gemeinsamen Widerstand über Ländergrenzen hinaus war zuvor in der Lingener Innenstadt in Redebeiträge aus Belgien und Frankreich betont worden. Ich habe über die französische Atompolitik und die aktuelle schwierige Situation für die Protestbewegung auf Grund der Notstandgesetzgebung in Frankreich berichtet (siehe auch das Dossier in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Anti-Atom-Aktuell).
Die Blockade der AREVA Brennelementefabrik war öffentlich angekündigt worden und AREVA und die Polizei entsprechend darauf vorbereitet. Die ArbeiterInnen der Anlage ließen ihre Autos vor der Schranke der Anlage stehen und erreichten ihren Arbeitsplatz zu Fuß. Als die erste Bezugsgruppe die Schranke gegen 5:45 Uhr morgens erreichte, wurde sie durch PolizeibeamtInnen mit Gewalt in Empfang genommen – obwohl diese sich der Schrank sehr langsam genähert hatte, weil in der Gruppe mehrere gehbehinderte Personen mit dabei waren. Diese 5 Menschen schienen in den Augen der Polizei einfach 5 DemonstrantInnen zu viel zu sein. Ein Polizist schreckte nicht davor, einen schwerbehinderten Demonstranten mit Kraft zu schubsen, so dass dieser auf dem Rücken fiel.
Die Situation beruhigte sich als rund 20 weitere DemonstrantInnen zunächst unbemerkt – die BeamtInnen waren mit den 5 Menschen an der Schranke in ca. 150 Meter Entfernung beschäftigt – vor dem Tor der Anlage erschienen. Beide Gruppen trafen schließlich vor der Schranke aufeinander, die Blockade konnte nun beginnen. Die 150 gelbe Wasserbälle sorgten für Spaß und Pressebilder. Bei solch eine Blockade geht es ja schließlich vordergründig darum, eine Botschaft an die Öffentlichkeit zu vermitteln.
Durch die Ankündigung der Blockade war klar, dass man an dem Tag kein Brennelementetransport aufhalten würde. AREVA hatte sich auf die angekündigte Blockade eingestellt. Die Polizei wurde jedoch immer ungehaltener und räumte schließlich die DemonstrantInnen von der Fahrbahn weg, um zwei LKW (diese sollen Essen und Getränke geladen haben) durchzulassen. Die DemonstrantInnen setzten sich sodann erneut auf die Strasse und wurden erneut geräumt. Sie beendete ihre Aktion gegen 12 Uhr selbst.
Es wurde über die Aktion in der lokalen Presse berichtet, dies veranlasste ein älterer Lingener, der die Nachricht im Radio gehört hatte, aus der Stadt raus zur Brennelementefabrik zu fahren um seine Unterstützung zu zeigen. Solche kleine Schritte für große Träume sind von großer Bedeutung! Insbesondere die Menschen aus Lingen, die an der Aktion beteiligt waren, haben sich gefreut. In einer Stadt, die mit einem alten abgeschalteten AKW, einem laufenden AKW und der einzig deutschen Brennelementefabrik von der Atomkraft abhängig ist, freuen sich die AtomkraftgegnerInnen um jeden Mitstreiter!
Presse
TAZ ; ev1.tv ; ems vechte welle ; NOZ
Bilder der Demo
Quelle: Eichhörnchen für die Demobilder, Pay Numrich für die Blockadebilder