Vom Baum in den Bau – Mein K(n)astor-Transport in der JVA Preungesheim – Teil3

Castor Knast- und Aktionsbericht Teil III – Kontaktsperre und Hintergrund meiner Festnahme

Am Tag darauf sitze ich nicht mehr im Baum, sondern in einem kahlen Raum mit vergitterten Fenstern. Ich sitze oben auf dem Schrank, versteht sich. Da oben habe ich immerhin Tageslicht und Luft vom Fenster. Die Sicht auf den Stacheldraht und die Baustelle gegenüber ist nicht besonders schön. Aber ich sehe immerhin was. Außerdem fühle ich mich oben wohler und sicherer als unten. Nur so komme ich zur Ruhe und kann schreiben. Als ein Schließer mir das Mittagsessen vorbei bringt, staunt er nicht schlecht. Richtig was einzuwenden findet es aber doch nicht. Ob die Hausordnung Klettern verbietet, weiß ich nicht. An Eichhörnchen-Kletterübungen hat sicherlich niemand gedacht. Und schon fühle ich mich wieder stärker.

Castor Knast- und Aktionsbericht Teil III – Kontaktsperre und Hintergrund meiner Festnahme

Am Tag darauf sitze ich nicht mehr im Baum, sondern in einem kahlen Raum mit vergitterten Fenstern. Ich sitze oben auf dem Schrank, versteht sich. Da oben habe ich immerhin Tageslicht und Luft vom Fenster. Die Sicht auf den Stacheldraht und die Baustelle gegenüber ist nicht besonders schön. Aber ich sehe immerhin was. Außerdem fühle ich mich oben wohler und sicherer als unten. Nur so komme ich zur Ruhe und kann schreiben. Als ein Schließer mir das Mittagsessen vorbei bringt, staunt er nicht schlecht. Richtig was einzuwenden findet es aber doch nicht. Ob die Hausordnung Klettern verbietet, weiß ich nicht. An Eichhörnchen-Kletterübungen hat sicherlich niemand gedacht. Und schon fühle ich mich wieder stärker.

Das Essen berühre ich kaum. Es ist Fleisch drin. Bei meiner Einlieferung habe ich zwar gesagt, dass ich Vegetarierin bin, aber die Information ist im B-Flügel nicht angekommen. Mein Anliegen gebe ich am Nachmittag bekannt, als ich von einer Schließerin zu einem weiteren Besuch in dem Anstaltskrankenhaus geführt werde. Ich werde mit meinen Fragen – wie gestern schon – auf morgen verwiesen. Morgen, bei dem Aufnahmegespräch beim Sozialdienst. Also weiß ich immer noch nicht wann ich entlassen werde und wie ich eine Person meines Vertrauens benachrichtigen kann. Selbst mit meinem Anwalt darf ich nicht telefonieren.

Im Haftbefehl gegen mich steht weiter, dass gegen sofortiger Zahlung von 150 Euro von der Haft abgesehen wird. Ich erkundige mich danach und es wird mir mitgeteilt, dies ginge an einem Sonntag nicht, ich müsse mich am Montag an die Verwaltung und an den Sozialdienst wenden. Interessant zu merken, dass bestimmte gesetzliche Vorgaben am Wochenende nicht gelten… Gut ich befinde mich schon seit zwei Tagen in Haft, die Absicht mich frei zu kaufen, habe ich nicht ernsthaft, aber das wollte ich mir zumindest offen halten – denn nach den anstrengenden Castortagen habe ich ein großes Bedürfnis, mich über das Geschehene mit FreundInnen auszutauschen… Einzelhaft in einem großen Knast in einer fremden Stadt, das ist schon belastend. Gestern abend wurde ich noch von Fulda wo ich mich seit dem frühen Morgen im polizeilichen Gewahrsam befand, nach Frankfurt verlegt. In Fulda gab es kein Frauengefängnis. Die Polizei war sauer, mich nach Frankfurt fahren zu müssen, sie hätte mich lieber in Fulda in polizeilichem Gewahrsam behalten.

Meine Festnahme war keine Überraschung, ich habe damit gerechnet gehabt. Ich habe ganz bewusst, eine Ordnungstrafe in Höhe von 150 Euro wegen « Ungebühr vor Gericht » – einer Richterin gefiel meine Kritik an ihrer Verhandlungsführung nicht und sie verhängte Ordnungshaft in meiner Abwesenheit für eine Handlung die sich nicht einmal im Gerichtsaal abspielte – nicht bezahlt und auch die Ladung zum Haftantritt im Oktober ignoriert, sodass gegen mich ein Haftbefehl erlassen wurde. Ich zahle nicht, weil ich zu meinen Handlungen stehe und mich nicht einschüchtern lassen will. Und weil ich lieber im Gefängnis als im Polizeigewahrsam sitze….

Einfach zu durchblicken ist meine Situation nicht, aber man kann sagen, dass ich am Samstag nicht so richtig die Wahl hatte. Oder doch…. zwischen Pest und Cholera. Auch wenn ich die 150 Euro gleich gezahlt hätte, wäre ich mit Sicherheit nicht frei gekommen. In der Vergangenheit wurde ich immer wieder präventiv vor einem Castortransport von der Polizei mit Überwachungseinheiten beschattet oder eingesperrt – alles zur « Gefahrenabwehr ». Eine solche mehrtägige Ingewahrsamnahme zur Gefahrenabwehr hatte die Polizei dieses Jahr auch angedacht, das habe ich mitbekommen, als ich auf der Wache saß. Dies schließe ich nicht nur aus den Unterlagen, die auf dem Schreibtisch im Büro eines Sachbearbeiters lagen. Die « Sonderbehandlung » gegenüber meiner Person war dort schon von Beginn an auffällig. Es wurden mir Handy und Digitalkamera und Klettermaterial als angebliche Beweismittel beschlagnahmt – ich bekomme sie nicht wieder-, die anderen an der Aktion Beteiligten durften das alles behalten, selbst ihre Kletterausrüstung.

Wenn ich sowieso nicht frei komme, sitze ich doch lieber im Gefängnis als im polizeilichen Gewahrsam. Das ist der kleinere Übel… Und absurd… diese 3 Tage Ordnungshaft kosten dem Staat deutlich mehr als die 150 Euro die er von mir erpressen will!

Natürlich fällt es mir schwer, in einer für mich fremden Welt zurecht zu kommen. Und ich frage mich die ganze Zeit wo meine FreundInnen sind, ob sie in Erfahrung bringen konnten, wo ich mich bis wann befinde, ob mich jemand bei meiner Freilassung empfangen können wird! Und weil ich noch nicht beim Sozialdienst gewesen bin und nicht fest steht, ob ich « gefährlich bin », darf ich am Aufschluss auf der Station nicht teilnehmen, ich muss alleine in meiner Zelle sitzen, ich darf mit anderen Gefangenen nicht reden.

Zum Teil IV – Justiztheater um das gefährliche Eichhörnchen