Heute vor 3 Jahren kam es im Hamburger Hafen zu einer beinahe Katastrophe. Der Atomfrachter « Atlantic Cartier » stand in Flammen. Heute ist Tag X in Kiel – weil der atomare Wahnsinn immer noch kein Ende genommen hat. Der Frachter ‘Kapitan Yakovlev’ der Reederei Northern Shipping Company (NSC) ist auf dem Weg von Russland nach Hamburg. Das Schiff wird am 02.05.16 gegen 11:00 Uhr (MESZ) am “CTB”(Containerterminal Burchardkai der HHLA Hamburger Hafen und Logistik AG ) erwartet. Atomkraftgegner*innen rufen zu einer Mahnwache an dem Nord-Ostsee-Kanal am Tiessenkai ab 16 Uhr auf. Dort wird das Atomschiff in wenigen Stunden erwartet – achtet auf Informationen im Transport-Ticker. Die ‘Kapitan Yakovlev’ hat mit großer Wahrscheinlichkeit Uran an Bord, aus Transporten der Vergangenheit ist bekannt, dass sie öfter Uranpellets für die Brennelementefabrik in Lingen oder Brennelemente für AKW (u.a. in Deutschland und in der Schweiz) transportiert. Das Uran wird umgeschlagen und anschließend per LKW weiter transportiert.
Am Süd-West-Terminal der Atomumschlagfirma C.Steinweg im Hamburger Hafen hat darüber hinaus das Schiff « Red Cedar » von der Reederei MACS angelegt. Die Schiffe der MACS befördern regelmäßig Uranerzkonzentrat von Namibia nach Hamburg – wie zuletzt Anfang April.
Passend zu den heutigen Atomtransporten veröffentliche ich (unten) einen in der Maiausgabe der Zeitschrift GWR veröffentlichten Artikel zur jüngsten Uranzugblockade in Buchholz i.d.N. Das Uran war wenige Stunden zuvor bei C.Steinweg umgeschlagen und auf einem Zug verladen worden.
Einen eigenen kurzen Bericht habe ich bereits kurz nach der Aktion veröffentlicht. In meinem Bericht nahm ich zu den Propagandalügen der Polizei Stellung. Nun bestätigt sich meine Einschätzung. „Gefährlicher“ Eingriff in den Bahnverkehr“ niX da! Der Vorwurf war aus der Luft – ja, man kann hier wirklich von „Luft“ reden – gegriffen und diente der Kriminalisierung und politischen Einflussnahme gegen die Aktivist*innen. Unter dem Motto, es sind Straftäter*innen die gefährliche Aktionen durchführen, das braucht man nicht auf Ihre Argumente zu hören und Atomtransporte sind ein Muss.
Die Staatsanwaltschaft bewerte die Aktion zumindest strafrechtlich anders. Sie hat das von der Polizei eingeleitete Strafverfahren nach § 170 II StPO eingestellt, weil die Handlung in keinem StGB-Paragrafen hinein zu biegen ist. Es folgen nun die Klagen gegen die willkürlichen Ingewahrsamnahmen der Kletter*innen durch die Polizei.
Aus GWR Nr. 409, Mai 2016
Lasst das Uran im Boden!
Aktionstage zeigen Wirkung: Urantransport bei Hamburg blockiert
Mehrere Atomkraftgegner*innen blockierten in der Nacht vom 7. auf den 8. April 2016 einen Transport mit Uranerzkonzentrat aus Namibia.
Der Zug war auf dem Weg vom Hamburger Hafen nach Narbonne in Südfrankreich, als er kurz vor Buchholz zum Stehen kam. Zwei Aktivistinnen seilten sich von einer Brücke ab und spannten ein Transparent mit der Aufschrift: „Don’t nuke the climate“ über die Strecke. Die Weiterfahrt des Zuges verzögerte sich um vier Stunden. Etwa zwanzig Menschen waren an der Aktion beteiligt. Bei den Zugreisenden am Bahnhof herrschte eine Mischung aus Verärgerung, Erstaunen und Dankbarkeit für das Engagement der Aktivist*innen. Viele äußerten, über diese Transporte vorher nichts gewusst zu haben.Der Transport hatte bereits unter besonderer Beobachtung von Behörden und Polizei gestanden, sogar der Abfahrtszeitpunkt wurde vorverlegt, um angekündigte Protestaktionen im Hafen zu umgehen. Zahlreiche Anti-Atom-Initiativen hatten im Rahmen der „Aktionstage gegen Urantransporte“ zu Protestaktionen entlang der Transportstrecke aufgerufen. Solange Uran abgebaut wird, dreht sich die Atomspirale weiter und ein Ausstieg kommt nicht in Sicht. Deshalb muss sich der Widerstand gegen die Transporte richten, um auf diesen Zusammenhang hinzuweisen. Mahnwachen gegen den Transport fanden in Maschen, Buchholz, Köln, Bonn und Perl statt. Französische Aktivist*innen berichteten anschließend, der Zug habe Narbonne am 11. April gegen 8:30 Uhr erreicht.
Leave Uranium in the Ground!
In diesem Fall stammt das Uran aus Namibia.(1) Es wurde von der Reederei MACS in den Hamburger Hafen transportiert und von der Firma C. Steinweg entladen. Dann sollte es per Bahn in die Konversionsanlage in Narbonne Malvési gebracht werden. Dort wird es für die Anreicherung (z.B. in der Urananreicherungsanlage Gronau) vorbereitet.
„Schon wegen der fatalen Folgen in den Abbaugebieten müssen wir solche Transporte stoppen, um damit gegen den Weiterbetrieb von Atomanlagen zu kämpfen“, erklärt Aktivistin Cécile ihre Entschlossenheit.Es ist offensichtlich, dass bereits der Uranabbau eine Katastrophe bedeutet. Für eine Tonne Uran werden 100.000 Tonnen radioaktiven Gesteins bewegt und auf riesigen Abfallhalden gelagert. Radioaktiver Staub vergiftet die Umgebung und der Wasserverbrauch beim Auswaschen des Urans führt zu Trinkwassermangel – viele Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage. „Es kann nicht sein, dass Firmen in Europa von der Umweltzerstörung anderswo profitieren. Das Uran muss in der Erde bleiben“, fordert Aktivistin Anne. „Solange Menschenleben nicht mehr zählen als Profite, ist Widerstand Pflicht!“Die Repressionsmaßnahmen, die der Widerstand oft mit sich bringt, ließen nicht lange auf sich warten. So wurden die Aktivistinnen direkt nach ihrer Räumung für zwei Stunden (rechtswidrig) in Gewahrsam genommen und von der Polizei schikaniert. Ihnen wird gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr vorgeworfen. Vor Gericht werden, wie so oft, die falschen stehen. Derzeit laufen in Hamburg Verfahren wegen ähnlichen Aktionen im Jahr 2014 (vgl. GWR 408).
Atomausstieg ist Handarbeit!
Weitere Informationen:
Infoseite Hamburg
Infoseite Bundesweit
Bilder der Aktion in Buchholz
Video der Aktion in Buchholz
Anmerkung:
1) moderner Kolonialismus.
Mit der Ausbeutung des Urans in Afrika und den genutzten Transportwegen wird die unrühmliche Kolonialvergangenheit Deutschlands ungebrochen fortgesetzt. Gerade am Süd-West-Terminal, wo C. Steinweg seinen Sitz hat, werden schon seit der Kolonialzeit Waren aus Afrika umgeschlagen. Die Bezeichnung „Süd-West“ bezieht sich auf koloniale Handelsrouten und auch Namen wie „Afrikahöft“ und „Kamerunweg“ weisen auf diese koloniale Vergangenheit hin. Die Hamburger Reederei MACS hat ihre Wurzeln ebenfalls im Kolonialgeschäft.
UPDATE: Kapitan Yakovlev hatte Uran an Bord. 2 LKW von der Spedition Wagenborg fuhren am 2.5. ca. 15:30Uhr aus dem CTB in HH raus. 2 blaue Container UN3325 – möglicherweise Pellets für Lingen. 3 Bilder: