Entgleister Atommüllzug war nicht nur mit Uran beladen, sondern auch mit einem Castorbehälter

Die Informationen über den am Montag entgleisten Atommüllzug sickern nur langsam durch. Dank der Bemühung von AtomkraftgegnerInnen und der französischen Eisenbahngewerkschaft SUD-Rail werden nun Details bekannt. Seitens der für den Transport verantwortlichen Firma AREVA wurde stets kommuniziert, es habe keine Gefahr bestanden, Uranoyd sei sehr schwach radioaktiv.  Nun wurde bekannt, dass der Zug nicht nur  mit Uranoxyd beladen war: Ein Castorbehälter mit hoch strahlendem Müll war Teil des Convois.

Die Informationen über den am Montag entgleisten Atommüllzug sickern nur langsam durch. Dank der Bemühung von AtomkraftgegnerInnen und der französischen Eisenbahngewerkschaft SUD-Rail werden nun Details bekannt. Seitens der für den Transport verantwortlichen Firma AREVA wurde stets kommuniziert, es habe keine Gefahr bestanden, Uranoyd sei sehr schwach radioaktiv.  Nun wurde bekannt, dass der Zug nicht nur  mit Uranoxyd beladen war: Ein Castorbehälter mit hoch strahlendem Müll war Teil des Convois.

Der französischen Eisnenbahngewerkschaft SUD-Rail zu Folge bestand der Atommüllzug, der am Montag Nachmittag in Frankreich auf Grund der Fehlsteuerung einer Weiche bei Rangierarbeiten entgleiste, aus 7 mit Uranoxyd beladenen Waggons und einem Castorbehälter (der Wagen auf dem Bild oben) . Wegen des Unglücks blieb ein weiterer Castorbehälter am Bahnhof stundenlang stehen Er wurde vor Weiterfahrt des Zuges mit den anderen Waggons zusammen gekoppelt. Die Castorbehälter hatten die Wiederaufbereitungsanlage La Hague zum Ziel. Ihr Abfahrtsort ist nicht bekannt. Dass Castorbehälter mit hoch radiaoktivem Atommüll Teil des entgleisten Zuges oder am Bahnhof in unmittelbarer Nähe standen gab AREVA erst nach Bekanntmachung des Vorfalls durch die Gewerkschaft SUD-Rail. Die Gewerkschaft kritisiert, dass keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden und BahnmitarbeiterInnen aber auch Einwohnerinnen und Zugreisende sich – über die Strahlung nichts ahnend – in der Nähe der Behälter aufhielten.

Vermutlich befand sich der Zug auf dem Weg in das zentrale oberirdische Atommüll-Lager der COVRA in den Niederlanden. Das Lager befindet sich in Vlissingen an der Nordsee, nur 20 Kilometer vom Atomkraftwerk Borssele entfernt.

Diese Vermutung basiert auf folgende ministeriale Quelle (148-Seitiges PDF) URENCO. The tails that remain after the enrichment process are not considered as waste as long as they are available for re-enrichment. If URENCO decides that re-enrichment is not economically feasible, the tails are converted to solid uranium oxide in France and stored at the COVRA site.

Daraus ist zu schließen, dass es sich bei dem U3O8 , der am Montag transportiert wurde, um Atommüll handelte. Der Uranoxyd war nämlich in Beton gegossen und ist in dieser Form nicht wieder verwertbar. Er wird erstmals zwischengelagert.

SUD-Rail prangert die schlechte Instandsetzung der Einsebhanstrecken. Bei rissigem Stahl kann es allein durch das Gewicht eines Castorbehälters zu einer Entgleisung kommen. Dies geschah beispielsweise mit einem Castorzug am 4.2.1997 in Perl-Apach an der Deutsch-Französischen Grenze.

SUD-Rail bemängelt die schlechte Wartung der Einsenbahnstrecken, die seit Jahren für zahlreiche Unfälle sorgt.
Statistisch gesehen, sind auch Gefahrguttransporte von Unfällen betroffen. […] in der Gegend ereignete sich zuletzt eine Entgleisung mit einem „Castortransport“ in Cruas am 23.12.2012.“
Erklärt SUD-Rail in einem Communiqué am 23.1.2013.

Ich dokumentiere ergänzend die Pressemitteilung vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, von der Initiative für den sofortigen Atomausstieg (SofA) Münster, vom Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau und vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

Atomtransport entgleiste am Störfall-Jahrestag

So nah sind wir alle bei jedem Atom-Transport an der Kastrophe!

(Berlin, Paris, Den Haag, 23.01.2013) Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Anti-Atomkraft-Bewegung im Münsterland fordern eine umfassende Aufklärung und Information über einen Atomtransport-Unfall, der sich am Montag (21.01.2013) ereignet hat. Gleichzeitig bekräftigten die Organisationen ihre Forderung nach dem Verbot aller Atomtransporte.

Am Montag entgleiste in Frankreich ein mit Atommüll beladener Zug, der vermutlich überwiegend mit Uranmüll beladen war, der ursprünglich aus Urananreicherungsanlagen des Urenco-Konzerns in Gronau und Almelo (Niederlande) stammte. Der Transportunfall ereignete sich genau am dritten Jahrestag des bisher schwersten Unfalls in der Gronauer Urananreicherungsanlage. Der Zug umfasste offenbar sieben Waggons mit Uranoxid sowie einen Waggon mit einem Castor-Atommüllbehälter.  Vermutlich befand sich der Zug auf dem Weg in das zentrale oberirdische Atommüll-Lager der COVRA in den Niederlanden. Das Lager befindet sich in Vlissingen an der Nordsee, nur 20 Kilometer vom Atomkraftwerk Borssele entfernt.

Bei dem Störfall vor drei Jahren in Gronau wurde am 21. Januar 2010 erstmals ein Arbeiter in der einzigen deutschen  Urananreicherungsanlage verstrahlt. Trotz eisiger Temperaturen erinnerten AtomkraftgegnerInnen am Montagabend in Gronau vor dem Tor der Urananreicherungsanlage an das Unglück und forderten die sofortige Stilllegung der Anlage. Der aktuelle Unfall in Frankreich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Er verdeutlicht einmal mehr die zahlreichen Gefahren der Uranverarbeitung und Urantransporte.

Der entgleiste Zug

Die Informationen über den entgleisten Zug sind sehr dürftig. Informationen sickerten erst Stunden nach dem Vorfall durch. Der Zug verunglückte kurz nach seinem Start aus Tricastin, im Departement Drôme. In Tricastin gibt es ein Atomkraftwerk, nebenan in Pierrelatte befindet sich eine Urananreicherungsanlage. Der Unfall ereignete sich am Montag in Saint-Rambert d’Albon (wie Tricatin Drôme-Departement) gegen 17.30 Uhr. Ursache für die Entgleisung soll die Fehlstellung einer Weiche bei Rangierarbeiten gewesen sein. Zu einer Freisetzung von Radioaktivität soll es nach Angaben der französischen Medien nicht gekommen sein. In einigen Berichten wurden die Niederlande, in anderen Berichten Deutschland als Ziel des Zuges genannt. In beiden Ländern betreibt der Urenco-Konzern je eine Urananreicherungsanlage:  In Almelo (NL) und Gronau (D).

Das ungelöste Uranmüllproblem

In den Urananreicherungsanlagen fällt in großen Mengen das sogenannte Uranhexafluorid als Uranmüll an. Es wird zur Umwandlung in das chemisch stabilere Uranoxid nach Frankreich gebracht. Entsprechende Uranoxid-Rücktransporte nach Gronau sollen ab 2014 erfolgen; Rücktransporte von Frankreich in das niederländische COVRA-Lager scheinen schon länger zur Tagesordnung zu gehören. Welchen Ursprung der Castor-Atommüll-Behälter in dem verunglückten Zug hat, ist den Anti-Atomkraft-Initiativen derzeit noch nicht bekannt.

Zwischen den Urananreicherungsanlagen in Gronau und Almelo und Frankreich gibt es einen regelrechten Atommülltourismus, da das in den Urananreicherungsanlagen anfallende abgereicherte Uranhexafluorid so gefährlich ist, dass derartiger Uranmüll nicht langfristig in Gronau und Almelo lagern darf. Neben der Gronauer Urananreicherungsanlage dürfen bisher rund 40.000 Tonnen Uranmüll in Form von abgereichertem Uranhexafluorid in Containern unter dem freien Himmel gelagert werden. Rund 30.000 Tonnen wurden unter Protest nach Russland exportiert. Inzwischen wurden mehrere Tausend Tonnen Uranhexafluorid-Müll zur Umwandlung nach Frankreich gebracht. Das rück-gewonnene Uranoxid soll ab 2014 in einer Lagerhalle in Gronau eingelagert werden, die derzeit neben der Urananreicherungsanlage gebaut wird.

Der Atommülltourismus quer durch Europa stellt nach Ansicht des BBU und der Bürgerinitiativen im Münsterland eine große Gefahr für die Bevölkerung dar und verschleiert lediglich das Atommüllproblem, löst es aber nicht. Denn auch das Uranoxid kann bislang nicht entsorgt werden, sondern soll in Gronau für unbestimmte Zeit zwischengelagert werden. „Ein si
cheres Endlager für Urencos Atommüll ist jedoch weit und breit nicht in Sicht“, erklärt Udo Buchholz vom Vorstand des BBU.

Anti-Atomkraft-Initiativen haben wiederholt betont, dass die Urantransporte unsicher und gefährlich sind. Oftmals wissen in Deutschland noch nicht einmal die Rettungsleitstellen Bescheid, wann und wo solche Transporte durchgeführt werden. Im Ernstfall mit erheblichen Uranhexafluoridfreisetzungen müsste kurzfristig im weiten Umkreis evakuiert werden – ohne Vorbereitung ein unmögliches Unterfangen.

Forderungen und weitere Proteste

Die Anti-Atomkraft-Bewegung fordert die sofortige Stilllegung aller internationalen Uranfabriken. Die Gronauer Anlage wird bislang noch nicht einmal im Atom-Ausstiegsgesetz berücksichtigt. Anteilseigner der Urenco sind bisher Eon und RWE, sowie der britische und der niederländische Staat. Verkaufspläne der Urenco-Anteile an andere Konzerne scheinen sich derzeit zu konkretisieren.

Nächster Aktionstermin in Gronau ist der 3. Februar. Dann beginnt an der Urananreicherungsanlage um 14.00 Uhr wie an jedem ersten Sonntag im Monat der traditionelle Sonntagsspaziergang. Informationen zur Demonstration in Gronau im März 2013 anlässlich des 2. Jahrestages des Beginns der Fukushima-Katastrophe gibt es unter www.fukushima-jahrestag.de. Die Organisation der Demonstration wird u. a. vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und auch vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) unterstützt. Spenden zur Finanzierung der Demonstration werden auf das Konto des Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen bei der Volksbank Wettringen erbeten. Kontonummer: 357 730 701, Bankleitzahl: 40 16 46 18, Stichwort: « Fukushima-Jahrestagdemo Gronau ».

Weitere Informationen unter www.bbu-online.de, www.aku-gronau.de, www.urantransport.de, www.wise-uranium.org, www.laka.org, www.sortirdunucleaire.org.