Pressemittteilung der Aktionsgruppe 14.06.2023:
Volkswagen plant den größten Umbau seit Jahrzehnten – Dann aber auch richtig!
Aktivist*innen blockieren Liefereinfahrt ins Volkswagen-Stammwerk zum Ende der Betriebsversammlung
« Der Vorstand um VW-Chef Oliver Blume bereitet einen tiefgreifenden Umbau von Europas größtem Autobauer vor. Ein Manager aus der Topebene sprach vom „größten Umbau seit Jahrzehnten“. » So titelte das Handelsblatt letzten Montag aktuelle Vorgänge rund um Volkswagen.
« Auch wir wollen einen Umbau von Volkswagen, den größten Umbau in der Geschichte des Autokonzerns » sagen Verkehrswende-Aktive. Mit einer spektakulären Kletteraktionb blockiert ein dutzend Menschen seit 12:30 die Nordstraße, die Haupt-Liefereinfahrt in das Volkswagen-Stammwerk. Über die Straße gespannt hängt ein großes Banner: « Baut mehr Straßenbahnen » steht darauf.
« Ohne die Just-in-Time-Anlieferung wichtiger Teile kann die Produktion nach der Betriebsversammlung nicht wieder anlaufen. Mit solch disruptiven Aktionen wollen wir auf den Wahnsinn aufmerksam machen, den die weitere Produktion von Autos bedeutet. Wir laden alle Beschäftigten ein, die Arbeit zumindest für eine Zeit lang niederzulegen. Lasst uns miteinander über einen echten, sozial und ökologischen Umbau reden und gemeinsam für ein gutes Leben für Alle kämpfen. »
Seit etwa einem Jahr arbeiten Verkehrswende-Aktive in und um Wolfsburg an einer intensiven Kampagne rund um Volkswagen mit dem Erklärten Ziel, das Aktienunternehmen zu einem gemeinwohlorientierten Kooperativ-Betrieb umzubauen, der im Wolfsburger Stammwerk Straßenbahnen statt Autos produziert. Dabei setzen sie immer wieder auf kreative Aktionen im öffentlichen Raum sowie auf Dialog mit und Einbeziehung der VW-Belegschaft und der Wolfsburger Öffentlichkeit.
« VW steht nicht nur statt für VolksWagen für VerkehrsWende, sondern auch für Vergesellschaftung Wagen. »
In dem VerkehrsWende-Unternehmen, zu welchem wir Volkswagen umbauen werden, könnten Produkte wie Busse und Bahnen vom Band laufen. Es geht darum eine Produktion danach auszurichten, was gebraucht wird und nicht was Profite für Wenige abwirft – und das systematisch auf Kosten Anderer. Ein oder mehrere Verkehrsmittel, welche der Allgemeinheit nützen. Auf der Produktionsstrecke beenden wir Ausbeutung von Menschen und anderen Lebewesen. Das klingt romantisch, ist aber nicht so einfach, vor Allem nicht in einer Welt, in der der Kapitalismus bis in jede letzte Nische vorgedrungen ist. Um eine gemeinwohlorientierte Produktion durchzusetzen, müssen sich alle von der Produktion Betroffenen zusammen setzen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Die meisten von der Automobilproduktion Betroffenen werden heutzutage überhaupt nicht gefragt.
Das Motto der Zukunft, “VW für alle” steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten VerkehrsWende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird.
Der Markt wird es nicht regeln. Die Aktionär*innen auch nicht. Die kapitalistische Produktion kann nicht stabil werden, sie muss wachsen und sich ausdehnen oder sie muss sterben. Ein immer weiteres Wachstum der Automobilindustrie ist aus ökologischer und sozialer Perspektive aber nicht tragfähig. Eigentlich muss die Autoindustrie nur eines – nämlich untergehen. Diesen Untergang wollen wir jetzt einleiten, Schritt für Schritt. Nicht warten, bis der letzte Profit noch aus der letzten Ecke dieses dem Untergang geweihten Industriezweig gekitzelt ist, sondern schon heute den Umbau anfangen.
Die Automobilindustrie ist der größte industrielle Arbeitgeber in Niedersachsen. Rund 250.000 Menschen sind bei Herstellerinnen und Zuliefererinnen beschäftigt. Im Zuge des Untergangs der Autoindustrie müssen wir unbedingt an die Arbeitsplätze und Existenzen in der Region denken, die von diesem Industriezweig abhängig sind.
Mit dem Abschied vom motorisierten Individualverkehr wollen wir nicht einfach alle Fabriken schließen und die Region der wirtschaftlichen Verelendung überlassen. Die Fabriken, die Produktionsstätten, Gebäude, Maschinen, Strukturen können erstmal weiter genutzt werden. Wir können Werke umbauen und dort sinnvolle ökologisch und sozial vertretbare Produkte herstellen. Um den Umbau als sozialen Prozess zu gestalten, bei dem möglichst alle Betroffenen mitbestimmen können, müssen wir dringend schon heute damit anfangen. Im Kapitalismus ist die Treibkraft unternehmerischen Handelns immer das erzielen größtmöglicher Profite und größtmöglichen Wachstums. Die Interessen derer, die von Entscheidungen betroffen sind, bleiben auf der Strecke. In einem Volkswagen, welches der Allgemeinheit dienen soll, muss auch die Allgemeinheit Entscheidungen treffen. Um die Interessen Betroffener einzubeziehen, können wir es uns nicht leisten auf eine gute Führung zu hoffen, die Entscheidungen in unserem Sinne oder im Sinne anderer trifft. Eine solche Führung wird es bei Volkswagen, bei keinem kapitalistischen Unternehmen auf dieser Welt, jemals geben. Denn gemeinwohlorientiertes Handeln steht dem Zweck eines jeden börsennotierten Unternehmens, nämlich dem Streben nach größtmöglichem Wachstum, entgegen.
Stattdessen müssen wir Entscheidungsgewalt aktiv selber in die Hand nehmen.
Entscheidungen im Sinne der Allgemeinheit trifft mensch am Besten ohne einen Vorstand. »
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