105 Kilometer Autobahn verhindern?!

Banner AUTO(durchgestrichen)Bahn mit Auto auf den Dach udn Zuglogo im Wind an einer Brücke mit 2 Kletter*innen und Demonstrant*innen auf der Brücke und Banner "Mobilitäts für alle statt Verkehr für wenige"

ROBIN WOOD und das Klimakollektiv Lüneburg machen sich stark für die Verkehrswende

„Jeder Straßenneubau und Ausbau setzt Anreize für noch mehr Auto- und Lkw-Verkehr. Zum Erreichen der Klimaziele sind jedoch Maßnahmen erforderlich, die zu weniger Auto- und Lkw-Verkehr und weniger Flächenversiegelung führen. Von einem Umdenken ist das Bundesverkehrsministerium leider noch weit entfernt“, kritisiert Volker Constien vom KlimaKollektiv Lüneburg, einer der aktiven Widerstandsgruppen. Im Gegenteil: Trotz Kritik von vielen Seiten und obwohl Geld für ÖPNV und Radverkehr fehlt, soll Autobahnbau in Deutschland bei 138 Projekten beschleunigt vorangetrieben werden.

Seit 01.01.2021 ist die Autobahn GmbH für Planung, Finanzierung, Bau und Instandhaltung der Autobahn verantwortlich. Diese hat auch eine Niederlassung in Lüneburg (Wilschenbrucher Weg).

Der Autobahn-Neubau A39 wird zwischen Lüneburg und Wolfsburg geplant. Die Strecke ist 105 km lang und sollte 2003 (bei Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan durch die damalige rot-grüne Bundesregierung unter Gerhard Schröder) 437 Mio € kosten, mittlerweile belaufen sich die Prognosen 1,5-2 Mrd € (Stand 2024)! Dieses Geld fehlt uns bei sinnvollen Projekten!

Vom A39-Neubau sind zahlreiche wichtige Biotope, Waldgebiete, Moorflächen und sogar FFH-Gebiete mit streng geschützten Arten, wie z. B. Eisvogel, Zwergfledermaus und Moorfrosch, betroffen. Das können wir uns in Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens nicht mehr leisten! 2022 veröffentlichte die Autobahn GmbH einen Projektatlas, der mittels Abbildungen zeigt, wie die geplante Autobahn aussehen soll. Menschen bekommt damit einen Eindruck vom Ausmaß der geplannten Umweltzerstörung.

Der Verkehr, der dem Ausbau folgen wird, belastet außerdem unsere Luft und unser Klima. Es werden mehr Treibhausgase und Feinstaub ausgestoßen werden, was sowohl die Gesundheit der Tiere, als auch unsere eigene erheblich schädigen wird. Selbst die Umweltrisikoeinschätzung der Bundesverkehrswegeplanung geht bei dem Ausbau von einem „Sehr hohen Umweltrisiko » aus.

Das Bundesverkehrsministerium verfolgt eine autofreundliche Politik und schützt die Interessen der Automobilindustrie, bei der ökologische Gesichtspunkte hinten an stehen müssen. Die Planungen laufen bereits seit 2004 und die Autobahn GmbH möchte möglichst bald in Lüneburg mit dem Bau beginnen. Aber der im Planungsverfahren notwendige Beschluss liegt noch nicht vor! Die Autobahn GmbH hat diesen für dieses Jahr angekündigt, aber er wurde auch schon mehrmals nach hinten verschoben. Wir stehen für eine sozial ökologische barrierefreie Mobilitätswende statt Autobahnbau, gut ausgebauter öffentlicher Verkehr mit Bahnen und Bussen statt Individualverkehr!

Um ihren Plan durchzusetzen, legt die für das Planfeststellungsverfahren zuständige Autobahn GmbH ein strategisches Vorgehen an den Tag, das Widerstand erschwert. Das Bauvorhaben wurde in 7 Abschnitte eingeteilt; für jeden Abschnitt gibt es ein eigenes Planfeststellungsverfahren. Dabei hat die Autobahn GmbH mit den äußeren Abschnitten 1 (Lüneburg) und 7 (Wolfsburg) begonnen. Sie erhofft sich auf diese Art und Weise viel schneller Tatsachen schaffen zu können, denn sobald ein äußerer Abschnitt genehmigt wurde, sind Einwände gegen die nächsten umso aussichtsloser und verunmöglicht eine Gesamtbewertung des Projektes, das nicht nur lokal, sondern auch in seiner Gesamtheit Auswirkungen hat. Die jetzigen Abschnitte 1 und 7 sind die entscheidenden! In Lüneburg wird die A39 von der Bauingenieurin Gesa Schütte geplant. Die Autobahn GmbH ist dort lediglich an Diskussionen mit Anwohnenden über Schallschutz und Tunnellänge interessiert.

Neben der Autobahn GmbH gibt es weitere Akteur*innen, die Interesse am zügigen Bau der Autobahn haben: Hervorzuheben ist die IHK Lüneburg-Wolfsburg, welche durch Öffentlichkeitsarbeit (fragwürdige Umfragen, Pressemitteilungen, pro A39-Vernetzung) die öffentliche Meinung beeinflusst. VW ist ebenfalls starker Befürworter des Projektes, da eine durchgängige A39 aufgrund der Anbindung an die norddeutschen Häfen dem Automobilkonzern ermöglicht, just-in-time zu produzieren. Entsprechend geht der Konzern hart gegen Menschen vor, die Widerstand leisten und hat in Wolfsburg zahlreiche Anzeigen gegen Aktivist*innen erstattet.

Der beste Umweltschutz heißt jedoch: keine Autobahn!

Widerstand gestaltet sich seit Jahrzehnten vielfältig. Mit dabei ist der Dachverband der A39-Gegner (über 30 Bürgerinitiativen, eher konservativ geprägt), der Gemeinderat Tappenbeck und die Gemeinde Jemke. Einzelne politische Parteien wie die Grünen sprechen sich auch explizit gegen den Ausbau aus. Aktiv vor Ort sind auch zahlreiche Gruppen und Vereine, wie KlimaKollektiv Lüneburg, ROBIN WOOD-Hamburg-Lüneburg, Fridays for Future Lüneburg, BUND, VCD Elbe Heide und unabhängige Aktivist*innen. Eine Klage vom BUND Niedersachsen gegen den Planfeststellungsbeschluss von Abschnitt 7 ist bereits beim Gericht anhängig. Bei Verkündung des Beschlusses für Abschnitt 1 bei Lüneburg ist ebenfalls eine Klage geplant.

Vor Ort finden immer wieder Aktionen statt. Fahrraddemonstrationen werden auf Betreiben der Autobahn GmbH und dem Land Niedersachsen systematisch untersagt. Die Rechtssrechung in Niedersachsen ist leider sehr konservativ, sodass wir für Protestrouten auf Bundesstraßen verwiesen werden. In Lüneburg konnte 2020 die Nutzung der vierspurigen Ostumgehung gerichtlich durchgesetzt werden. Angemeldete Abseilaktionen haben an Autobahnbrücken, als Zeichen der Verbundenheit mit der bundesweiten Wald statt Asphalt Bewegung, stattgefunden. Außerdem große Banneraktionen auf der geplanten Trasse und auf dem Markplatz in Lüneburg, eine Vernetzungsradtour entlang der betroffenen Gemeinden von Wolfsburg nach Lüneburg, direkte Aktionen gegen Volkswagen in Wolfsburg, Waldspaziergänge, Infoabende, Filmabende und Aktionstage.

Du kannst dich auch an Widerstandsaktivitäten beteiligen, indem du dich bei den beteiligten Gruppen meldest und engagierst und uns bei unseren Mahnwachen und Demonstrationen besuchst. Aktuell treffen wir uns in Lüneburg jeden dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr im Wald « Lüner Holz » für eine Mahnwache. Das Lüner Holz ist ein Waldgebiet, in dem für dieses Projekt viele Bäume gefällt werden sollen, um die Straße stark zu verbreitern. Dabei soll eine wichtige Rad- und Fußverkehrsverbindung zwischen Adendorf und Lüneburg mindestens zeitweise gekappt werden. Mal gibt es dazu eine Waldführung oder auch ein Schnupperklettern (mit ROBIN WOOD). Bringt gern Kaffee und Kuchen vorbei, die nächsten Termine sind: 21.7, 18.8, 15.9., 20.10., 17.11., 15.12.

Mobilitätswende für alle, keine A39!

Text von Wally und Cécile

Links zu Widerstands-Gruppen, Organisationen und Infoseiten:

Quellen

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