Die Anspannung der letzten Tagen kommt allmählich runter. Erschöpft aber glücklich komme ich aus Gronau (Münsterland) zurück. Es was eine intensive Woche mit vielen kreativen Aktionen mit tollen widerständigen Menschen gegen die Urananreicherungsanlage in Gronau. Ein Uranmüllzug Richtung Frankreich wurde bei Metelen mit einer Ankett- und Kletteraktion an seine Weiterfahrt gehindert. Zum ersten Mal musste ein solcher Zug zum Absender zurück! Los konnte er erst über eine andere Route am frühen abend. Am Tag darauf wurden zwei Zufahrtstrassen zur Urananreicherungsanlage in Gronau für 24 Stunden durch eine Tripodaktion dicht gemacht. Hubschrauber und Dauerüberwachung des Widerstandscamp konnten die Aktionen nicht verhindern.
Über Hintergründe, Beweggründe und die Erlebnisse der letzten tagen berichte ich nun in einer Reihe von Artikeln.
Von „ Atomausstieg“ ist überall die Rede. Verschwiegen wird dabei, dass die Urananreicherungsanlage in Gronau mit Genehmigung von Rot-Grün erweitert wurde (danke Herr Trittin), dass die Betreiberfirma Urenco ca. 10% Weltmarktanteil bei der Urananreicherung besitzt, dass in Gronau Uran für bis zu 35 Atomreaktoren in aller Welt angereichert wird.
Was bringt der angebliche Atomausstieg, wenn es gleich auf der anderen Seite der Grenze knallt? Die Radioaktivität hält sich nicht an Ländergrenzen!
Und was ist mit dem Atommülltourismus quer durch die Welt? Dadurch wird das Atommüllproblem nicht gelöst. In Gronau entsteht durch die Urananreicherung eine große Menge schwach radioaktivem Uranmüll. Dieser wird in Form von toxischem Uranhexafluorid transportiert. In Kontakt mit Wasser kann es zur Bildung von Flusssäure kommen, in Kontakt mit Luft kann sich eine Explosion ereignen. Zeitbomben sind quer durch das Ruhrgebiet auf den Schienen unterwegs. Die Verfrachtung der Mülls zur Dekonversionsanlage nach Frankreich und zurück zum Zwichenlager in Gronau dient als „Entsorgungsnachweis“. In Gronau wird gerade ein Zwischenlager gebaut.
Genau diese Baustelle haben wir am Dienstag und Mittwoch blockiert. Eine logische Ergänzung zum Protest gegen den Uranmüllzug am Tag zuvor.
Ich dokumentiere hier die Zusammnfassung von SofA mit Links zu den Pressemitteilungen der letzten Tage. Sowie die Resonanz in der Presse.
Eigene Erfahrungsberichte kommen noch in weitere Blogeinträge.
Eine Zusammenfassung der Aktionstage durch die Initiative SofA:
1) Urantransport von Gronau nach Pierrelatte
30.Juni, Montag morgen an der Urananreicherungsanlage Gronau steht viel Polizei, ein Hubschrauber fliegt bereits über die Strecke zwischen Gronau und Münster und über einem Camp von einigen Anti-Atom-Aktivist_innen in Metelen. Um kurz nach 12 Uhr verlässt der Uranzug die Urananreicherungsanlage in Gronau, nur um einige Minuten später wieder hinein zu fahren – die Strecke ist blockiert durch Aktivist_innen, die sich zwischen Ochtrup und Metelen an die Gleise gekettet haben. Nach ihrer Befreiung zwei Stunden später stellt sich heraus: Die Strecke ist nicht wieder frei. Im Wald zwischen Metelen und Steinfurt hängen vier Aktivist_innen über den Gleisen. Eine Klettereinheit beginnt sie zu räumen. Als nicht klar ist, wie lange das dauern wird, verlässt der Zug um 18 Uhr die Urananreicherungsanlage in Gronau und fährt die längere Strecke über Ahaus und Coesfeld, ob eine Genehmigung dafür existiert bleibt unklar. Die Geheimhaltung der Transporte dürfte mit dem 2. Stopp eines Transportes innerhalb von drei Monaten jedoch endgültig vorbei sein – achtet auch zukünftig auf Ankündigungen und beobachtet mögliche Strecken!
Hier die Pressemitteilung der Aktivist_innen bei Robin Wood
Einige Bilder von der Ankettaktion
Und von der Durchfahrt des Zuges in Coesfeld
Informationen zu Urantransporten
2) Proteste gegen die Urananreicherungsanlage Gronau
Einen Tag später, am Dienstag reißen die Proteste nicht ab. Um 13 Uhr tauchen vor der Urananreicherungsanlage erneut Aktivist_innen mit Tripods auf, zwei dreibeinigen Gestellen, in denen kurz darauf Aktivist_innen hängen. Polizei bewacht die Blockade, unternimmt jedoch nichts, auch nicht, als die Urenco (laut Presseangaben) Strafanzeige stellt. Alle richten sich auch auf die Nacht ein und auch zum Schichtwechsel morgens um sechs sind Menschen vor Ort. Erst nach 24 Stunden wird die Blockade der Haupt- und Baustellenzufahrt von den Aktivist_innen von Robin Wood, Contratom und aus dem Münsterland freiwillig beendet. Die Urananreicherungsanlage muss stillgelegt werden, so lange dies nicht geschieht, wird Urenco wohl auch weiterhin mit Protesten, Blockaden und gestoppten Atomtransporten rechnen müssen. Bereits diesen Sonntag geht es weiter mit dem monatlichen Sonntagsspaziergang um 14 Uhr vor der Anlage.
Bilder und Bericht von der Aktion bei Robin Wood
Abschluss-Pressemitteilung
Presseberichte:
Ankettaktion, Fotostrecke Antiatom-Aktuell
Kletterblockade, Bilder von Oben
Radiointerview (mit Peter während der Kletterblockade)
Radiointerview Zusammenfassung erster Tag mit Irene
Grenzland Wochenpost
WDR Lokalzeit zur Blockade der UAA (1)
WDR Lokal Zeit zur Blockade der UAA (2)
Passend zum Thema, ein Spiegelviedo mit der Blockade des Zuges drei Monate früher…