Am 11. März 2023 haben sich ca. 150 Menschen an der Demonstration zum Fukushima Jahrestag in Hamburg beteiligt. Sie zogen vom Sitz der Atomumschlag Reederei OOCL in der Nähe vom Hauptbahnhof zum Rathausmarkt über den Sitz der Atomreederei Hapag Lloyd und über das japanische Konsulat. Es gab zahlreiche Redebeiträge ,darunter 2 von Menschen aus Japan: eine Zeitzeugin, die die Katastrophe als Kind erlebte und eine Aktivistin von Friends of the Earth japan.
Es gab neben der zahlreichen Redebeiträge, eine Musikgruppe, die für schöne Stimmung sorgte, so wie eine kleine Straßentheateraktionen in der Mönckebergstraße.
Ich habe die Demo geleitet und moderiert (spontan eingesprungen), das was ein bisschen viel, am Tag danach meldete sich das Rheuma, musste im Bett bleiben…
Ich veröffentliche meinen Redebeitrag (Schreibfehler inklusiv). Ich habe ihn so etwa gehalten – und bissl frei gesprochen weil ich es eingentlich lieber habe Bilder gibt es auf der Homepage der Kampagne gegen Atomtransporte durch Hamburg und beim Foto Archiv Kollektiv: https://asb.nadir.org/fotoarchiv/neu/20230311/album/index.html
Rede zu Frankreichs Atompolitik
Wir demonstrieren heute in Hamburg. Der Auftakt der Demonstration findet vor der OOCL statt, die nächste Zwischenkundgebung wird vor Hapag Lloyd sein. Zwei Firmen die dafür bekannt sind Atomtransporte durchzuführen.
Über den Hamburger Hafen verkehren nach wie vor viele Transporte die der Versorgung von Atomanlagen weltweit dienen. Die Abschaltung von Atomkraftwerke hierzulande reicht nicht. Über Hamburg gibt es nach wie vor yellow cake Transporte nach Narbonne in Südfrankreich. In der dortigen Anlage von Orano erkranken auffällig viele Mitarbeiter an Krebs und Leukämie. Atomkraft tötet. Auch im Normalbetrieb.
Wir können nicht die deutsche Atompolitik hier, die französische dort oder auch die russische, getrennt voneinander betrachten. Weder die Radioaktivität noch die Atomgeschäfte, machen halt an den Grenzen. Darum wäre es wichtig die Versorgungstransporte der Atomindustrie zu stoppen sowie die Uranfabriken in Gronau in NRW und in Lingen in Niedersachsen zu schließen.
Am 15. April wenn die letzten AKW in Deutschland abgeschaltet werden, wird deshalb in Lingen gegen die BrennelementeFabrik protestiert. Die Uranfabrik wird durch den französischen Konzern Framatome betrieben. Hier sind wir schon wieder bei den internationalen Verflechtungen.
Die Anlage versorgt AKW in ganz Europa mit Brennstoff. Framatome will mit dem russischen Konzern Rosatom zusammenarbeiten, in einem Jointventure. Außerdem gibt es immer wieder Atomtransporte aus Russland nach Lingen, um die Anlage mit Uran zu versorgen. Die Atomkraft unterliegt keinerlei Sanktionen im Ukraine Krieg. Mit einer Anlage wie diejenige in Lingen fühlen wir Putins Kriegskasse.
Immer wieder ist zu hören man soll ja die letzten Atomkraftwerke doch noch länger laufen lassen, das sei gut für das Klima.
Ich sag hier ganz klar, don’t Nuke the climate! Atomkraft ist keine Lösung. Als Französin verfolge ich die französische Atompolitik und es ist Zeit, ein Augenmerk drauf zu lenken, welche Politik durch den Weiterbetrieb einer Anlage, wie die in Lingen, unterstützt wird.
Frankreich importiert derzeit Riesenmengen an Strom unter anderem aus Deutschland. Es hat mehrere Gründe.
Die französischen Atomkraftwerke sorgen mit Korrosionsproblemen für Schlagzeilen – zuletzt die AKW in Penly und Catenom diese Woche. Man hat in Deutschland mit Blick auf das Abschalten der letzten deutschen AKW auf große Sicherheitsüberprüfungen die letzten Jahre verzichtet und selbst dort wo Korrosionsprobleme entdeckt wurden, nicht näher untersucht und keine Maßnahmen ergriffen.
Augen zu und durch. Es wird schon gut gehen. Hoffen wir mal.
Hinzu kommt das Atomkraft Wetterextremen und dem Klimawandel nicht gewachsen ist. Im letzten Sommer standen viele Atomkraftwerke still, weil Kühlwasser in den Flüssen fehlte. Grenzwerte wurden erhöht, damit die AKW wärmeres Wasser abgeben dürfen und somit weiter laufen können. Das hat wiederum schädliche Auswirkungen auf Fauna und Flora. Wir haben dieses Jahr bereits eine Winterdürre…
Atomkraft ist zudem nicht flexibel. so dass wenn im Winter die französischen Haushalte ihre Stromheizung aufdrehen oder im Sommer die Klimaanlage, wegen Konsumspitzen ein kontrolliertes Blackout, genannt Braunout droht.
Schließlich ist der staatsenergiekonzern EDF hoch verschuldet. Atomkraft ist nicht billig!
Die französische Regierung hält trotzdem an die Atomkraft fest.
Präsident Macron kündigte im Herbst 2021 den Bau von 6 neuen EPR Atomreaktoren für voraussichtlich insgesamt 49 Milliarden Euro – und dies obwohl der Bau eines ersten EPR bereits ein Fiasko ist .
Der Bau des EPR in Flamanville läuft seit 2007 und hat bereits 11 Jahre Verzögerung. Der Reaktor soll nach aktuellem Stand der Dinge 2024 in Betrieb genommen werden – besser wäre, wenn er nie in Betrieb gehen würde, denn ein neuer Reaktor bedeutet mehr Atommüll und GAU Gefahr – wie der heutige Fukushima-jahrestag es uns in trauriger Erinnerung bringt. Die Baukosten sind explodiert. Von 3 Mrd auf ca. 20 Mrd Euro.
Hinzu kommen zahlreiche technische Pannen, die Fehlkonzeptionen, der Baupfusch. Die Kosten vom finnischen EPR sind auch explodiert. Und die EPR in China haben auch Probleme.
Weil der EPR mit allen den Problemen beim Bau in Verruf geraten ist, zauberte Macron zusätzlich sogenannte « Small Modular Reactors » (SMR) aus seinem Hut. Es handelt sich dabei um Atomkraftwerke mit geringer Leistung. Mit einsatzfähigen Reaktoren ist nicht vor 2035 zu rechnen, Macron will 1 Milliarden Euro in die Forschung investieren. Geld das in Erneuerbaren besser investiert wäre.
Eine hohe Anzahl an Reaktoren wäre zur Bereitstellung signifikanter Mengen elektrischer Leistung notwendig. Ihre Nutzung würde das Risiko atomarer Verseuchung um ein Vielfaches erhöhen. Mit dieser Art von Reaktoren steigt die Gefahr der Proliferation – also der Nutzung für militärische Zwecke wie der Herstellung von Kernwaffen.
Zahlen sollen für die teure ohne staatliche Zuschüsse nicht finanzierbare Atom-Sackgasse, die europäischen Steuerzahler über die Taxonomie. Mit etwas Greenwashing und der Einstufung der Atomkraft als Nachhaltig inklusive.
Diese Politik blockiert die notwendigen Investitionen in erneuerbaren Energien und Energieeffizienz.
Die Schließung der Lingener Brennelementefabrik von Framatome würde dazu beitragen, den wahnsinnigen Neubauprojekten von Macron, Wind aus dem Segel zu nehmen. Kein Rückenwind für Macrons Atompläne! Sondern für die Erneuerbaren, für Windräder! Kommt zu den Protesten gegen die Brennelementefabrik am 15.4. nach Lingen!