Vom Baum in den Bau – Mein K(n)astor-Transport in der JVA Preungesheim – Teil2

CaRäumungsversuchstor Knast- und Aktionsbericht Teil II – Castorprotest hoch in den Bäumen

Um 9 Uhr ist für mich also wieder Einschluss. Ich nutze die Zeit alleine in der Zelle, meine Gedanken zu sortieren. Ich bin inzwischen ausgeschlafen. Der Castor steht in Maschen, südlich von Hamburg. Beton- Sitzblockade hindern ihn an die Weiterfahrt. Ich fühle mich nicht mehr so einsam, wenn ich dies höre. Ich spüre wie stark der Widerstand ist und bin stolz, ein Glied in der Kette des Widerstandes zu sein.

Meinen Beitrag habe ich dieses Jahr in Marbach bei Fulda geleistet – kletternd, versteht sich.

(Bild Links, Konrad Lippert)


CaRäumungsversuchstor Knast- und Aktionsbericht Teil II – Castorprotest hoch in den Bäumen

Um 9 Uhr ist für mich also wieder Einschluss. Ich nutze die Zeit alleine in der Zelle, meine Gedanken zu sortieren. Ich bin inzwischen ausgeschlafen. Der Castor steht in Maschen, südlich von Hamburg. Beton- Sitzblockade hindern ihn an die Weiterfahrt. Ich fühle mich nicht mehr so einsam, wenn ich dies höre. Ich spüre wie stark der Widerstand ist und bin stolz, ein Glied in der Kette des Widerstandes zu sein.

Meinen Beitrag habe ich dieses Jahr in Marbach bei Fulda geleistet – kletternd, versteht sich.

(Bild Links, Konrad Lippert)



Wir haben mit Transparenten in den Bäumen rechts und links von der Castorstrecke demonstriert (PM der Gruppe Fuldatalsperre). Die Eiche, in der ich kletterte, hatte schöne lange Äste, die knapp bis über die Bahnanlage ragten. Ich finde es wichtig, mit kreativen Aktionen ein Zeichen zu setzen. Mal im Kleinen, mal im Großen. Die Vielfalt macht’s.

Letztes Jahr seilten wir uns von einer 80 Meter hohen Brücke bis wenige Meter über der Oberleitung ab. Der Castorzug stand 2,5 Stunden und fuhr schließlich unter uns durch… um nach wenigen Metern wieder anzuhalten. Weil wir nicht herunterklettern wollten und die Spezialeinheit der Bundespolizei TMHT uns herunter holen musste. Das machte eine weitere halbe Stunde aus.

Dieses Jahr stellte sich die Situation anders dar. Es lief einiges chaotisch ab und eigentlich waren wir viel zu früh da, bez. wurden wir entdeckt. Die Kunst des politischen Happenings gelingt nicht immer voll und ganz… es ist keine einfache Sache an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt zu sein! Denn der Staat betreibt einen riesigen Aufwand, um Aktionen bereits im Keim zu ersticken. Selbst auf Aktionen, wo es darum geht, seine Meinung gewaltfrei in kreativer Art und Weise zu äußern, antwortet der Atomstaat mit immenser Repression – vor allem wenn Eichhörnchen dabei ist. Das heißt, dass viel Zeit und Energie hinter Aktionen stecken, dass die Beteiligten in der Lage sein müssen, auf unvorhersehbare Situationen ruhig zu reagieren. Ruhe bewahren, dass ist in einer hoch emotionalen und adrenalinevolle Situation nicht einfach – aber notwendig. Eine Garantie, dass die Gegenseite sich an eigene Regeln wie Notsignale oder Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, gibt es nicht, die Beteiligten müssen sich auf sich selbst verlassen, um ihre Sicherheit nicht zu gefährden. Auf die Technik kann man sich auch nicht immer verlassen und es kommt vor, dass Mensch da steht und… überhaupt keine Ahnung davon hat, wo der Castor gerade unterwegs ist! Bei unserer Aktion herrschte zwischendurch etwas Chaos, so dass wir lieber früher als später starteten… Ach und würden meine Rheumaschmerzen mich nicht so plagen… Es gibt Tagen, wo ich mich einfach nur schwach fühle und gerne im Bett bleiben würde. Aber es treibt mich die Überzeugung, das Streben nach einer besseren Welt, die kleinen messbaren erfolgreichen Schritte auf dem Weg hin zu großen Träumen. Ich will dabei sein, meinen Beitrag zum Großen Ganzen leisten. Ja, ich bin eine Überzeugungstäterin – und deswegen sitze ich heute im Knast.

Unser Protest im Baum brachte aber trotzdem die Polizei auf die Palme. Sie veranlasste eine Teilsperrung der Strecke. Es kamen mal Züge zum stehen, die übrigen folgten zumindest in der Zeit von 23 bis 5 Uhr, der Anweisung, auf Sicht zu fahren. Dies brachte den Bahnverkehr erheblich durcheinander, dies will uns die Polizei nun in die Schuhe schieben, indem sie uns des gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr beschuldigt – obwohl ich mich gut 8 Meter über der Bahnanlage in meinem Baum befand! Spätestens als die Polizei einen für die Reparatur von Oberleitungen vorgesehenen Turmtriebwagen der Bahn mit Hebebühne einsetzte, sollte dies ihr klar gewesen sein! Denn ihre Kletterspezialisten kamen damit nicht mal an das Transparent heran, wir befanden uns deutlich außerhalb der Reichweite. Peinlicher Auftritt, für die Eliteeinheit der Polizei… der Castor fuhr schließlich – mit erhöhtem Tempo – gegen 3 Uhr an uns vorbei. Der Zug soll dabei etwas bunter geworden sein, habe ich gehört. (Bild unten, Konrad Lippert)

Der irrsinnige Polizeieinsatz gegen die vier ÖkoaktivistInnen in den Bäumen war aber nicht mit der Durchfahrt des Castors beendet! Die Presse wurde weg geschickt und ein vermummtes Sondereinsatzkommando betrat die Bühne. Wir wurden alle nacheinander herunter geholt und in Handschellen wie Schwerkriminelle abgeführt.