Ein kurzes Statement über die Atompolitik in Frankreich… und in Deutschland. Atomkraft ist in Frankreich Tabu. Schließlich sind viele Franzosen über die Force de Frappe ihres Landes sprich die Atombombe und die angebliche energetische Unabhängigkeit stolz – obwohl 100% der Urans aus dem Ausland kommt, glauben viele die immer wiederholten Lügen der Regierung und der Atomlobby. Auch wenn im Bündnis »[Sortir du nucléaire|http://www.sortirdunucleaire.org/|fr] » (Automausstieg) über 900 Gruppen organisiert sind und Tausende auf die Straße gehen, hat es die Antiatombewegung schwer sich Gehör zu verschaffen. Gegen soziale Kürzungen sind es schnell eine Million, die lautstark protestieren. Frankreichs Atomprogramm wurde mit militärischen Mittel durchgesetzt. Den Antiatom-Demonstranten der 70er Jahren standen oft Fallshirmspringer der Armee gegenüber (siehe z.B. in Plogoff, darüber gibt einen sehr guten französischen Film » [Steine gegen Gewehr|http://www.breizh.de/videos/plogoff.htm|de] »). Fakten wurden geschaffen, die Antiatom Bewegung gespalten und militärisch zerschlagen. Heute deckt die Atomkraft mit 58 Reaktoren 80% des Strombedarfs. Das macht ein Umdenken schwierig. Fukushima hat trotz alledem auch Frankreich erreicht und die Debatte wieder belebt.
Radikal sind die Forderungen der größten Gruppen im Widerstand nicht. Die Grünen fordern einen Ausstieg innerhalb von 30 Jahren. 67 Organisationen haben einen bundesweiten Aufruf unterzeichnet, mit dem die Abschaltung der ältesten AKWs sowie das Aus für Neubauprojekte im In- und Ausland gefordert wird. Eine sofortige Stillegung aller Atomanlagen fordern nur die wenigen. Die Regierung will nicht den Eindruck entstehen lassen, sie würde untätig bleiben. So eilte Präsident Sarkozy nach Japan. Von Atomausstieg war nicht die Rede – das würde die Geschäfte französischer Konzerne wie AREVA gefährden! – sondern lediglich von Sicherheit – als ob AKW sicher sein könnten! Sarkozy will eine Harmonisierung von Sicherheitskriterien auf G20 Ebene. Für Frankreich hat er eine nicht näher bezeichnete Sicherheitsüberprüfung angekündigt. Die Debatte hat aber eine positive Auswirkung: endlich wird über die radioaktive Verseuchung durch die ach so saubere Akws im Normalbetrieb gesprochen, sowie über das Schicksal zahlreicher Arbeiter von Subunternehmen im Atombereich. Nicht selten werden diese Arbeiter, »„Neutronen Fleisch“ » genannt, hoher Strahlung ausgesetzt. Als Berufskrankheiten werden ihre Beschwerden allerdings nicht anerkannt, offiziell gelten sie nicht als Dauer-Arbeiter der Atombranche. Wenn eine solche Anerkennung doch in Frage kommt, wird ihr Schweigen mit einer großen Summe Geld von der Atomlobby gekauft. Die fehlenden und widersprüchlichen Informationen über den Ablauf der Katastrophe in Japan werden auch in Frankreich scharf kritisiert, die BürgerInnen haben den Eindruck, nicht richtig informiert zu werden. Interessanterweise wird die Brücke zur Tschernobyl-Katastrophe geschlagen. Im Fernsehen laufen unzählige Berichte über die Informationspolitik der französischen Regierung im Jahr 1986. Nach offiziellen Angaben hielt die radioaktive Wolke ganz diszipliniert an der Grenze. Um die zu veranschaulichen wurde im Wetterbericht ein Stopschild auf der Grenze gemalt. Aus diesem Anlass wurde die [CRIIRAD|http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/de.html|fr] gegründet, ein unabhängiges Labor zu Messung der Radioaktivität, was inzwischen große Anerkennung für seine Arbeit gewonnen hat. Die Lügen der Regierung konnten sie mit Messungen nachweisen. Gemeinsam mit über 600 an Schildrüsenkrebs erkrankten Menschen erstattete sie Anzeigen gegen den Staat. Wegen Vertuschung und Gesundheitsgefährdung. eine Ermittlungsrichterin wurde mit der Aufklärung des Falles beauftragt. Hausdurchsuchungen fanden im Ministerium statt. Die Lügen des Staates und seiner Verantwortlichen wurden zu Tage gefordert. Vor Zynismus schrecken die Behörden allerdings nicht. Vor wenigen Tagen beantragte die Generalstaatsanwaltschaft die Versetzung der Zuständigen Richterin sowie die Einstellung des über 10 000 Seiten dickes Verfahrens ein. Weil man den Zusammenhang zwischen Krebs und der radioaktiven Wolke nicht nachweisen könne. Tout va bien (alles geht gut) sagen uns Staat und Atomlobby. __Eine französische Angelegenheit?__ Aber ist es nur eine französische Angelegenheit? Sollen wir in Deutschland nur die Deutschen Meiler blockieren und zum Abschalten bringen? » Deutschland Abschalten » schrieb Greenpeace auf einem AKW neulich bei einer Aktion. Darüber rege ich mich ehrlich gesagt wirklich auf! Radioaktivität kennt doch keine Grenzen! Unser Widerstand auch nicht! Wer global denken und lokal handeln will, wer sich in Deutschland international gegen die Atomkraft engagieren will sollte bei der Anfang der Atomspirale in Deutschland einsetzen, bei der Urananreicherungsanlage Gronau. Die Betreiberfirma Urenco erhielt unter rot-grüner Bundesregierung die Genehmigung, die Kapazität seiner Anlage zu erweiteren – jeder versteht warum ich an Parteipolitik nicht glaube und der neuen grün-roten Regierung in Baden Württemberg nichts traue… Verändrungen kommen von unten (zu Gronau habe ich einiges an [Aktionen|http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/anti-atom/Luftakrobatik-Atomtransporte.html|de] gemacht). Was Gronau angeht, dass bedeutet dass die damalige rot-grüne Bundesregierung es genehmigte, dass immer mehr Uran zur Produktion von Brennstäben für Atomkraftwerke angereichert wird. Also die Atomnkraft weltweit gefördert wid. Von Gronau aus werden Atomkraftwerke in der ganzen Welt beliefert. Mindestens ein mal im Jahr werden die 58 französischen Atommreaktore mit Brennstäben aus dem Deutschen Gronau versorgt… Der Hahn muß schnellstmöglich zu gedreht werden!!!!! Widerstand muss sein – und zwar nicht nur gegen den Atommüll, nicht nur gegen die Akws, sondern auch an der Quelle – für Europa, wenn wir beim lokal Handeln bleiben, in Gronau. Natürlich ist der Uranabbau in anderen Ländern auch eine Sauerei. Über dies und jenes werde ich am 19. April in Düsseldorf vortragen… »Von Fukushima nach Düsseldorf » heiß die Veranstaltung. [Eichhörnchen|http://www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/de.html|de] Zu Frankreichs Atompolitik habe ich bereits vor ein Paar Jahren einen [Artikel|http://de.indymedia.org/2007/05/178074.shtml|de] geschrieben
Von Fukushima nach Frankreich…nach Deutschland
Ein kurzes Statement über die Atompolitik in Frankreich… und in Deutschland. Atomkraft ist in Frankreich Tabu. Schließlich sind viele Franzosen über die Force de Frappe ihres Landes sprich die Atombombe und die angebliche energetische Unabhängigkeit stolz – obwohl 100% der Urans aus dem Ausland kommt, glauben viele die immer wiederholten Lügen der Regierung und der Atomlobby. Auch wenn im Bündnis »[Sortir du nucléaire|http://www.sortirdunucleaire.org/|fr] » (Automausstieg) über 900 Gruppen organisiert sind und Tausende auf die Straße gehen, hat es die Antiatombewegung schwer sich Gehör zu verschaffen. Gegen soziale Kürzungen sind es schnell eine Million, die lautstark protestieren. Frankreichs Atomprogramm wurde mit militärischen Mittel durchgesetzt. Den Antiatom-Demonstranten der 70er Jahren standen oft Fallshirmspringer der Armee gegenüber (siehe z.B. in Plogoff, darüber gibt einen sehr guten französischen Film » [Steine gegen Gewehr|http://www.breizh.de/videos/plogoff.htm|de] »). Fakten wurden geschaffen, die Antiatom Bewegung gespalten und militärisch zerschlagen. Heute deckt die Atomkraft mit 58 Reaktoren 80% des Strombedarfs. Das macht ein Umdenken schwierig. Fukushima hat trotz alledem auch Frankreich erreicht und die Debatte wieder belebt.