Ich habe mich am 5. Januar 2015 in Hamburg an einer Anti-Pegida-Demo gegen die „Idiotisierung des Abendlandes“ beteiligt. Das Motto der Demo gefiel mir sehr. Eine Woche später bestätigt sich, dass der Begriff „Idiotisierung“ ein Volltreffer war! Die Pegidioten, wie die Pegida-AnhängerInnen inzwischen im Netz öfter genannt werden, hielten bei ihrer letzten Demonstration am Montag Fahnen mit den Namen der ermordeten Journalisten von Charlie Hebdo hoch. Rechtspopulisten wie Pegida und AfD sind die Spezialisten der Vereinnahmung. Wenn ein Thema die Menschen bewegt, müssen sie dabei sein.
Dieser Logik folgend haben sie versucht, die Ereignisse um das Attentat gegen die Journalisten von Charlie Hebdo für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Die Pegidioten kennen Charlie Hebdo nicht. Hätten sie die Zeitschrift vor dem Attentat gekannt, hätten sie diese zur „Lügenpresse“ erklärt und gar ein Verbot der Publikation gefordert, weil sie ihre Werte verletzt! Ich bezweifele stark, dass die Pegida-DemonstrantInnen und AfD-AnhängerInnen überhaupt wissen, wovon sie reden, wer die JournalistInnen waren, deren Namen sie auf ihre Fahnen geschrieben haben. In meinen Augen geht es hier um Vereinnahmung des Geschehens durch (Peg)idioten!
Ich kenne die Zeitschrift von Charlie Hebdo seit meiner Kindheit, mein großer Bruder war – und ist – Fan von dieser Zeitschrift. Ich erinnere mich an einem Charlie Hebdo Plakat, dass im Zimmer meines Bruders an der Wand hing. Der Papst in seinem Papamobil war darauf abgebildet sowie zwei Gangster und der Spruch „wir fahren in das Schaufenster und ficken die Braut“. Ob die Pegidioten den Humor dahinter verstehen? Ob es deren Werten entspricht? Charlie Hebdo ist eine linke libertäre atheistische pazifistische Zeitschrift, die kein Blatt vor dem Mund hat. Charlie Hebdo verhöhnt und verspottet alle Spielarten des Extremismus, alle Religionen, PolitikerInnen, Persönlichkeiten, etc. Ich schätze diese Zeitung für ihre „Franc Parler“ (Freimut). Das gilt auch für eine andere bekannte französische satirische Zeitung, für die „Canard enchainé“. Einige der ermordeten JournalistInnen zeichneten für beide Zeitschriften. Ich kenne in Deutschland keine vergleichbare Zeitschrift. Selbst die „Titanic“ ist schwer damit vergleichbar.
Erweckung / Entüllung über das Geld des Opus Dei (Révélation bedeutet sowohl Erweckung als auch Enthüllung)
» Es ist schwer, durch Dummköpfe finanziert zu werden »
Der Papst dankt ab
« Endlich frei! »
Seit dem Attentat in Paris unterstützt die AfD Pegida ganz offen. Die Reaktion vom AfD Pressesprecher zu dem Vorwurf der Vereinnahmung ist bezeichnend: „Die, die uns vorwerfen, das Attentat von Paris zu nutzen, waren sich nicht zu schade, Fukushima für die Energiewende zu instrumentalisieren“. Damit wird die Vereinnahmung zugegeben und diese Aussage zeigt,was die AfD von der Energiewende hält. Spannend also, dass die AfD den Tod der JournalistInnen von Charlie Hebdo zu vereinnahmen versucht… denn Menschen wie Cabu oder Tignous waren engagierte AtomkraftgegnerInnen und PazifistInnen! Wissen die Idioten schon wieder nicht wovon sie reden?
1970: Es gibt überhaupt keine Gefahr
1990: Es gibt fast keine Gefahr
21..: mit etwas Glück werden wir davon kommen
« guten Tag, ich komme um das AKW in die Lust zu sprengen »
« Das hat keinen Sinn, es gibt schon überall Lecks. »
AREVA: das ist unsere Art zu kennzeichnen, wo wir den Atommüll tiefendgelagert haben
Alles gut in der Uramine von Arlit
« Wenn AREVA das sagt! »
Die AfD und Pegida sind nicht die Einzigen, die die Ereignisse zu instrumentalisieren versuchen. Die CDU schreit nach „Vorratsdatenspeicherung“ und neuen Sicherheitsgesetzen und hofft, die Ereignisse nutzen zu können, um ihre Forderungen durchzusetzen. Frankreich hat die Vorratsdatenspeicherung schon. Was hat dies genutzt? Gar nichts. Was nutzen die Soldaten, die in Frankreich schon seit Jahren im Rahmen von Vigi-pirate (nenne ich Vichy-Pirate) an öffentlichen Plätzen patrouillieren? Nichts. Freiheit stirbt mit Sicherheit.
Die Überlebenden von Charlie Hebdo haben sich nicht beirren lassen, die am heutigen Mittwoch erschienene Ausgabe der Zeitschrift ist genauso frech und scharfsinnig wie immer. Und das ist gut so. Zu Begrüßen ist auch die Initiative von Karikaturisten gegen Pegida.
Weitere Infos:
zwei gute Texte zu der Zeitschrift Charlie Hebdo, deren Ursprung und deren « Geist »
– Text auf Indymedia (mit guten Beispielen von Karrikaturen aus der Zeitung)
Dokumentation:
Aufruf an die Dresdnerinnen und Dresdner für Toleranz, Weltoffenheit und gegen Hass und Islamfeindlichkeit
Unsere Freunde, unsere Kollegen wurden brutal ermordet. Sie wurden ermordet weder durch Kalaschnikows noch durch irgendeine Religion oder ein göttliches Gebot. Sie wurden niedergemetzelt durch Hass, Ignoranz, Dummheit und Extremismus. Dies sind Attribute, die keiner Religion, keinem Glauben anhaften, sondern Menschen.
Unsere Freunde waren gegen Ausgrenzung. Sie bekämpften Rassismus und die Eingeschränktheit des Geistes. Mit ihrem Bleistift führten sie den Kampf gegen neue Mauern und gegen die Herrschaft der Angst.
In diesem Kampf ist Dresden, wie Paris, eine symbolische Stadt.
Wie in Paris müssen seine Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Toleranz einstehen und gegen Hass und Islamfeindlichkeit kämpfen. Wir verabscheuen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Rassismus.
Auf eine zynische Art und Weise versucht die Pegida, die Attentate von Paris zu instrumentalisieren. Wir lehnen es ab, dass das Andenken unserer Freunde instrumentalisiert und durch den Dreck gezogen wird.
Die Vereinnahmung dieser Morde durch Kräfte, die das Gegenteil von dem repräsentieren, für das unsere Freunde zeitlebens warben, gleicht einer Grabschändung. Pegida steht für all das, was sie durch ihr Werk und ihr Leben bekämpften.
Im Andenken an unsere ermordeten Freunde und Kollegen müssen wir uns in Dresden gegen diesen Akt der Instrumentalisierung erheben. Sonst würde man sie ein zweites Mal töten.
Wir verneigen uns vor allen Opfern der jüngsten terroristischen Attentate – von unendlicher Trauer erfüllt, aber ohne Hass.
Appel aux citoyens de Dresde pour l
a tolérance et l’ouverture au monde et contre la haine et l’islamophobie :
Nos amis et nos confrères ont été brutalement assassinés. Ils n’ont pas été assassinés par des kalachnikovs, ils n’ont pas été assassinés au nom d’une quelconque religion ou d’un commandement divin, mais par la haine, par la stupidité et l’ignorance, par l’extrémisme ; des attributs qui ne sont pas inhérents à une religion ou à une croyance, mais bien à la bêtise humaine.
Nos amis étaient contre l’exclusion. Ils combattaient le racisme et l’engourdissement des esprits. Avec leurs crayons comme seule arme, ils menaient une bataille contre les nouveaux murs et le règne de la terreur.
Dans ce combat, Dresde, comme Paris, est une ville-symbole.
Comme à Paris, ses citoyens doivent donc se lever au nom de la liberté, pour défendre la tolérance et lutter contre les réflexes de haine ou d’islamophobie. Nous bannissons toute forme de haine de l’autre, de racisme et d’extrémisme.
Cyniquement, Pegida tente d’instrumentaliser les attentats perpétrés à Paris ces derniers jours. Nous refusons de voir instrumentalisée et salie la mémoire de nos amis.
La récupération du massacre de nos amis par des forces représentant tout ce qui est contraire à leurs valeurs s’assimile à une violation de sépulture. Pegida représente tout ce que nos amis ont combattu par leur vie et leur œuvre.
A Dresde, en mémoire de nos amis et confrères morts à Paris, nous devons nous élever contre cette opération de récupération. Autrement, cela reviendrait à les tuer une deuxième fois.
Nous nous inclinons devant toutes les victimes des récents attentats terroristes avec une tristesse infinie, mais sans haine.