Videos: deutscher Atommüll in Sibirien, Ökokrieger und ein Porträt

Drei Fernsehbeiträge kommentiere ich heute.

  1. Nikita hat Krebs – Atommüll am Baikalsee auf ARD

  2. Die Ökorieger (Prosieben)

  3. Porträt auf Deutsche Welle

Drei Fernsehbeiträge kommentiere ich heute.

  1. Nikita hat Krebs – Atommüll am Baikalsee auf ARD

  2. Die Ökorieger (Prosieben)

  3. Porträt auf Deutsche Welle

  1. Nikita hat Krebs – Atommüll am Baikalsee

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/2833732_gott-und-die-welt/14921712_nikita-hat-krebs-atommuell-am-baikalsee

Trägt Gronauer Uranmüll im sibirischen Angarsk zur Erhöhung der Krebsrate bei? Dieser Frage ging die ARD-Dokureihe « Gott und die Welt » heute nach. Im Mittelpunkt der krebskranke Junge Nikita, der in Hannover behandelt wird, sowie seine Mutter, die u. a. von der Uranfabrik in Angarsk, vom dortigen Bürgermeister sowie von der Urenco in Gronau Antworten haben möchte, warum ihr Sohn erkrankt ist.

Urenco schickte allein aus Gronau zwischen 1995 und 2009 rund 27 000 Tonnen Uranmüll zur Endlagerung nach Russland. Der Uranmüll lagert an vier Standorten unter freiem Himmel, darunter ein Großteil in Angarsk. Aus Almelo kamen von Urenco nochmal ähnlich große Mengen nach Russland. In Angarsk sind große Sicherheitsprobleme bekannt, von jährlich rund 100 rissigen Uranhexafluoridfässern ist die Rede. Und: Die Krebsrate in Angarsk liegt selbst nach offiziellen Angaben deutlich über dem russischen Durchschnitt.

Doch Urenco will von alldem nicht wissen. Für die Atommülllagerung seien allein die russischen Atomfirmen und Behörden verantwortlich. Das ist empörend, wenn man bedenkt, dass der Atommüllexport Urenco (und der Bundesrepublik) langfristig hunderte Millionen Euro an Entsorgungskosten erspart.

Umso beeindruckender der Kampf der Menschen in Angarsk. Das Porträt von Nikita und seiner Mutter war sehr bewegend.  Immerhin hat der gemeinsame Kampf von russischen, niederländischen und deutschen Umweltgruppen dazu geführt, dass der Atommüllexport von Gronau und Almelo nach Russland 2009 eingestellt wurde. Nun geht es darum, dass Urenco und die Bundesregierung Verantwortung für den Gronauer Uranmüll und die Folgen der Atommülllagerung in Russland übernehmen – Leugnen und Wegducken darf nicht belohnt werden!!

Und wer glaubt, Angarsk sei irgendwie weit weg: Auch in Gronau lagern mittlerweile Tausende Tonnen Uranhexafluorid unter freiem Himmel und ab nächstem Jahr sollen 60 000 Tonnen Uranoxid in Gronau in einer unverbunkerten Lagerhalle zeitlich unbegrenzt lagern dürfen.

Grund genug, die UAA – und weitere Atomanlagen weltweit –  endlich unbefristet und endgültig stilllzulegen!! Und zwar sofort!

Der Anti-Atom-Widerstand konnte mit öffentlichem Druck und direkten Aktionen gegen die Geschäften der URENCO den Export von Uranhexafluorid von der UAA Gronau nach Russland ein Ende setzen (2009). Das ist ein erster Schritt. Wir müssen am Ball – und am Zug – bleiben. Es finden weiterhin Atomtransporte statt.

Zum Beispiel beim Anti-Atom-Camp diesen Sommer im Münsterland (unweit von der Urananreicherungsanlage der URENCO) Atomausstieg muss man selber machen!

Der Widerstand konnte dem Export von UF6 nach Russland ein Ende setzen – ein paar Links zu Aktionen, die das Fass zum überlaufen brachten und die URENCO in Erklärungs- und Handlungsnot brachten:

* 2 Luft-Blockaden von Urantransporten(UF6 wie in der ARD-Reportage)  nach Russland 2008 in Metelen und Burgsteiunfurt

* Blockaden von Zügen nach Frankreich

  1. Die Ökokrieger, Reportage über Aktivismus

http://www.prosieben.de/tv/greenseven/videos/ganze-folge/2325581-green-seven-report-2013-oeko-krieger-1.3567825/

Der Film von Prosieben „Öko Krieger“ porträtiert 4 AktivistInnen – darunter das Eichhörnchen – , die in unterschiedlicher Art und Weise ihr Leben dem Umweltschutz widmen.

Die Dreharbeiten mit dem Fernsehteam waren sehr anstrengend und ließen mir das Schlimmste fürchten. Die Journalisten kamen mir wie Elefanten im Porzellanladen vor. Ich kannte den Sender Prosieben nicht – ich besitze ja kein Fernseher…

Das Ergebnis ist immerhin brauchbar. Die Inszenierung (Musik, Spannungsaufbau, Sensationelle) entspricht nicht unbedingt meinem Geschmack und lenkt ein bisschen von den Inhalten ab. Prosieben ist aber die Arte TV…das ist nicht das selbe Zielpublikum, die selbe editoriale Linie, etc.

Ich vermisse wie in anderen Beiträgen die Erwähnung der weniger spektakulären aber genauso wichtigen Informationsarbeit im Hintergrund, die zum politischem Engagement gehört: Vorträge, journalistische Tätigkeit, etc.

Der Film erfüllt aber alles in allem seinen Zweck und gibt ein paar Einblicke in die Motivation und das Leben von AktivistInnen. Wer mehr wissen will kann weiter recherchieren. Vielleicht bekommen dann auch Menschen Lust, sich zu engagieren… der oben erwähnte Film von ARD gibt weitere notwendige Hintergrundinformationen…

Nett ist, dass im Selben Film das Eichhörnchen und « Possum » zur Sprache kommen. Vor 3 Monaten schrieb ich einen Artikel über Miranda Gibson auf Deutsch… Ihr Spitznahmen ist das australische Beutel-Eichhörnchen, « Possum »

Gute fundierte Einblicke im Aktivismus (auf Deutschland begrenzt) gibt der Dokumentarfilm „Die Protestmacher“. Hierzu schrieb ich bereits eine Kritik im Blog. Ich bin da auch eine der Protagonisten…

  1. Eichhörnchen-Porträt auf Deutsche Welle

Der Beitrag ist schon einige Wochen alt. Aber wenn ich schon bei Fernsehtipps bin… Dann auch die Info in eigener Sache.

http://www.youtube.com/watch?v=Si_rqSDII0E

Die Deutsche Welle hat ein Porträt gedreht. Schon wieder ein Porträt… ich habe es langsam satt, denn es bedeutet immer die Fokussierung auf eine Person. Ich habe mich auf das Porträt eingelassen, weil die Deutsche Welle ein anderes Publikum und Sendegebiet hat, als die anderen Sender.

Ich bin mir darüber bewusst, dass Porträts eine Möglichkeit sind, eine Botschaft zu vermitteln und vielleicht Menschen dazu zu animieren, selbst aktiv zu werden. Die emotionale Meta-Botschaft trägt dazu bei, dass der Beitrag beachtet wird. Das Porträt ist in diesem Hinblick auch gelungen, denke ich.

Kritisch sehe ich aber diese Fokussierung trotzdem. Es funktioniert in der Regel nicht, den Journalisten zu vermitteln, dass ich nur ein Glied in der Kette des Widerstandes bin, dass alle Glieder genauso wichtig sind, dass es nicht „die Aktivistin“ gibt und „ihre Unterstützer“, sondern dass alle Beteiligten gleichermaßen zum Erfolg einer Aktion beitragen.

Die Journalisten kommen oft mir ihren Vorstellungen und sind schwer davon abzubringen. Im konkreten Beitrag mache ich es insbesondere an einem Kommentar fest, den ich fehl am Platz finde: „weitere Helfer sind angereist, um Cécile bei ihrer Aktion zu unterstützen“ Die „Helfer“ waren keine „Helfer“ sondern andere gleichberechtigte AktivistInnen, ohne sie hätte die Aktion nicht statt finden können. Es war außerdem nicht „meine“ Aktion! Sondern eine gemeinsame Aktion!

Schwierig zu vermitteln ist weiter, dass ein aktivistisches Leben nicht ausschließlich aus Aktionen besteht. Ich halte Vorträge, schreibe Artikel, etc. All das kommt in diesem Porträt nicht zur Sprache, ich erkenne mich deshalb nicht wieder. Der Journalist begleitete mich zwar bei einem Vortrag in Freiburg, die Bilder wurden aber zu dunkel und konnten nicht verwendet werden… Doch, das hätte im Kommentar Erwähnung finden können, wie ich finde. Denn Aktionen sind schön und gut… aber wichtig ist zu wissen wofür man steht, weshalb man kämpft! Das ist auch der Zweck von meinem Buch, das im Herbst erscheinen wird.