Bis 2022 soll uns der Super-GAU täglich grüßen. Nein, eigentlich sogar noch länger, denn abgeschaltete Atomkraftwerke stahlen noch lange – tja die Notabschaltung in Fukushima hat nichts geholfen. In jeder Sekunde steckt ein potentieller GAU. Materialversagen, menschliches Versagen, Überflutung, Hitze, etc. Ein Restrisiko mit fatalen Folgen. Allein deswegen ist es unverantwortbar, auf diese Technologie weiter zu setzten, wie die Regierung es tut. Die einzige vernünftige Position heißt sofortige Stilllegung aller Atomanalgen – weltweit. Und das ist möglich ! Dazu komme ich später, in einem weiteren Artikel.
Ich setze zunächst meine Serie zu den schmutzigen Atomgeschäften von Industrie und Politik fort.
Heutiger Schwerpunkt: der Schwarzbau in Gorleben, der als Entsorgungsnachweis und somit als Garantie für den Weiterbetrieb von Atomanlagen gelten soll. Naja, gewährleistet ist eher eine radioaktiv strahlenden Zukunft – leider.
Stilllegung ALLER Atomanlagen…
Ich betone: Die Stilllegung ALLER Atomanalgen. Es kann meines Erachtens nach nicht die Rede von « Atomausstieg » sein, wenn Anlagen wie die Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau oder die Fertigungsanlage in Lingen außen vor gelassen werden. Es wurden bereits viele Gründe für eine Stilllegung genannt. Und das wird gerne verdrängt und wenig publik gemacht. Gefährlich sind nicht nur die Atommeiler. Atomare Unfälle geschehen auch in einer Anlage wie die UAA. Allein am vorgestrigen Tag soll ein Container mit radioaktivem Uranhexafluorid (UF6) von einem Gabelstapler gefallen sein. Verdammtes menschliches Versagen! Könnte man sagen. Ich sage verdammte organisierte Unverantwortlichkeit von Industrie und Politik. Nebenbei erwähnt, UF6 ist verdammt gefährlich. Der Stoff ist ätzend und radioaktiv, in Kontakt mit Luft explodiert es – ideal für eine schmutzige Bombe… Ach tschuldigung, es ist hier doch die Rede von « friedlichen » Nutzung der Atomenergie. In Kontakt mit Wasser bildet es Flusssäure. Und das Zeug fällt mal herunter in der Anlage… oder wird quer durch die Welt auf LKWs, Züge und Schiffe befördert… (Manche werden wissen, dass das Eichhörnchen schon ein paar male dagegen protestiert hat – in Eichhörnchen-Manier, klar.)
Der Weiterbetrieb von Atomanlagen impliziert weiter nicht nur das « Restrisiko », sondern auch ein atomarer Erbe für die zukünftigen Generationen. Ja, ich meine den Atommüll! Atomanlage sind wie ein Flugzeug ohne Landebahn. Es wird jede Menge Atommüll produziert und keiner weiß wohin mit damit. Seit Jahrzehnten wird uns eine Lösung für diesen Müll versprochen. Weil es eben keine Lösung gibt, wird an einer Scheinlösung getäuscht und gepfuscht. « Forschung » wird das offiziell genannt. Schwarzbau ist es eigentlich.
Von einer wirklichen Lösung für den Atommüll wird nie die Rede sein kann. Das einzige wofür man sich einsetzen kann, ist den Schaden zu begrenzen, das kleinere Übel… Dafür muss der Müll-Hahn endlich zu gedreht werden sowie dem Schwarbau in Gorleben und den Schlampereien in der Asse, Morsleben oder auch Schacht Konrad ein Ende gesetzt werden. AUS ist AUS! und das betrifft nicht nur die Meiler!
Die Asse II, der GAU der Endlagerung
Die Schlagzeilen über die Asse sind Grund genug um misstrauisch zu werden, wenn in Sache Atommüll von « Forschung » die Rede ist.
Von 1967 bis 1978 wurden in das ehemalige Salzbergwerk ASSE II in Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel 125.000 Fässer mit schwachradioaktivem und 1.300 Fässer mit mittelradioaktivem Müll aus Atomkraftwerken und der Kernforschungsanlage Karlsruhe eingelagert – genau beschrieben « abgegekippt ». Die Einlagerung wurde nach Bergrecht genehmigt. Obwohl bereits die Problematik von eindringendem Wasser bekannt war – die benachbarten Bergwerke sind schon vor Jahrzehnten abgesoffen, obwohl Kläger aber vor Gericht mit ihren Bedenken gescheitert waren, wurde das Bergwerk Asse II als trocken und für geeignet zur Einlagerung von radioaktiven Abfällen erklärt. Klaus von Dohnanyi, im Jahre 1972 (damaliger Staatssekretär im Bundeswissenschaftsministerium) :
„Das Eindringen von Wasser kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.“
Seit 1988 wird ein permanenter Laugenzufluss aus dem Neben- und Deckgebirge registriert, dessen Herkunft bis heute ungeklärt ist. Die Behörde kann deshalb die Standsicherheit nur noch bis zum Jahr 2014 garantieren. Stürzen einzelne Kammern oder das gesamte Bergwerk ein, kann das radioaktive Inventar der Fässer (u.a. 12,5 kg Plutonium) innerhalb kürzester Zeit in das Grundwasser gelangen. Heute soll das Bergwerk geschlossen werden. Bürgerintiative verlangen die Rückholung des Atommülls.
Die angebliche Forschung ist zum GAU der Endlagerung geworden… und in Morsleben sieht es auch nicht besser aus.
Nota: Im Rahmen der Kampagne Europas Atomerbe wurden zu den diversen Atommüllstandorte Info-Flyern erstellt, sie sind herunterzuladen oder Bestellbar!
Schwarzbau Gorleben
Forschung, Bergrecht… dies hat viele Gemeinsamkeiten mit Gorleben. Denn in Gorleben wir angeblich nur « erkundet » also geforscht und gebaut wird nicht Atomrecht, sondern nach Bergrecht…und merkwürdigerweise wird gleich so groß gebaut, dass die hochradioaktiven Abfällen in den Saltzstock hinein befördert werden können.
Eines ist klar: Seit Jahren wird der Salzstock in Gorleben zu einem Endlager ausgebaut – anstatt geforscht. 1,5 Milliarden Euro wurden verbuddelt – obwohl die Untauglichkeit zur Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen seit 30 Jahren erwiesen ist.
2001 gab der ehemalige Betriebsleiter der Asse Klaus Kühn noch zu, in der Asse sei im Hinblick auf ein Endlager in Gorleben geforscht worden:
„Ziel war es, für ein geplantes Endlager im Salzstock Gorleben die entsprechenden Techniken und die wissenschaftlich-technischen Daten zu ermitteln und bereit zu stellen. Der Salzstock Gorleben war in der Eignungsuntersuchung. Wir von der GSF sollten im Forschungsbergwerk Asse die entsprechenden Technologien und wissenschaftlichen Untersuchungen durchführen.“
Mit dem Scheitern der Asse-II fand das Endlagerkonzept in Salz seinen Gipfel der Absurdität. Dieser Absurdität wird aber von der Politik kein Ende gesetzt.
Die Bauarbeiten im Salzstock Gorleben sind heute zu 90% abgeschlossen und es wird unter Hochdruck weiter gearbeitet. In 3 Schichten. 24 Stunden am Tag. Die Öffentlichkeit wird durch Anwendung des Bergrechts von dem Verfahren komplett ausgeschlossen (ist doch nur Forschung…).
Bewiesen ist dabei, dass die Standortbenennung keinesfalls aus wissenschaftlichen Gründen erfolgte, sondern aus politischen. Und dass unter dem Deckmantel der Forschung gleich ein Endlager gebaut wurde.
Dies wird ausführlich, mit Archivdokumenten (darunter das so genannte ICE-Gespräch) auf der Homepage der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg belegt.
Und wenn heute von « Stresstest » und Sicherheitsüberprüfung die Rede ist, gehört auch das Atommülldilema auf den Prüfstand, wie die BI es fordert.
weitere Infos:
Infomaterialen zu diversen Standorten in mehreren Sprachen (darunter
Asse, Gorleben, Schacht Konrad, Uran, La Hague, die Schweiz, ec.)