In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 2013 wurde ein Castortransport in Frankreich in der Nähe von Lille gleich drei Male durch AtomkraftgegnerInnen angehalten. Die hoch radioaktive Fracht war auf dem Weg von Vlissingen in den Niederlanden zur französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague. AtomkraftgegnerInnen nennen diese Anlage „Atommüllvervielfältigungsanlage“. Mit „Recycling“ hat die Wiederaufbereitung nichts zu tun.
Bei der Wiederaufbereitung werden Uran, Plutonium und weitere radioaktiven Substanzen in einem chemischen Prozess getrennt. Dadurch werden zahlreiche Gegenstände radioaktiv verseucht und müssen dann „entsorgt“ werden – das ist die Atommüllvervielfältigung. Atomtransporte von La Hague ins Zwischenlager Ahaus (NRW) sind beispielsweise für die kommenden Jahre geplant. Deutschland hat jahrelang sein Müll nach La Hague gebracht – und nein, er ist nicht verschwunden. Hinzu kommt eine große Menge chemischer Abfall.
Das abgetrennte Plutonium wird nach der Wiederaufbereitung angeblich wiederverwendet – Der Atomkonzern Areva spricht deshalb irreführend von „recycling“ und atomarem „Kreislauf“ in seiner Werbung. Als Beispiel für diese Wiederverwendung werden „MOX“ Brennelemente genannt, die zu 7% aus Plutonium bestehen. Nicht ohne Grund sorgte der jüngste MOX-Transport zum AKW Grohnde (NI) für Protesten. Diese Brennstäbe sind so gefährlich, dass ein Reaktor nur zu ca. 30% mit MOX-Brennelementen beladen werden darf. Andernfalls droht eine unkontrollierten Kettenreaktion. Hinzu kommt, dass der Müll, der bei der Verbrennung MOX-Brennstäben entsteht, noch problematischer (heißer) ist als die üblichen abgebrannten Brennstäbe. Und weil MOX-Brennelemente nur anteilig Plutonium enthalten und Frankreich längst ausreichend Plutonium für die Atombombe besitzt, lagern ca. 45 Tonnen Plutonium auf engem Raum in Tanks in La Hague herum. Es besteht jederzeit die Gefahr einer Kettenreaktion mit katastrophalen Folgen. Bei Inkorporation von Plutonium liegt die für einen Menschen tödliche Dosis im zweistelligen Milligrammbereich. In La Hague hat es in der Vergangenheit mehrere Zwischenfälle mit Austritt von Radioaktivität und Kontamination von ArbeiterInnen gegeben. Abgesehen davon verseucht die WAA La Hague schon im Normalbetrieb die Umwelt. Tritium landet ungefiltert ins Meer.
Über La Hague habe ich im Rahmen der Kampagne Europas Atomerbe ein Infoblatt gemacht. Link zum PDF
Weil Frankreich an die Atomkraft und an die Wiederaufbereitung fest hält, weil der AREVA-Konzern seine tödlichen Geschäfte über die Landesgrenzen hinaus abwickelt, weil bei einem Atomtransport ein Unfall nicht ausgeschlossen werden kann, haben sich Menschen den jüngsten Castortransport aus den Niederlanden in den weg gestellt. Die jüngste Castorentgleisung in Frankreich ereignete sich erst vor wenigen Wochen.
Der Castortransport überquerte die Grenze am 5. Februar 2013 um 22:10 Uhr. Um 22:28 Uhr wurde er ein erstes mal in Marcq-en-Baroeul durch AtomkraftgegnerInnen angehalten. Er fuhr zügig wieder los… und musste nach wenigen hundert Meter um 22:48 Uhr erneut anhalten. Gegen 23 Uhr wurden Polizeikräfte zusammen gezogen, der Zug konnte daraufhin seine Fahrt fortsetzen um kurz vor Mittenacht in La Madelaine wieder angehalten zu werden. Die Aktionen der AtomkraftgegnerInnen sorgten für insgesamt 1:40 Stunde Verspätung. Die festgenommen AktivistInnen kamen gegen 1 Uhr frei. Im folgenden verlauf wurde der Transport über die Strecke Amiens – Paris umgeleitet, die Polizei fürchtete möglicherweise weitere Aktionen. Das Netzwerk für den Atomausstieg „Sortir du nucléaire“ fasste die Informationen auf einer Homepage zusammen. Demnach fanden zahlreiche spontanen Mahnwachen entlang der Strecke statt – wenige Tage zuvor war die Information über den bevorstehenden Transport durchgesickert.
Die Atomkraft wurde (und wird) in Frankreich mit militärischen Mittel und Milliarden Euro durchgesetzt. Aber es gibt auch Widerstand!
An dieser Stelle eine Erinnerung an die bevorstehenden Prozesse gegen sieben AktivistInnen nach einer Goleben-Castor-Ankett-blockade bei Caen in Frankreich im November 2010 (Zum Artikel)
Und wegen der 3-stündigen Blockade des selben Zuges in Altmorschen bei Kassel durch eine spektakuläre Kletteraktion stehen 5 AktivistInnen (darunter das Eichhörnchen) in Potsdam demnächst vor Gericht. Die Gruppe Brückentechnologie bietet um Unterstützung (Zum Artikel)
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