Vor fast drei Jahren gründeten Lüneburger WäglerInnen, die mit ihren Bauwägen Neubauten weichen mussten, den Verein Leben(s)Wagen e.V. Nach sechs Monaten Verhandlungen mit der Stadt, wurde sich auf ein Grundstück am Stadtrand neben einem Sportplatz geeinigt, der Pachtvertrag wurde unterzeichnet. In der Stadt sind wir innerhalb von 5 Minuten mit dem Fahrrad. Das Grundstück wurde erschlossen, dafür mussten wir 50000 Euro Darlehen aufnehmen, das Geld zahlen wir mit unseren Mieten zurück. Der Flächennutzungsplan wurde geändert, das ca. 1 Hektar große Grundstück ist nun dort als Bauland für experimentelle Lebensstile eingetragen. Wir haben einen Bauantrag gestellt und nun die Baugenehmigung erhalten. Ein Bauwagenplatz mit Baugenehmigung… ziemlich einzigartig in Deutschland! Doch einfach ist dieser Weg nicht und mit der Bürokratie sind wir nicht am Ende. Hier ein kleiner Bericht zum Stand der Dinge , sowie schöne Bilder vom Platz in diesem Winter.
Winterimpressionen
Es gibt weitere Bilder auf der Homepage von Leben(s)Wagen e.V.
Die Baugenehmigung
Wir dachten erstmals „Juhu die Baugenehmigung ist da!“ Das ist in der tat ein wichtiger Schritt. So einfach ist es jedoch nicht, die richtige Baugenehmigung haben wir erst, wenn wir mit dem „Bau“ und den zahlreichen „Bedingungen“ zum Bauantrag fertig sind. Wir haben eine Baugenehmigung für den Wagenplatz als Gesamtanlage beantragt ; nicht für jeden einzelnen Wagen. Versteht sich.
Weil einige Auflagen und Bedingungen der erteilten Baugenehmigung in unseren Augen entweder nicht gerechtfertigt oder nicht umsetztbar sind, haben wir Widerspruch eingelegt. Die Behörde versteht nicht immer, dass ein Wagenplatz in die Schublade von Reihenhäusern nicht hineinpasst und einige Regelungen gar nicht, wie auf dem Papier vorgesehen, umsetzbar sind. Weil wir anders sind! Experimentelle Lebensstile, steht im Flächennutzungsplan für den Wagenplatz. Das ist eben ein anderer Lebensstil!
Wir hoffen auf eine Lösung im Gespräch mit der Stadt. Denn wir sind seit Gründung des Vereins im Gespräch mit der Stadt, das wollen wir fortsetzen. Derzeit kanbbern wir an unsere Begründung und versuchen irgendwie pädagogisch zu erläutern, was ein Wagenplatz ausmacht und was anders „experimentell“ ausgelegt werden muss.
Neben der Erfüllung diverser Auflagen und Bedingungen im Zusammenhang mit der Baugenehmigung haben wir reichlich zu tun!
Einige Pläne…
Im kommenden Frühjahr soll ein zweites Sanitärwagen ausgebaut werden.
In Planung ist weiter ein Gemeinschaftshaus. Das Haus soll nicht nur der Gemeinschaft dienen. Es soll für außenstehende offen sein: Mit Bibliothek, die Möglichkeit Veranstaltungen wie Lesungen oder auch Vorträge zu organisieren, etc.
Wann das Haus stehen wird hängt von der Anzahl an Menschen, die anpacken können und auch von unseren Finanzen ab. Wir freuen und über helfende Hände und Unterstützung (auch finanziell) Derzeit arbeiten wird an der Zeichnugn zum Bau. Das Haus wird ohne Fundament sein, wir leben ja in fliegenden Bauten. http://www.lebenswagen.nirgendwo.info/unterstuetzung.html
Zur Geschichte des Platzes
Vor 2,5 Jahren musste die BewohnerInnen zweier Wagenplätze in Lüneburg ihren Standort aufgeben. Am Meisterweg ist eine neue Siedlung entstanden. In der Uelzener Strasse wollte Campus e-V. Ein neues Gebäude bauen. Daraus ist „Fango“, der Wagenplatz von Lebenswagen entstanden. Zur Geschichte habe ich bereits einen Artikel auf diesen Blog veröffentlicht.
Bis 2010 habe ich in der Uelzener Strasse auf dem Gelände von Campus e.V. gewohnt. Wir wohnten dort zu viert und hatten jeweils einen Stellplatzmietvertrag.
Eines Tages waren wir aber dann nicht mehr erwünscht. Mit dem Vorwand eines dringenden Bauvorhabens wurden wir gekündigt. Ein Versuch, mit Campus e.V. zu verhandeln scheiterte.
Unseres Gefühl war, dass Campus e.V. uns schlicht nicht mehr haben wollte, dass es von ihnen politisch so gewollt war und das Bauvorhaben nur ein Vorwand war. Dies machten wir unter anderem daran fest, dass die selbstverwaltete Kinderkrippe „die Zwerge“ und die Lebenmittelkooperative Koko ebenfalls weg mussten. Alternative Lebens- und Organisationsformen waren nicht mehr erwünscht. Ein Blick auf dem Gelände des ehemaligen Wagenplatzes am gestrigen Tag hat dies bestätigt. Vom Bauvorhaben ist nach drei Jahren keine Spur zu sehen. Zahlreiche gesunde schöne Bäume wurden gefällt. Es ist ansonsten nichts passiert.
Hier zwei Bilder zum Vergleichen: Das Areal im Winter 2013, der Wagenplatz Uelzener Strasse im Winter 2010.
Als in Lüneburg die Frommestrasse geräumt wurde, hat Campus e.V. « Wohnungen » für die ehemaligen BewohnerInnen angeboten. So stand es in der Zeitung. Es ist aber nur Fassade nach Außen. Die Qualität der Wohnungen lässt im Preis/Qualität Verhältnis zu wünschen übrig, nicht alle haben eine neue Unterkunft gefunden.
Der Gerüchtenküche zur Folge will Campus e.V. nun Bauwägen in der Nähe von den Wohnungen vom Anna-Vogeley-Heim aufstellen… und einzel vermieten. Kommerziell geht’s besser… Mit Gemeinschaft hat dies überhaupt nichts mehr zu tun. Dafür darf ein Student, der in einer der Wohnungen von Campus e.V. wohnt, seine Bauwägen nicht in der Nähe hinstellen. Über die Räumung der Frommestrasse und die Wohnpolitik der Stadt berichtete ich in einem früheren Blogartikel.