Ich habe vor Kurzem über Barrierefreiheit und Baumaßnahmen im wohnlichen Bereich berichtet. Am Ende des Beitrages erwähnte ich außerdem meine Beschwerde an KVG, dem für den ÖPNV-Busverkehr in Lüneburg zuständigen Unternehmen. Besagte Beschwerde vom November 2018 wurde nun endlich im März 2019 (!) beantwortet. Die Antwort ist als PDF nachzulesen.
Die Praxis widerspricht wieder ein Mal die Aussagen von KVG. „Gerade auf den Linien 5011 und 5014 werden in der Regel Gelenkfahrzeuge eingesetzt, sodass das geschilderte Problem gemildert sein müsste.“ Das schreibt KVG.
Ich bin diese Woche aus dem Krankenhaus zurückgekehrt. Bei meiner ersten Busfahrt zur Wahrnehmung von einem Arzttermin in die Lüneburger Innenstadt… trat das bekannte Problem erneut auf. Volle Busse und zu wenig Platz für alle Gehwagen, Kinderwagen und Rollstuhl.
Ich habe am heutigen Donnerstag die Linie 5014 um 15:45 Uhr in Kaltenmoor genommen. Es war kein Gelenkfahrzeug, sodass ein Kinderwagen draußen bleiben musste. Zahlreiche Schüler fuhren mit dem überfüllten Bus nach Hause.
@KVG: ist das Aufkommen an Fahrgäste in diesem Fall wirklich nicht prognostizierbar? Ist es so schwer, das Fahrgastaufkommen im Zusammenhang mit Schulschluss zu prognostizieren? Dürfte jeden Werkstag ähnlich sein, außer Freitags vielleicht, wenn die Schüler*innen mit #Fridaysforfuture für ihre Zukunft in der Stadt demonstrieren, statt zur Schule zu gehen 🙂
Zurück nahm ich am Sande in der Innenstadt erneut die Linie 5014 um 16:30 Uhr Richtung Kaltenmoor. Wieder kein Gelenkbus. Wieder zu wenig Platz für Rollstuhl und Kinderwagen. Mindestens ein Rollator und ein Kinderwagen mussten auf den nächsten Bus warten. In der Regel kommt die Linie 5011 zeitnah nach.
Wenn der Fahrplan sich im Dezember 2019 ändert und die Linie 5011 nicht mehr bis Kaltenmoor fährt, einem Viertel mit zahlreichen Familien und älteren Menschen, dann hat man Pech, Mensch muss noch länger auf den nächsten Bus warten. Das ist keine „Verbesserung“ des Angebotes, selbst wenn der Takt der Linie 5014 künftig verbessert werden soll.
Zu den anderen angesprochenen / versprochenen Verbesserungen wird es sich zeigen, ob es stimmt.
Auf die Nutzung von ASM zum Bahnhof verzichte ich bei meiner morgigen Bahn-Reise trotz Versprechen, dass die Fahrer nun ausgebildet sind und wissen wie ein Rollstuhl im Fahrzeug gesichert wird. Denn es gibt immer wieder Verspätungen durch den „Sammeleffekt“, beim Anrufsammeltaxi kann sich Mensch nicht sicher sein, den Bahnhof pünktlich zu erreichen. Ich habe meine Abfahrt auf den Nachmittag verlegt, da fahren nämlich Busse zum Bahnhof.
Es wäre zu schön, eine entspannte Reise mit Rolli zu haben. Also gibt‘s da das nächste Problem.
Der Mobilitätsdienst der Bahn hat zu wenig Personal, Hilfe um mit dem Rollstuhl in den Zug zu steigen steht morgen bei meiner Abfahrt nicht zur Verfügung. Der Fall tritt in Lüneburg bei ca. 50% meiner Bahnreisen auf – abgesehen vom kaputten Hublift am Gleis 2 (ich gucke morgen ob er repariert wurde, die Bahn meinte im März kommt ein neues Hublift… nach 6 Monaten wär’s Zeit). Also kommt eine Mitbewohnerin mit, um mir am Bahnhof zu helfen. Glück gehabt, ich bin zwar überwiegend auf einen Rollstuhl angewiesen, kann aber wenn nötig ein paar Schritte laufen. Ich bin nicht gelähmt. Ich nutze den Rollstuhl, weil meine kaputten Knie ohne Knorpel und mit gerissenem Meniskus (die Blöde Krankheit hat alles zerstört) ansonsten zu schmerzhaft sind.
Eine Schmerzlose Reise wäre besser…
Kolumne: anders sein
Ich leide seit 2004 an chronische rheumatoide Arthritis (Autoimmunkrankheit, schmerzhafte chronische Gelenkentzündung). Der Verlauf meiner Erkrankung gilt als schwer beeinflussbar. Auf dem Papier habe ich einen Grad der Behinderung von 80 mit Merkzeichen G und B. Aber was heißt „Behinderung“ im Alltag? Das ist nicht auf eine Plastikkarte mit der Aufschrift „Schwerbehindertenausweis“ zu reduzieren! „
Ich berichte in dieser Kolumne „anders sein“ über den Kampf um eine adäquate Schmerzbehandlung, über meine Erfahrungen als Schwerbehinderte und den Umgang der Gesellschaft damit. Manche Texte richten sich an „gesunde“ Menschen, es geht um Vermittlung, weil „gesunde“ Menschen sich in den Alltag chronisch kranker Menschen nicht hineinversetzen können. Andere Texte, können anderen Betroffenen Ideen für ihren eigenen Kampf gegen die Krankheit und die Mühlen des bürokratischen Gesundheitssystems nützlich sein.