Spitzel enttarnt

Ich übernehme heute einen Artikel von Aktivist_Innen, die gegen Tierschlachtfabriken kämpfen (siehe unten). Sie haben am heutigen Tag ihre Bespitzelung durch einen LKA-Spitzel (Ralf Gross) nach intensiver Recherche und Auseinandersetzung bekannt gemacht. Der Fall erinnert mich stark an andere enttarnte Spitzel. 2010 war Simon Bromma (Tarnname Simon Brenner) in Heidelberg enttarnt worden. Und in Lüneburg flog 2008 der Spitzel T.U., der unter anderem in der örtlichen Antiatomgruppe aktiv war, auf. Dieser Fall wurde damals nicht bekannt gemacht, weil ein Teil der Gruppe sich nicht 100% sicher war, ob die Person wirklich ein Spitzel war. Wie im jetzigen Fall leugnete sie als solche tätig zu sein. Erst Jahre später bekamen wir Sicherheit darüber, dass es sich in der Tat um einen Spitzel handelte. Doch die bespitzelte Gruppe war zu dieser Zeit in der damaligen Konstellation nicht mehr aktiv, wir hielten eine Veröffentlichung Jahre danach nicht für sinnvoll. Die Person verschwand damals von der Bildfläche (angeblich eine Reise nach Australien , ihre Mailadresse ging nicht mehr), nachdem wir sie mit dem Vorwurf in ein mehrstündiges Gespräch konfrontierten.

Ich übernehme heute einen Artikel von Aktivist_Innen, die gegen Tierschlachtfabriken kämpfen (siehe unten). Sie haben am heutigen Tag ihre Bespitzelung durch einen LKA-Spitzel (Ralf Gross) nach intensiver Recherche und Auseinandersetzung bekannt gemacht. Der Fall erinnert mich stark an andere enttarnte Spitzel. 2010 war Simon Bromma (Tarnname Simon Brenner) in Heidelberg enttarnt worden. Und in Lüneburg flog 2008 der Spitzel T.U., der unter anderem in der örtlichen Antiatomgruppe aktiv war, auf. Dieser Fall wurde damals nicht bekannt gemacht, weil ein Teil der Gruppe sich nicht 100% sicher war, ob die Person wirklich ein Spitzel war. Wie im jetzigen Fall leugnete sie als solche tätig zu sein. Erst Jahre später bekamen wir Sicherheit darüber, dass es sich in der Tat um einen Spitzel handelte. Doch die bespitzelte Gruppe war zu dieser Zeit in der damaligen Konstellation nicht mehr aktiv, wir hielten eine Veröffentlichung Jahre danach nicht für sinnvoll. Die Person verschwand damals von der Bildfläche (angeblich eine Reise nach Australien , ihre Mailadresse ging nicht mehr), nachdem wir sie mit dem Vorwurf in ein mehrstündiges Gespräch konfrontierten.

Der Lüneburger Fall hatte weitere Ähnlichkeiten mit dem heute veröffentlichen Fall von Ralf Gross: « unser » Spitzel war sehr hilfsbereit, er bat für Fahrten immer wieder sein Auto an. Keiner wusste wirklich wie er es finanzierte (angeblich der Vater, ein Militär) und wovon er lebte, er war angeblich Student, von dem Fach, das er studierte hatte er aber offenbar keine Ahnung, in seinem Studiengang kannten ihn die Leute nicht – es kommt natürlich öfter vor, dass Menschen einfach so immatrikuliert sind und nicht ernstaft studieren. Aber wie so oft bei einem « Spitzel » stimmen sehr viele Dinge die über die eigene Person erzählt werden nicht oder sind extrem Widersprüchlich. Wie im Fall von Ralf Gross, hatte « unser » Spitzel den auffälligen Drang zur Militanz  – das passte aber oft überhaupt nicht zu den Leuten und zur Situation. Merkwürdig fanden wir, dass er wenige Wochen vor einem Castortransport mit Kränfüssen (oder wie die aus Nägel bestehende Dinge zum Reifen platt machen auch immer heißen sollen) im Auto von der Polizei erwischt wurden – sie ließ ihm aber laufen und er erzählte stolz darüber. Auch scheiterte eine gewisse Anzahl an Aktionen, an denen er beteiligt war, oft in letzter Minute. 

Interessant sind ebenfalls einige Einträge in meiner Verfassungsschutzakte aus der Zeit « unseres » Spitzel. Einträge die sich nur dadurch erklären lassen, dass « gepetzt » wurde  – das kann dann über das LKA an den Verfassungsschutz übermittelt worden sein, also ich meine nicht damit, dass « unser » Spitzel für den Verfassungschutz arbeitete, es ist möglich, muss aber nicht sein. Er kann auch für den Statsschutz tätig gewesen sein – worauf spätere Hinweise, die uns bestätigten, dass er Spitzel war, klar hindeuten. Die Aufzählung der Auffälligkeiten könnte ich lange fortführen, interessanter ist aber der aktuelle Bericht über Ralf Gross. Mit ihm habe ich zum Glück nur sporadisch (bei Gerichtsverhandlungen) zu tun gehabt. Man sieht aber, dass Papa-Staat sich für unsere Art uns vor Gericht zu verteidigen zu interessieren scheint… Menschen die poltisch aktiv sind und sich dann auch gegen Repression wehren sind Staatsfeinde und gefährlich…

Bericht der Aktivist_Innen im Blog Schlachtfabriken verhindern!

In Braun­schweig ist Ende 2013 der Spit­zel Ralf Gross ent­tarnt wor­den, der seit Früh­jahr 2012 dor­ti­ge Zu­sam­men­hän­ge in­fil­triert hat. Im Mit­tel­punkt sei­nes Ein­sat­zes stand of­fen­sicht­lich die Kam­pa­gne gegen die Schlacht­fa­bri­ken in den nie­der­säch­si­schen Orten Wiet­ze und Wiet­zen (Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne). Gross in­ter­es­sier­te sich aber auch für wei­te­re Kam­pa­gnen der Tier­be­frei­ungs­be­we­gung, die Wald­be­set­zung im Ham­ba­cher Forst, über­re­gio­na­le An­ti-​Re­pres­si­ons-​ und lo­ka­le An­ti­fa-​Struk­tu­ren.

Im fol­gen­den ist auf­ge­führt, wie Gross sich Stück für Stück in die Szene ein­schlich, wie er auf­trat und was an ihm auf­fiel. Daran schließt eine Schil­de­rung sei­ner Ent­tar­nung und eine Ein­schät­zung des Falls an.

Chro­nik: Ralf Gross‘ Tä­tig­keit in der Szene

Diese Auf­stel­lung ist nach Wis­sens­stand der Au­to­r_in­nen um­fas­send. Soll­ten an­de­re Per­so­nen oder Grup­pen Ralf be­geg­net sein und noch etwas zu er­gän­zen haben, schreibt bitte eine Nach­richt an: aif@​riseup.​net

Auf­ge­taucht ist Gross erst­mals am 22.​03.​2012 im Bre­mer Siel­wall­haus zu einem Vor­trag über „Eu­ro­pas größ­te Hüh­ner­schlacht­fa­brik in Wiet­ze bei Celle“. Er fer­tig­te heim­lich einen Mit­schnitt des Vor­trags an, den er von sei­nem E-​Mail-​Kon­to an Fritz.​fuchs24@​yahoo.​de schick­te.

Wäh­rend des Vor­trags wurde für einen Ge­richts­pro­zess wegen der Be­set­zung des Bau­ge­län­des in Wiet­ze mo­bi­li­siert, der am 19.​04.’12 in Celle statt­fand. Gross nahm als ver­meint­lich so­li­da­ri­scher Zu­schau­er an die­sem und zahl­rei­chen wei­te­ren Straf­pro­zes­sen teil.
So war er am 25.​04., 17.​10., 5.​11. und 26.​11.’12 als „Un­ter­stüt­zer“ bei Pro­zes­sen wegen einer Blo­cka­de des Wend­land­cas­tors 2010 vor den Amts­ge­rich­ten Bad Oeyn­hau­sen und Celle, am 29.​05.’12 bei einem Wi­der­stands­pro­zess in Braun­schweig, am 16. und 23.​01.​2013 in Celle beim Pro­zess wegen der an­geb­li­chen Stö­rung einer so­ge­nann­ten An­hö­rung zum Neu­bau zwei­er Mast­an­la­gen, am 21.​05.’13 beim Pro­zess gegen eine An­ti-​Atom-​Ak­ti­vis­tin in Ha­meln, am 18.​07.’13 bei dem Haus­frie­dens­bruch-​Be­ru­fungs­ver­fah­ren wegen der an­geb­li­chen Stö­rung in Lü­ne­burg und am 8.​10.’13 ein wei­te­res Mal in Braun­schweig beim Pro­zess gegen Ak­ti­ve der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne wegen Po­li­zei und Jus­tiz­über­grif­fen dabei.

Gross nahm an der „Cri­ti­cal Mast“-​Ak­ti­ons­fahr­rad­tour gegen Tier­fa­bri­ken teil, die vom 05 – 28.​05.​2012 durch Nie­der­sach­sen führ­te. Im Vor­feld hatte er an­ge­bo­ten, Ma­te­ri­al zu or­ga­ni­sie­ren und zu fah­ren. Die­ses An­ge­bot wurde dan­kend an­ge­nom­men. Er war ein paar Tage in Kö­nigs­horst, kurz in Celle und ei­ni­ge Tage in Wiet­ze. Er be­tei­lig­te sich u.a. an der De­mons­tra­ti­on am 26.​05. in Wiet­ze (siehe Foto).

Am 27.​08.​2012 war er beim Som­mer­fest der IGIT (In­itia­ti­ve gegen In­dus­tri­el­le Tier­hal­tung im Wend­land), wo er schein­bar zu­fäl­lig zwei Ak­ti­ve der Wiet­ze/n Kam­pa­gne traf. Vom 28.​09. – 03.​10. fuhr er ge­mein­sam mit ein paar Ak­ti­ven der Kam­pa­gne zu den Ak­ti­ons­ta­gen gegen Koh­le­ab­bau im Ham­ba­cher Forst.

Am 23.​11.​2012, am Mor­gen nach dem nächt­li­chen Brand­an­schlag auf drei Roth­köt­ter-​Mast­an­la­gen in Mep­pen, rief Gross einen Ak­ti­ven der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne an und frag­te u.a. ob er gut ge­schla­fen habe (was schon ko­misch auf­fiel).

Vom 14-16.​12.​2013 nahm Gross an einem Straf­pro­zess­trai­ning in Braun­schweig teil. Das Trai­ning soll­te u.a. zur Vor­be­rei­tung auf mög­li­che Straf­pro­zes­se wegen der „Cri­ti­cal Mast“ die­nen und wurde von drei Ak­ti­ven der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne ge­ge­ben. Seit dem Trai­ning war er mit sei­ner Mail-​Adres­se „alf-das-huhn@​web.​de“ auf der An­ti­rep­netz-​Mai­ling­lis­te dabei. Die Liste dient ver­schie­de­nen Ak­ti­vis­t_in­nen zum Aus­tausch über Hand­lungs­stra­te­gi­en gegen Re­pres­si­on. Gross lei­te­te etwa ein Dut­zend E-​Mails an die immer glei­che yahoo.​de Adres­se („Fritz Fuchs 24“) wei­ter. Einen Teil die­ser Mails ver­sah er mit An­mer­kun­gen und Fra­gen zu kon­kre­ten Per­so­nen. Etwa mut­maß­te er am 20.​3.​2013, ob es sich bei zwei Men­schen mit sehr ähn­li­chen Vor­na­men um ein und die­sel­be Per­son han­de­le; am sel­ben Tag wies er auch auf die „viel­leicht in­ter­es­san­ten“ Kon­takt­da­ten in einer wei­ter­ge­lei­te­ten Mail von der An­ti­rep­netz-​Lis­te hin. Am 10.​5.​2013 lei­te­te er die Info wei­ter, wer bei einem be­stimm­ten Ver­fah­ren die Lai­en­ver­tei­di­gung über­neh­me und merk­te an: „für mich wäre jetzt gut zu wis­sen, wer denn die An­ge­klag­ten sind“.

Am 15.​03.​2013 fuhr Gross einen Re­fe­ren­ten und eine wei­te­re Per­son aus Braun­schweig zum Café Knall­hart in Ham­burg zum dort statt­fin­den­den Vor­trag zum Sys­tem der Hüh­ner­hal­tung. Gross hatte im Vor­feld die Fahrt an­ge­bo­ten, weil er sich mit Ak­ti­vis­t_in­nen aus Ham­burg „ver­net­zen“ wolle.

Am 25.​03.​2013 be­tei­lig­te sich Gross an de
r Demo gegen die IFFA („In­ter­na­tio­na­le fleisch­wirt­schaft­li­che Fach­aus­stel­lung“) in Frank­furt am Main.

Am 27. oder 28. 03.​2013 tauch­te Gross schein­bar zu­fäl­lig im Nexus (Kul­tur Zen­trum in Braun­schweig) auf, bekam mit, dass Leute ein Auto brauch­ten um sich den Schlacht­hof in Wiet­zen an­zu­schau­en und nach einem ge­eig­ne­ten Camp Ge­län­de um­zu­schau­en und bot ihnen an, sie zu fah­ren. We­ni­ge Tagen spä­ter be­glei­te­te er sie auf der Tour.

Am 13.​04.​2013 fuhr Gross mit Ak­ti­ven der Wiet­ze/n und der Kam­pa­gne gegen Ver­such­stier­trans­po­re von Air Fran­ce/KLM zu deren Info­stän­den beim „Vegan Spring“ in Han­no­ver.

Wie er selbst un­mit­tel­bar da­nach er­zähl­te, nahm Gross am 31.​05.​2013 an einer In­fo­ver­an­stal­tung im An­ti­fa-​Café Braun­schweig teil. Thema war der be­vor­ste­hen­de Na­zi­auf­marsch in Wolfs­burg; ihn hatte nach ei­ge­nem Be­kun­den vor allem die Or­ga­ni­sa­ti­on der An­ti­fa-​Ak­tio­nen in­ter­es­siert.

Gross fuhr mit Ak­ti­vis­t_in­nen aus Braun­schweig zur So­li­par­ty für die Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne am 01.​06.​2013 im Fisch­la­den in Ber­lin. Wie immer in sei­nem Auto.

Am 15.-16.​06.​2013 fand ein Vor­be­rei­tungs­tref­fen für eine Blo­cka­de­ak­ti­on in Wiet­ze statt. Gross tauch­te kurz dort auf. Es ist un­klar, wie er über­haupt von dem Tref­fen er­fuhr. Er selbst ver­brei­te­te wi­der­sprüch­li­che Ver­sio­nen. In der fol­gen­den Zeit nahm er an meh­re­ren Vor­be­rei­tungs­tref­fen im Kam­pa­gnen­bü­ro Braun­schweig für das Ak­ti­ons­camp im Juli bei Wiet­zen teil.

Vom 06.-08.​07.​2013 war Gross bei der Vor­be­rei­tung für die Blo­cka­de­ak­ti­on in Wiet­ze dabei. Die Blo­cka­de am 08.​07. schei­ter­te, da die Ak­ti­ven schon kurz vor der Schlacht­fa­brik von einem Groß­auf­ge­bot der Po­li­zei ge­stoppt wur­den.
Link: http://​antiindustryfarm.​blogsport.​de/​2013/​07/​09/​riesiges-polizeiaufgebot-schuetzt-schlachtfabrik/#​more-264
Die Ak­ti­ven er­hiel­ten Platz­ver­wei­se, die be­reits am 05.​08. aus­ge­stellt wor­den waren. Als eine Per­son gegen den Platz­ver­weis klag­te und Ak­ten­ein­sicht be­an­trag­te, er­hielt sie die Akte mit teil­wei­se ge­schwärz­ten Namen.
Nach der ge­schei­ter­ten Blo­cka­de wurde ein zwei­ter Ver­such ge­plant. Gross zeig­te star­kes In­ter­es­se.

Vom 11.-16.​07. be­tei­lig­te er sich am Ak­ti­ons­camp gegen Tier­fa­bri­ken bei Wiet­zen. Auf­fäl­lig war sein Des­in­ter­es­se an Work­shops, Vor­trä­gen und Ak­ti­ons­for­men wie Stra­ßen­thea­ter.
Die sehr kurz­fris­tig ge­plan­te Blo­cka­de der Schlacht­fa­brik in Holte am 12.​07. ge­lang, ob­wohl Gross bei den Vor­be­rei­tun­gen kurz dabei war. Er hatte Auf­ga­ben bei der Blo­cka­de über­nom­men.

Vom 30.​09.-02.​10.​2013 fand in Ham­burg eine Dau­er­mahn­wa­che gegen das Tier­ver­suchs­zen­trum LPT statt. Gross fuhr zu­sam­men mit Ak­ti­ven der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne hin.

Vom 18. – 20.​10.​2013 fand ein Per­spek­tiv­en­tref­fen der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne statt, an dem Gross teil­nahm. Er ver­such­te Leute zu mi­li­tan­ten Ak­tio­nen an­zu­sta­cheln und be­schwer­te sich über das „la­sche“ Vor­ge­hen der Kam­pa­gne.

Am 28.​10.​2013 war Gross bei einem Blo­cka­de­ver­such der Schlacht­fa­bri­ken in Wiet­ze und Wiet­zen dabei. Am sehr ab­ge­le­ge­nen Vor­be­rei­tungs­ort fiel auf, dass die Ak­ti­vis­t_in­nen von der Po­li­zei ob­ser­viert wur­den. Sehr kurz­fris­tig wurde die ge­sam­te Pla­nung ein­schließ­lich des Ak­ti­ons­orts ge­än­dert. Die Po­li­zei kann­te den­noch jedes De­tail und konn­te die Blo­cka­de ver­hin­dern. Gross schrieb wäh­rend der Pla­nung viel mit und be­hielt den Über­blick.

Am 25.​11.​2013 nahm Gross an einer Mahn­wa­che der BI in Wiet­ze teil. Dies ist sein letz­tes be­kann­tes Auf­tau­chen in po­li­ti­schen Zu­sam­men­hän­gen.

Gross‘ Auf­tre­ten und Auf­fäl­lig­kei­ten

Gross be­haup­te­te, von Hartz IV, Früh­ren­te und von zu­sätz­li­cher Un­ter­stüt­zung durch sei­nen gro­ßen Bru­der zu leben. Da­durch hatte er Zeit an vie­len, oft auch über­re­gio­na­len Ak­tio­nen, teil­zu­neh­men. Dabei nahm er sehr häu­fig Leute in sei­nem Auto mit. Er ver­brei­te­te, dass er chro­nisch krank sei (was wahr­schein­lich auch stimmt) und daher so­wie­so zu Arzt­ter­mi­nen in den je­wei­li­gen Orten müsse. Durch die Krank­heit hatte er aber auch immer eine Be­grün­dung, sich bei Sa­chen raus­zu­zie­hen und Ver­ab­re­dun­gen wie­der ab­zu­sa­gen. Aus dem sel­ben ver­meint­li­chen Grund über­nahm er keine her­aus­ge­ho­be­nen Rol­len bei Ak­tio­nen.

Er er­zähl­te au­ßer­dem, er sei auf Be­wäh­rung, weil er die Deut­sche Bank be­tro­gen habe. Gross be­rich­te­te immer wie­der nicht nach­prüf­ba­re Ge­schich­ten, wie er ver­folgt würde. Er sei auf dem Weg zu einem Ge­richts­pro­zess an­ge­hal­ten wor­den, der Staats­schutz habe ver­sucht, über seine Be­wäh­rungs­hel­fe­rin Druck zu ma­chen, der Staats­schutz Celle (oder auch der Ver­fas­sungs­schutz) habe wegen einem Auf­ruf auf Face­book vor sei­ner Tür ge­stan­den (er frag­te nach, ober ihnen fal­sche In­for­ma­tio­nen geben soll) etc.

Gross in­sze­nier­te immer wie­der seine ei­ge­ne Ent­schlos­sen­heit und ver­meint­li­che Ra­di­ka­li­tät, wobei er sich bei in­halt­li­chen De­bat­ten stets her­aus­hielt. Von dem Schlacht­hof in Wiet­ze habe er er­fah­ren, als das Job­cen­ter ihn dort­hin ver­mit­teln woll­te, was er aber aus ethi­schen Grün­den ver­wei­gert habe. Er er­zähl­te von sei­nem an­geb­li­chen En­ga­ge­ment in einer Bür­ger­initia­ti­ve gegen eine Schwei­ne­mast­an­la­ge in We­din­gen (Harz). Die BI frus­trie­re ihn schon seit län­ge­ren, da es den Ak­ti­ven vor allem um Ge­stank und Lärm­be­läs­ti­gung ginge. Gross be­ton­te da­ge­gen, dass ihm das Leid der Tiere sehr na­he­gin­ge. Er und seine Frau hät­ten vor ei­ni­ger Zeit zwei Pfer­de in einer Nacht-​und-​Ne­bel-​Ak­ti­on be­freit. Gross ver­such­te, an­de­re zu il­le­ga­li­sier­ten/mi­li­tan­ten Ak­tio­nen an­zu­stif­ten.

Zu Be­ginn sei­ner In­fil­tra­ti­ons­ver­su­che fiel Gross durch sei­nen Sprach­ge­brauch auf. Re­gel­mä­ßig ver­wen­de­te er se­xis­ti­sche Aus­drü­cke, z.B. in Bezug auf seine Part­ne­rin, was in der Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne mit ihrem eman­zi­pa­to­ri­schen An­spruch vie­len übel auf­stieß. Mit der Zeit pass­te er seine Aus­drucks­wei­se je­doch mehr und mehr an.

Was Per­sön­li­ches und Emo­tio­na­les an­ging, war Gross eher zu­rück­hal­tend. Zu den meis­ten Ak­ti­ven pfleg­te er einen eher funk­tio­na­len, we­ni­ger freund­schaft­li­chen Kon­takt (es gab al­ler­dings durch­aus Aus­nah­men). Er war al­ler­dings immer in­ter­es­siert daran, wo Leute ge­ra­de woh­nen oder hin­rei­sen wol­len. Gross nutz­te zwei Han­dys, mach­te aber nur eins davon be­kannt.

Gross er­zähl­te nicht viel aus sei­ner Bio­gra­fie, dass was er er­zähl­te war aber oft leicht wi­der­sprüch­lich. Wie genau zum Bei­spiel der an­geb­li­che Be­trug der Deut­schen Bank – oder auch der Deut­schen Post – ab­lief und was seine Rolle dabei ge­we­sen war, blieb stets sehr un­klar. Zwar wurde auch nie näher da­nach ge­fra
gt, aber für ei­ni­ge sei­ner Ver­sio­nen der Ge­schich­te er­schien seine an­geb­li­che bloße Be­wäh­rungs­stra­fe schon reich­lich un­wahr­schein­lich.
Freun­de oder Be­kann­te von Gross waren nie­man­den be­kannt. Bei einem über­ra­schen­den Be­such bei ihm zu Hause (zu die­sem Zeit­punkt war der Ver­dacht gegen ihn be­reits sehr stark) wirk­te sein Haus zwar be­wohnt, er hatte aber Fleisch im Kühl­schrank (das an­geb­lich sei­ner Part­ne­rin ge­hör­te) und hielt Hunde in einem Zwin­ger. Gross hatte im No­vem­ber ’13 eine Fahrt mit dem Pfer­de­schlit­ten bei sich zu Hause vor­ge­schla­gen – eine ziem­li­che Ab­sur­di­tät unter Tier­be­frei­ungs­ak­ti­vis­t_in­nen.

Im Vor­feld der ge­schei­ter­ten Blo­cka­de­ak­ti­on am 28.​10.​2013 re­agier­te er auf­fäl­lig ner­vös auf die Frage, ob sich je­mand sei­nen Lap­top aus­lei­hen kann. Er zog sich al­lei­ne in ein Zim­mer zu­rück. Als eine Per­son dort her­ein­platz­te, konn­te sie sehen, dass er Text­do­ku­men­te ge­öff­net hatte. Als er den Lap­top spä­ter über­gab, fand sich dort kein ein­zi­ges Text­do­ku­ment. Es lie­ßen sich auch keine zuvor ge­öff­ne­ten Do­ku­men­te wie­der her­stel­len.

Gross schrieb bei Vor­be­rei­tungs­tref­fen viel und auch Namen mit. Er woll­te immer genau ver­ste­hen, wer was macht und die Leute ken­nen­ler­nen. In der Ten­denz (!) schei­ter­ten Ak­tio­nen, bei denen er mit­tel-​ bis lang­fris­tig in die Vor­be­rei­tung ein­be­zo­gen wor­den war. Ak­tio­nen ohne ihn funk­tio­nier­ten bes­ser. Wäh­rend Ak­tio­nen ver­schwand Gross immer wie­der kurz­zei­tig, ohne das klar war, warum.

Ent­tar­nung

Be­son­ders das im letz­ten Ab­satz Ge­schil­der­te führ­te dazu, dass eine klei­ne Grup­pe miss­trau­isch wurde. Von ihr ging die In­itia­ti­ve aus, sich in einem grö­ße­ren Kreis zu­sam­men­zu­set­zen. In die­ser Runde wurde eine Be­dro­hungs­ana­ly­se für den ei­ge­nen Zu­sam­men­hang er­stellt. Fast alle hier­für in der Bro­schü­re „Schö­ner Leben ohne Spit­zel“ vor­ge­schla­ge­nen Fra­gen bei Spit­zel­ver­däch­ti­gun­gen konn­ten mit Ja be­ant­wor­tet wer­den. Au­ßer­dem wur­den die oben ge­nann­ten Auf­fäl­lig­kei­ten in Gross‘ Ver­hal­ten zu­sam­men­ge­tra­gen.
Zwi­schen­zeit­lich kam es bei einem Un­ter­stüt­zer in Wiet­ze zu einem An­quatsch­ver­such durch den Staats­schutz. Hier­bei ent­stand der Ein­druck, dass be­reits ein Spit­zel in dem be­trof­fe­nen Zu­sam­men­hän­gen un­ter­wegs sein könn­te.

Nach­dem sich der Ver­dacht er­här­tet hatte, wur­den wei­te­re Nach­for­schun­gen an­ge­stellt. Die Grup­pe er­hielt Zu­gang zu Gross‘ E-​Mail-​Kon­to und sei­nem Face­book­pro­fil. In sei­nem Mail-​Ac­count fan­den sich die oben be­schrie­be­nen Wei­ter­lei­tun­gen von Mails der An­ti­rep­netz-​Lis­te. In sei­nem Face­book­pro­fil fand sich ein Chat­pro­to­koll mit Ste­fan K. Darin sagte Gross den ge­mein­sa­men Be­such eines Fuß­ball­spiels mit fol­gen­dem Grund ab: „Habe viel Lust, muss aber Stei­ne wer­fen in Ham­burg. LPT [ein Tier­ver­suchs­la­bor, gegen das der­zeit eine Kam­pa­gne läuft] oder ir­gend­ein an­de­rer Grund, Pelze, Schwei­ne oder bru­ta­ler Um­gang mit Ge­mü­se­zwie­beln.“. In ähn­lich re­spekt­lo­ser und wenig krea­ti­ver Weise geht das Ge­spräch wei­ter.

Un­ge­fähr zu die­ser Zeit wurde Gross ein fik­ti­ver Blo­cka­de­ter­min mit­ge­teilt. Es ge­lang, einen Mit­schnitt von einem Han­dy­te­le­fo­nat in Gross‘ Auto an­zu­fer­ti­gen, der do­ku­men­tier­te, wie er die­sen Ter­min an eine un­be­kann­te Per­son wei­ter­gab. Gross war mit Si­cher­heit klar, dass über der­ar­ti­ge Ak­tio­nen nicht am Te­le­fon ge­spro­chen wird – grund­sätz­lich nie­mals und schon gar nicht nach dem Auf­flie­gen zwei­er Blo­cka­de­ver­su­che in jüngs­ter Zeit.

Nach­dem diese Be­wei­se zu­sam­men­ge­tra­gen wor­den waren, wurde Gross im De­zember in einem Ge­spräch mit dem Spit­zel­vor­wurf kon­fron­tiert. Er stritt alles ab und ver­such­te Em­pö­rung wegen den gegen ihn ge­rich­te­ten Re­cher­che­me­tho­den vor­zu­täu­schen, wirk­te aber auf viele der An­we­sen­den eher auf­fäl­lig ruhig und kei­nes­wegs über­rascht. Gleich­zei­tig äu­ßer­te er aber immer wie­der Ver­ständ­nis für das Be­ste­hen des Ver­dachts, den er in dem mehr­stün­di­gen Ge­spräch aus­zu­räu­men ver­such­te. Dabei ver­wi­ckel­te er sich aber in wei­te­re Wi­der­sprü­che.

Er räum­te die Wei­ter­ga­be sen­si­bler In­for­ma­tio­nen, ein­schließ­lich des mit­ge­schnit­te­nen Te­le­fo­nats in sei­nem Auto, ein. Diese habe er an ein Mit­glied einer Grup­pe in einer an­de­ren Re­gi­on (Gross nann­te den Grup­pen­na­men) wei­ter­ge­ge­ben. Er habe sie zu mehr Ak­tio­nen mo­ti­vie­ren bzw. all­ge­mein in­for­mie­ren wol­len. Gross war tat­säch­lich eine Per­son in die­ser Grup­pe be­kannt, al­ler­dings gab er im Ge­spräch einen fal­schen Namen an. Er nann­te im Lauf des Ge­sprächs un­ter­schied­li­che Zeit­punk­te, seit denen er die Per­son ken­nen würde. Zu dem kon­kre­ten Te­le­fo­nat im Auto sagte er mal, er habe die Per­son di­rekt er­reicht und ein an­de­res mal, er habe ihr auf die Mail­box ge­spro­chen.

Auch die Wei­ter­lei­tung von Mails an „Fritz Fuchs“ räum­te Gross ein: Das sei ein alter Kum­pel aus sei­ner Punk- bzw. Ju­gend­zeit, den er vor drei oder vier Jah­ren im Zug wie­der­ge­trof­fen habe. (Spä­ter sprach er von zwei Jah­ren.) Er wolle „Fritz“ für „die Sache“ be­geis­tern, habe ihm des­halb die E-​Mails zu­kom­men las­sen und manch­mal auch in Bad Harz­burg oder Gos­lar ge­trof­fen. (Das letz­te Mal vor ein paar Wo­chen in Gos­lar am Bahn­hof.) Ob „Fritz“ ihm auch mal eine Mail ge­schrie­ben habe, wisse er nicht. Den Nach­na­men von „Fritz“ kenne er auch nicht. Spä­ter nann­te er ihn ein „blö­des Arsch­loch“ Eine halbe Stun­de spä­ter be­haup­te­te er, einen Teil der Mails (die kom­men­tier­ten) nicht zu ken­nen. Je­mand müsse sie ihm un­ter­ge­scho­ben haben. Noch spä­ter brach­te er hier­für seine Frau ins Spiel, da sie mit sei­nem En­ga­ge­ment nicht ein­ver­stan­den sei. Er schrieb die Wohn­adres­se von „Fritz“ auf, be­haup­te­te aber spä­ter, es sei die von sei­nem Bru­der. Er sei ein­mal bei Fritz Zu­hau­se ge­we­sen aber wisse nicht mehr, wo der wohne. Noch spä­ter mein­te er, sein Nach­na­me sei viel­leicht „Paul“, er wohne mit sei­ner Freun­din zu­sam­men.

Eine Per­son „Fritz Fuchs“ exis­tiert wahr­schein­lich nicht. Gross hat in sei­ner Er­zäh­lung lange Pause ge­macht und ge­zö­gert, bevor er nach und nach die Ge­schich­te wei­ter ge­spon­nen hat. Auf­fäl­lig war auch, dass er im Ver­lauf der mehr­stün­di­gen Be­fra­gung wie­der­holt in Bul­len­sprech ver­fiel (z.B. habe er ver­sucht „Leute für den Tier­schutz zu ge­ne­rie­ren“). Au­ßer­dem schrieb er Fritz im Plu­ral („ihr“) an oder auch in einer Mail mit „Jür­gen“.

Die Ge­sprächs­grup­pe hatte mit einem sol­chen Sze­na­rio (Be­reit­schaft zu einem 3,5 stün­di­gen Ge­spräch in gro­ßer Runde, dabei aber be­harr­li­ches Ab­strei­ten) nicht ge­rech­net. Die Be­tei­li­gung zu vie­ler Leute an der Ge­sprächs­füh­rung wurde von man­chen als kon­tra­pro­duk­tiv er­lebt.

Di­rekt im An­schluss stie­gen Leute mit Gross in sein Auto, um mit ihm zu sei­nen Bru­der zu fah­ren. Die Fahrt ging zur Vir­chow­stra­ße 24 in Gos­lar, einem mehr­stö­cki­gen Plat­ten­bau
. Dort gab es einen Brief­kas­ten mit dem Namen „W. Gross“, aber kein da­zu­ge­hö­ri­ges Klin­gel­schild. Gross be­haup­te­te nun, sein Bru­der habe dort noch letz­te Woche, (we­ni­ge Stun­den zuvor hatte er von „ges­tern“ ge­spro­chen) zu­sam­men mit sei­ner Frau ge­wohnt und zwar seit 2 oder 3 Jah­ren; von einem Umzug wisse er nichts. Nach­barn ver­nein­ten, dass ein Herr Gross in dem Haus lebte. Der Brief­kas­ten war ihnen zum Teil auch schon ko­misch auf­ge­fal­len.

Die Fahrt ging wei­ter zu Ralf Gross‘ Haus, um sich E-​Mails auf sei­nem Lap­top an­zu­schau­en. Lei­der waren just an die­sem Tag an­geb­lich Te­le­fon und In­ter­net de­fekt. Trotz­dem stell­te Gross sei­nen Lap­top zur Ver­fü­gung. Es wur­den per E-​Mail-​Cli­ent wei­te­re Mails an fritz.​fuchs24@​yahoo.​de Adres­se ge­fun­den, dies­mal ge­sen­det von ralfgross6@​alice.​de. Eine die­ser Mails war an einen Jür­gen adres­siert. Gross mein­te, Jür­gen sei Fritz be­kannt ge­we­sen, er habe die Mail wei­ter­lei­ten sol­len. Teil­wei­se wird „Fritz“ in den Mails auch als „Hol­ger“ an­ge­spro­chen, was Gross nicht er­klä­ren konn­te. Er stritt ab, die Mails ge­schrie­ben zu haben.

Als am fol­gen­den Tag Leute vor Ralf Gross‘ Haus auf­tauch­ten, wur­den sie von der Po­li­zei kon­trol­liert und weg­ge­schickt. Die hier­für ge­ge­be­ne Be­grün­dung (ver­däch­tig auf­grund ihres aus­wär­ti­gen Au­to­kenn­zei­chens) war ex­trem schwach und durch­sich­tig.
Der­zeit be­steht kein Kon­takt mehr zu Ralf Gross. Er scheint noch im sel­ben Haus zu woh­nen wie eh und je, laut Nach­bar_in­nen auch schon seit 15 Jah­ren.

Der Fall Gross – Eine Ein­schät­zung

In ra­di­ka­len Be­we­gun­gen tau­chen ir­gend­wann Spit­zel auf. Das ist schon seit lan­gem so und wird sich nicht so ohne wei­te­res än­dern. So ge­se­hen ist das Auf­tau­chen von Ralf Gross keine große Über­ra­schung. Trotz­dem darf nicht ver­ges­sen wer­den, dass die Ent­tar­nung eines Spit­zels für die be­trof­fe­ne Grup­pe eine hohe emo­tio­na­le Be­las­tung und viel Ar­beits­auf­wand mit sich bringt. Un­si­cher­heit und Miss­trau­en kön­nen sich weit über den be­trof­fe­nen Per­so­nen­kreis hin­aus ver­brei­ten und schlimms­ten­falls ganze Zu­sam­men­hän­ge läh­men. Auch das ist Teil von Re­pres­si­on. Wird dem nicht ent­ge­gen­ge­steu­ert, kann der Scha­den weit grö­ßer sein als das, was der Spit­zel selbst an­ge­rich­tet hat.

Ziel von staat­li­cher Re­pres­si­on wird ten­den­zi­ell, wer be­ste­hen­de Aus­beu­tungs-​ und Herr­schafts­ver­hält­nis­se in Frage stellt. (Oder es zu­min­dest in den Augen des Staa­tes tut). Dass es ge­ra­de die Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne ge­trof­fen hat, ist kein Zu­fall. Spek­ta­ku­lä­re Be­set­zun­gen, Blo­cka­den, Re­cher­che­bil­der aus den Mast­an­la­gen und an­de­re öf­fent­li­che Ak­tio­nen haben of­fen­sicht­lich ei­ni­gen Stel­len ziem­lich weh getan. Au­ßer­dem wur­den in den letz­ten Jah­ren von Un­be­kann­ten meh­re­rer Mast­an­la­gen kurz vor ihrer In­be­trieb­nah­me ab­ge­brannt, wor­über Akt­vis­t_in­nen der Wiet­ze/n Kam­pa­gne be­rich­te­ten , ohne sich zu dis­tan­zier­ten. Schaut mensch sich die De­bat­ten nach die­sen Ak­tio­nen an, wird klar, dass wir es hier mit Re­pres­si­on auf An­sa­ge zu tun haben.

Es hat die Wiet­ze/n-​Kam­pa­gne aber nicht ein­fach nur wegen wirk­sa­men Ak­tio­nen ge­trof­fen. Der in­fil­trier­te Zu­sam­men­hang übt mit den ver­schie­dens­ten Mit­teln eine grund­sätz­li­che Kri­tik an dem Sys­tem der Mast- und Schlacht­fa­bri­ken. Da­durch wer­den ähn­lich große, z.T. die­sel­ben Krei­se er­reicht wie mit der re­for­mis­ti­schen Kri­tik an der Mas­sen­tier­hal­tung. Die Kam­pa­gne bleibt aber nicht bei den Sym­pto­men des Pro­blems Tier­hal­tung ste­hen, son­dern be­nennt diese als in­te­gra­len Teil ka­pi­ta­lis­ti­scher Pro­duk­ti­ons­wei­sen und eines herr­schaft­li­chen Mensch-​Tier-​Ver­hält­nis­ses. Ab­ge­schafft wer­den kann der Miss­stand nur durch eine grund­le­gen­de ge­sell­schaft­li­che Um­wäl­zung. Und genau das sol­len Leute wie Gross ver­hin­dern.

Ralf Gross ist als Agent Pro­vo­ca­teur auf­ge­tre­ten, hat ver­sucht, Leute zu mi­li­tan­ten Ak­tio­nen zu mo­ti­vie­ren, ver­mut­lich, um sie spä­ter ans Mes­ser lie­fern zu kön­nen. Der Skan­dal ist aber nicht mi­li­tan­te Po­li­tik an sich, ge­nau­so wie es Quatsch wäre, zu glau­ben, re­vo­lu­tio­nä­re Po­li­tik wäre ohne den Spit­zel nie­mals mi­li­tant. Ent­schei­dend ist, dass die Wahl der Mit­tel Sache der je­wei­li­gen po­li­ti­schen Be­we­gun­gen sein muss. Jeder of­fe­ne oder ver­deck­te Ver­such der staat­li­chen Ein­mi­schung in diese Ent­schei­dung ist un­er­träg­lich. Genau wie das meis­te an­de­re, was die­ser Staat so macht.

Wie kann eine Ant­wort auf den Fall Gross aus­se­hen? Je mehr Per­so­nen und Grup­pen dar­über nach­den­ken und aktiv wer­den, desto an­ge­mes­se­ner dürf­te sie aus­fal­len. Drei Punk­te las­sen sich auf jeden Fall fest­stel­len:
1.) Da linke Be­we­gun­gen sich noch auf ab­seh­ba­re Zeit mit Spit­zeln her­um­schla­gen wer­den müs­sen, ist ein Er­fah­rungs­aus­tausch zum Thema not­wen­dig. Mit dem 2004 bei As­so­zia­ti­on A er­schie­ne­nen Buch „Spit­zel. Eine klei­ne So­zi­al­ge­schich­te“, der Bro­schü­re „Schö­ner Leben ohne Spit­zel“ von der ALB und den aus­führ­li­chen Be­rich­ten zur Ent­tar­nung von Simon Brom­mer/Bren­ner sind wich­ti­ge Schrit­te ge­macht wor­den. Die­ser Text ver­steht sich als ein wei­te­rer klei­ner Bei­trag.
2.) Jetzt erst recht: Po­li­tisch aktiv wer­den für eine ra­di­kal be­frei­te Ge­sell­schaft! Falls ihr es schon seid, dann bleibt dabei. Über­prüft ge­ge­be­nen­falls in aller Ruhe den Selbst­schutz eures Zu­sam­men­hangs. Seid dabei aber auf­merk­sam, dass das Ganze nicht in Pa­ra­noia, Miss­trau­en und aus­schlie­ßen­dem Rum­ge­ma­cker aus­ar­tet.
3.) Übt prak­ti­sche So­li­da­ri­tät mit dem be­trof­fe­nen Zu­sam­men­hang!
Kommt zur De­mons­tra­ti­on am 8.2. ab 13:00 Uhr am Stein­tor (Han­no­ver). Und / oder über­legt Euch ei­ge­ne Ak­tio­nen.

Für eine Ge­sell­schaft, die keine Spit­zel braucht!