Am 1. August 2011 wird vier AtomkraftgegnerInnen von Robin Wood den Prozess vor dem Amtsgericht Potsdam gemacht (9:00 Uhr, Saal 21). Gegenstand der Verhandlung sind zwei Kletteraktionen gegen Atomtransporte, die gleichzeitig verhandelt werden.
Hintergründe zu dem Prozess – Luftblockade gegen Urantransport Juni 2008
Es geht zum einem um eine Eichhörnchen-Luft-Blockade am 4. Juni 2008 gegen den Export von Uranmüll in Form von Uranhexafluorid von der Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) nach Russland, sowie gegen die Erweiterung der Anlage. Ziel dieser symbolischen aber entschlossenen und spektakulären Aktionen war es, das Ende der Transporte nach Russland politisch durchzusetzen. Was auch gelang. Kure Zeit nach dieser Aktion kündigte die Betreiberfirma der Gronauer Urananreicherungsanlage an, die Verträge mit Russland nicht mehr verlängern zu wollen. Die Luftblockade was der Tropfen, der das Russland-Urantransporte-Fass zum überlaufen brachte.
Für eine vergleichbare Luft-Blockade gegen einen Atomtransport nach Russland wurde das Eichhörnchen im Jahre 2009 bereits freigesprochen. Das Gericht urteilte, das Eichhörnchen habe sich in luftiger Höhe außerhalb der Bahnanlage aufgehalten – die Bahnanlage geht bis 4,80 Meter nach oben, die Demonstration in luftiger Höhe sei daher grundrechtlich geschützt gewesen.
Für die Kletteraktion im Juni verhängte aber die Polizei einen Bußgeld in Höhe von 500 Euro.
Richterin am Amtsgericht Potsdam Ahle hatte zunächst die Hoffnung, das Verfahren schnell vom Tisch zu bekommen, indem sie per Beschluss entscheidet und 200 Euro Bußgeld verhängt. Darauf ließ sich das Eichhörnchen aber selbstverständlich nicht ein…
Vor Gericht werde ich ausführlich erläutern, warum ich zu meiner Handlung voll und ganz stehe. Solange die Urananreicherungsanlage in Gronau ausgebaut wird, in Betrieb bleibt und die Umwelt verseucht, kann nicht die Rede von Atomausstieg sein! Kriminell sind die gefährlichen Geschäfte der Atomindustrie!!! Die Atommafia ist eine kriminelle VerUNReinnigung!
* Bildergalerie mit mehreren Kletteraktionen gegen Urantransporten 2008 – 2012
* Berichte über die Aktion gibt es auf meiner Homepage
* Für eine solche Aktion in luftiger Höhe gegen den Castortransport 2006 wurden AktivistInnen 2008 vom Amtsgericht Hannover freigesprochen.
Und nun dokumentiere ich die Pressemitteilung, die ich im Anschluss an der Aktion veröffentlichte:
Erneut Luft-Blockade eines Uran-Transportes
Urantransport von Gronau nach Russland stand 77 Minuten still.
Am 4. Juni 2008 wurden erneut 1000 Tonnen gefährlichen abgereicherten Uranmüll in Form von UF6 aus Gronau von der Firma Urenco transportiert. Die heiße Fracht soll noch in den kommenden Tagen nach Russland verschifft werden. Zahlreiche AtomkraftgegnerInnen hatten wieder Protest angekündigt. So fand eine Demonstration in Münster statt. Der Zug traf aber mit erheblicher Verspätung in Münster ein. Grund dafür war die Abseilaktion einer französischen Aktivistin bei Steinfurt-Borghorst.
Die Bilder vom 16. Januar 2008 sind haften geblieben. Damals wurde der Uranzug bei Metelen durch die Kletteraktion einer französischen Aktivistin, Cécile Lecomte, für beinahe 7 Stunden gestoppt. Am gestrigen Mittwoch hing sie wieder oberhalb der Schiene, um Ihren Protest gegen die Atomkraft kund zu tun. Der Hubschrauber hatte sie entdeckt, als sie an einer in etwa 15 Meter Höhe angeschlagenen Traverse (quer gespanntes Seil) hing. Der Zug kam etwa 70 Meter vor Ihr zum stehen, als sie sich auf etwa 6 Meter Höhe abseilte.
« So lange Atommüllanlagen in Betrieb sind, werde ich meinem Widerstand kreativ Ausdruck verleihen ». So Lecomte. Und sie fährt fort: « Urenco hat angekündigt, die Urantransporte nach Russland ab 2009 einzustellen. Die heiße Fracht soll aber dafür in der Zukunft nach Pierrelatte in Frankreich gebracht werden. Aus der Sicht, aus dem Sinn… die Gefahr wird dadurch aber nicht geringer! »
Die Polizei reagierte zunächst sehr nervös auf die Aktion, ein Polizist versuchte die Aktivistin mit Pfefferspray zu attakieren. Er vergiftete sich aber selbst. Die Presse wurde an ihrer Arbeit erheblich behindert und kam kaum ran. Die Bundespolizei rückte recht schnell mit einer Spezialeinheit nach. Anders als in Januar, wurde sie nicht per Hubschrauber aus Sankt Augustin eingeflogen. Die Spezial Einheit wird seit Januar nämlich « für alle Fälle » nach Müster verlegt, wenn ein Atom-Transport stattfindet. Die Räumung verlief ansonsten störungsfrei.
« Fantasie ist eine Waffe », kommentiert die Lüneburger Aktivistin. « Ich kann sehr gut klettern – ich bin sogar Frankreichmeisterin in Sportklettern gewesen – und setze meine Fähigkeiten entsprechend ein. » Die gut gelaunte Aktivistin wurde etwa eine Stunde nach Ende der Aktion und Beschlagnahme ihrer Kletterausrüstung von der Polizei vor Ort entlassen.
Ihr Fazit: « Für mich ist es eine gelungene Aktion. Ich will durch solchen Aktionen deutlich machen, dass die Gefahren der Atomernergie uns alle angehen. Radioaktivität macht keinen Halt an der Grenze. Auf eine eventuelle juristische Auseinandersetzung und Anklage vor Gericht bin ich vorbereitet. Das macht mir keine Angst. Ich weiss wofür ich stehe und ich werde mich entsprechend verteidigen. Kriminell ist die Atomindustrie »
Wir sehen uns beim nächsten Atom-Transport?! Egal ob in der Luft oder auf der Schiene.