Fukushima-Mahnwache HH – Redebeitrag zu den Atomfabriken Gronau und Lingen

Mahnwache zum Fukushima Jahrestag 2021 in HH - Übersicht mit Bannern
Kundgebung zum 10. Fukushima Jahrestag in Hamburg

Redebeitrag von Cécile (Robin Wood) in HH am 11.3.2021

Kundgebung

10 Jahre

liegt am 11.03.2021 die Atomkatastrophe von Fukushima zurück.

und sie ist noch nicht vorbei“

Vorredner*innen haben die Atomtransporte, die den Weiterbetrieb der Atomanlagen weltweit ermöglichen, angesprochen. Ich möchte nun den Fokus auf die sich in Deutschland befindlichen Atomanlagen in Gronau und Lingen richten. Der Atomausstieg der deutschen Regierung ist nämlich keiner, solange diese Versorgungsanlagen der weltweiten Atomindustrie weiter laufen.

Das Abschalten der AKW in Deutschland geht in die richtige Richtung – auch wenn das Gesetz juristisch ziemlich unsauber formuliert wurde und die AKW-Betreiber dies auszunutzen wissen um Entschädigungen in Milliarden Höhe erhalten sollen.

Die Abschaltung der AKW reicht aber nicht. Radioaktivität und GAU-Gefahren kennen keine Grenzen.

Gronau

In Gronau wird Uran zur Herstellung von atomarem Brennstoff für die AKW in der ganzen Welt angereichert, indem der in AKW nutzbaren 235Uran-Anteils auf 4% erhöht wird. Der Betreiber URENCO liebäugelt mit den Möglichkeiten der militärischen Nutzung und hat eine Genehmigung für das Anreichern von Uran 235 bis 19,75% erlangt. Ab Anreicherungsgrad von 20 %, gilt das Uran als Atomwaffenfähig.

Die Anlage hat eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Das Uran kommt oft aus dem Hamburger Hafen. Es wird entweder in Form von Yellow Cake nach Narbonne Malvési in Süd-Frankreich zur chemischen Umwandlung über den Hamburger Hafen (u.a. Terminal von C. Steinweg) verschickt, das Uran wird dann nach einer weiteren Etappe zur Konversion in Uranhexafluorid in Pierrelatte in Gronau angeliefert. Oder das Uran kommt über den Hamburger Hafen in Form von noch nicht angereichertem Hexafluorid nach Gronau.

Die Anlage wurde bis 2011 ausgebaut und erreicht die Kapazität von 4500 t UTA, das entspricht etwa die Versorgung von 35 AKW weltweit.

Bei der Anreicherung von Uran entsteht sehr viel Atommüll in Form von abgreichertem UF6, wofür es – wie bei dem Müll aus den AKW – keine Lösung gibt. Um eine Zahl zu nennen: Ende März 2017 lagerten in dem Freilager auf dem Gelände der UAA Gronau 20 870,3 Tonnen abgereichertes UF6.

UF6 strahlt und ist giftig. Wenn es in Kontakt mit Luft und Feuchtigkeit kommt, bildet sich hoch gefährliche Flusssäure.

Die Firma URENCO entsorgt einen Teil dieses Mülls in Russland. Das Uran wird als Wertstoff deklariert, um exportiert werden zu dürfen. Es ist offiziell wiederverwertbar. Nur ein winziger Buchteil des angelieferten Uran wird aber tatsächlich wiederverwertet. Das unter freiem Himmel in Sibirien gelagerte Uran rostet vor sich hin und ist ein enormes Sicherheitsrisiko. Einem Gutachten zu Folge sind diese Exporte illegal.

Immer wieder kommt es zu Protestaktionen von Atomkraftgegner*innen in Deutschland und Russland. An dieser Stelle möchte ich dem russischen Umweltaktivisten Rashid Alimov gedenken, der unermüdlich gegen diese Exporte und andere Umweltskandalen kämpfte und vor wenigen Monte an Corona starb.

Lingen

Die Brennelementefabrik des französischen Konzerns Framatome im Niedersächsischen Lingen hat wie die Anlage in Gronau eine unbefristete Betriebsgenehmigung. Dort werden Brennelemente für AKW in der ganzen Welt hergestellt.

Dazu gehören weitere Anlagen des Konzerns:

– in Karlstein, dort findet die Komponentenfertigung,z.B. von Abstandhaltern für die Brennelemente statt.

– in Duisburg: dort werden Hüllrohre für die Brennstäbe produziert

– und in Erlangen, mit dem Vertrieb.

Die Anlage in Lingen ist störanfällig. Vor zwei Jahren ereignete sich ein Brand in der Anlage. Radioaktiv verseuchte flüssige Brühe versank beim Löschen in das Erdboden.

Nach aktuellen Berichten plant der russische Staatskonzern TVEL, einer Tochterfirma von Rosatom, eine Beteiligung an der Brennelementefabrik Lingen. Framatome und TVEL haben beim Bundeskartellamt einen Antrag zur Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens gestellt. Nach einer Abschaltung dieser Anlage sieht es also leider nicht aus.

Laut einer durch die Bundesregierung im Auftrag gegebenen Studie wäre es rechtlich unkompliziert möglich, die Atomanlagen in Gronau und Lingen zu schließen.

Es ist eine Frage des politischen Willens.

Darum braucht es weiter Druck von unten, für einen echten Atomausstieg!

Sicher ist bei Atomkraft nur das Risiko. Radioaktivität und die GAU Gefahr kennen keine Grenze – unser Widerstand auch nicht. FUKUSHIMA MAHNT

Quellen und weitere Infos:

Bündnisseite urantransport.de
Brennelementefabrik Lingen

https://eichhoernchen.ouvaton.org/de/atom/narbonne.html

https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/russland-deutschland-atommuell-103.html

https://www.ausgestrahlt.de/blog/2017/11/17/gutachten-atomfabriken-gronau-und-lingen-durfen-stillgelegt-werden/

http://www.umweltinstitut.org/aktuelle-meldungen/meldungen/abschaltung-der-atomfabriken-waere-gratis-zu-haben.html

https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/akw-betreiber-milliarden-entschaedigung-100.html

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