Rashid, ein Freund ist gegangen :-(

Rashid Alimov gibt ein Interview im Waldin metelen, bei einer Kletter-Blockade gegen den Export von Uranmüll nach Russland, November 2019 - Foto aaa-West
Rashid Alimov gibt ein Interview im Wald in metelen, bei einer Kletter-Blockade gegen den Export von Uranmüll nach Russland, November 2019 - Foto aaa-West

Ich habe kurz vor Weihnachten von dem (Corona)Tod von einem russischen Freunden, Rashid Alimov, erfahren. Eine Woche später bin ich immer noch sehr traurig. Rashid war beim Kampf gegen die Atomkraft immer dabei, der Repression in Russland zum Trotz. Rashid war ein wunderbarer ruhiger liebevoller Mensch. Ich kannte ihn schon seit über 10 Jahren und hatte ihn zuletzt im November 2019 getroffen. Wir haben mit einer Kletteraktion einen Urantransport aus der Gronauer UAA in Metelen bei Steinfurt (NRW) für 8 Stunden gestoppt. Der Uranmüll aus der Urananreicherungsanlage wurde nach Russland exportiert. Rashid, der gerade für die Antiatom-Vernetzungsarbeit zu Besuch in Deutschland war, kam zu uns in den Wald und gab der Presse Interviews, erläuterte weshalb er auch gegen diese Transporte ist und die Aktion unterstützte. Die Aktion und Rashids Stellungnahme schafften es in die russische Presse. Das war genau das, was ich mir unter Zusammenarbeit über die Grenzen hinaus vorstelle! Rashid, ich vermisse dich schon!

Ich übernehme zum Abschied, den Trauer-Rundbrief einiger Antiatom-Gruppen. Im Anschluss habe ich den Spendenaufruf für Rashids Familie verlinkt.

Trauerbrief

Liebe Freundinnen und Freunde,

mit großer Bestürzung haben wir am Wochenende aus Russland vom Tod unseres guten Freundes und langjährigen Mitstreiters Rashid Alimov erfahren. Rashid starb in einem Krankenhaus in St. Petersburg an den Folgen von Corona. Er wurde nur 40 Jahre alt. Wir trauern mit seiner Familie und seinen Freund*innen.

Rashid war ein sehr warmherziger, zurückhaltender, freundlicher, aber auch sehr entschlossener Umweltaktivist. Mit Rashid zusammenzuarbeiten war immer eine große Freude. Wir alle konnten von seinem Sachverstand, seiner ruhigen Art und seinem bewundernswerten Engagement unter den sehr schwierigen Bedingungen in Russland profitieren. Über die Jahre entwickelten sich feste Freundschaften – Rashid war ein wichtiges Bindeglied zwischen der russischen, deutschen und niederländischen Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung.

Seit 2006 haben die Anti-Atom-Initiativen im Münsterland und weit darüber hinaus mit Rashid sehr intensiv am Stopp der Uranmülltransporte von Gronau nach Russland zusammengearbeitet. Der Stopp dieser Transporte lag ihm sehr am Herzen und so haben wir uns kennengelernt. Immer wieder gab es in St. Petersburg Proteste gegen diesen Atommüll-Wahnsinn. Dafür nahm Rashid auch Repressionsmaßnahmen in Kauf, zuletzt bei einer Protestaktion in St. Petersburg im Dezember 2019. Von seiner Arbeit hat ihn das nicht abgehalten. In St. Petersburg war er zunächst in der Gruppe Ecoperestroika tätig, seit 2012 dann als Energie- und Atomexperte für Greenpeace Russland. Sein Ziel war klar: ein Russland und eine Welt ohne Atomkraft.

In Deutschland war Rashid über all die Jahre ein sehr gern gesehener Gast. Er sprach auf Demos u. a. in Gronau, Ahaus, Lingen, Münster oder auch vor dem AKW Krümmel, protestierte gegen Urenco und deren Miteigentümer RWE und EON – setzte sich für den internationalen Atomausstieg ein. Auf vielen Konferenzen brachte er die Vernetzung der russischen und deutschen Anti-Atom-Bewegung voran. Sein persönlicher Einsatz war enorm.

Sehr groß war seine Erleichterung, als 2009 die Uranmüllexporte von Gronau nach Russland zunächst eingestellt wurden – und entsprechend groß die Enttäuschung über die verantwortungslose Wiederaufnahme 2019. Zuletzt war Rashid im November 2019 im Münsterland. Er nahm an den Protesten gegen einen dieser Uranmüllzüge teil und war total glücklich, dass dieser Zug bei Metelen über mehrere Stunden gestoppt wurde. Direkt vor Ort leitete er die Pressearbeit für Russland ein, die zu sehr vielen Berichten führte. Zurück in St. Petersburg stieß er sofort eine Online-Kampagne an. Im Januar überreichte er dann mit Vertretern der russischen Umweltorganisation Ecodefense mehr als 70 000 Unterschriften im Bundesumweltministerium in Berlin an Staatssekretär Flasbarth.

Für deutsche Journalist*innen war Rashid in Russland ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um Atomthemen ging. Immer wieder wurde er zitiert, sei es zu dem neuen, gefährlichen AKW-Schiff oder zu Störfällen in russischen Atomanlagen. Gerade erst veröffentlichte Greenpeace eine Studie zu den Folgen von Tschernobyl mit seiner Beteiligung. Nicht nur die russische Umweltbewegung verliert deshalb eine wichtige Stimme.

Gerne wäre Rashid auch dieses Jahr öfter nach Deutschland gekommen, um an weiteren Protesten teilzunehmen. Die Reisebeschränkungen wegen Corona erlaubten dies nicht. Wir hatten noch so viel gemeinsam vor – Rashid hatte immer Ideen und verlor dabei niemals seinen stillen Humor.

Wir sind zutiefst schockiert über seinen frühen Tod. Aber wir werden seine Arbeit fortsetzen und diese Uranmüllexporte endgültig stoppen, den Atomausstieg grenzüberschreitend voranbringen sowie die deutsch-russische Zusammenarbeit der Umweltbewegungen intensiv weiterführen.

Wir haben einen guten Freund verloren – Rashid fehlt uns.

Trauernde Grüße

Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Arbeitskreis Umwelt Gronau
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
BI « Kein Atommüll in Ahaus »
Arbeitskreis Umwelt Schüttorf
Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Antiatom-Bündnis Niederrhein
AntiAtom Bonn
Don’t Nuke The Climate
Robin Wood

PS: Im Anhang findet ihr einen Nachruf von einigen Freund*innen von Rashid. Zudem verlinken wir den Nachruf von Greenpeace Deutschland (beide mit Fotos von Rashid):

https://www.greenpeace.de/themen/ueber-uns/trauer-um-rashid-alimov

Die AntiAtomFamilie spendet für Rashid

Spenden

Der russische Anti-Atom-Aktivist Rashid Alimov (40) ist tot. Er hinterlässt seine Frau, seine Tochter und seinen Sohn. „Atemnot, eine weitere virusbedingte Lungenentzündung, Covid19“ sind, so die Sterbeurkunde, die Todesursachen.

Bernhard Clasen

Über Jahrzehnte hat der Verstorbene Rashid Alimov sich für ein Ende der Atomkraft weltweit eingesetzt. Wir möchten Rashids Familie mit einer Spendensammlung unterstützen. Rashid hat viel für eine bessere Welt gegeben. Viel können wir zur Zeit von hier aus nicht tun, außer unser Mitgefühl bekunden und sagen, dass wir in Rashids Sinne weitermachen. Eine Spende an die Familie bedeutet eine echte Unterstützung und ist mehr als ein Symbol.

Rashids Witwe ist Anwältin, Rashids (höheres) Gehalt als Campaigner bei Greenpeace fehlt nun und es besteht die Sorge um die finanzielle Zukunft der gemeinsamen minderjährigen Tochter.

Ich bürge dafür, dass die hier gesammelten Spenden vollständig an Rashids Witwe ausgezahlt werden.

Bitte helft mit, ein wenig Zusammenhalt zu stiften und in dieser schweren Zeit und Situation einen kleinen Lichtblick für die Liebsten von Rashid zu setzen, der so viel Gutes für diese Welt getan hat.

Kerstin Rudek