Zur Übersicht: Mach´s besser, Karsten – Ein Nachruf in Text und Bild für Karten Hilsen
Ich habe Karsten im Oktober 2005 als ich nach Lüneburg kam und Anschluss zur lokalen antiatom Gruppe suchte, kennengelernt. Ich war keine 10 Tage in Lüneburg und wir haben die ersten gemeinsamen Aktionen mit der LigA (Lüneburger Initiative gegen Atomanlagen) gestartet. Das war für mich eine Ehre, denn ich lernte ihn zunächst aus Erzählungen kennen. Er kam immer und überall zu spät, schien aber eine wichtige Person zu sein, er war schließlich der Anmelder der großen Castor-Demo einen Monat später, mit mehreren tausend Menschen.
Ich verstand schnell: Großdemo anmelden ist vor allem ein unsäglicher Job mit (Nicht)Kooperationsgesprächen mit Behörden, die alle Tricks anwenden, um die Versammlungsfreiheit einzuschränken, wie durch das Verbannen der Versammlung aus der Innenstadt. Karsten hatte die Ruhe inne, diesen Job zu erledigen, zur Erleichterung aller.
Er hat bei vielen Aktionen die Vermittlung zwischen Polizei und Aktivist*innen übernommen und wusste das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit entschlossen zu verteidigen.
Unsere ersten gemeinsamen Aktionen waren antiatom Aktionen. Gegen den Castor-Transport nach Gorleben (ich lasse die unschönen Bilderweg, unsere deutsch-französische Aktionsgruppe „Linda bleibt“ wurde durch die Polizei zusammen geprügelt, siehe Archiv Seite mit Bericht ) und gegen Schacht Konrad. In Form Straßentheater, Demos, Blockaden.
Protest gegen AKW Neubau in Frankreich
Karsten erzählte ich vom Bau eines neuen Atomreaktors in der Normandie und wir starteten kurz darauf mit der Unterstützung von Robin Wood, eine Aktion beim Siemens Konzern in Hamburg, der am Neubau in Frankreich beteiligt war. Und ja, es war nicht ungefährlich, solch eine Aktion bei Wind und Wetter durchzuführen! Das Aufhängen des großen Banners scheiterte (jep gescheiterte Aktionen gehören auch dazu). Aber Karsten schaffte es wacker auf dem Vordach mit einer weiteren Aktivistin für die Pressebilder mit dem kleineren Banner zu stehen.
Karsten war auch in Frankreich, bei der Großdemonstration gegen AKW Neubau. Die BI Lüchow Dannenberg hatte ein Bus aus dem Wendland nach Cherbourg organisiert. Wir bekamen ein 10 X 15 großes Banner mit der Aufschrift „le nucléaire tue l’avenir“ (Atomkraft tötet die Zukunft) durch Sortir du Nucléaire in die Hand gedrückt. Es wurde sich gewünscht, dass das Banner an der Demonstrationsstrecke mit 30 000 Menschen aufgehangen wird. Einzig ein großer Kran erschien uns dafür geeignet. Gesagt, getan ! Karsten, Cécile und Olivier standen mit dem großen Banner auf dem Kran, der sich sodann im Wind Richtung Demonstration drehte.
Ich erinnere mich an den Dauerregen und Matsch im Camp…
Der Reaktor in Flamanville bei Cherbourg ist bis heute nicht im Betrieb. Der Bau hat 11 Jahre Verzögerung, die Kosten sind explodiert: fast 20 Milliarden Euro statt 3. (siehe auch Artikel über die Atompoltik Marcrons 2022)
Video der Aktion in Cherbourg
Zu Teil 2: Mein Freund der Baum