Radtour der besonderen Rollstuhl Art

Radtour der besonderen Art heute. Ich kann mich im Rollstuhl sitzend an einem speziell dafür auf dem Gepäckträger eines Fahrrads montierten Griff festhalten und gezogen werden.

Cecile im Rollstuhl als "Anhänger" vom Rad davor
Cecile im Rollstuhl als "Anhänger" zum Rad davor, mit Griff nach Eigenbau

Radtour der besonderen Art heute. Ich kann mich im Rollstuhl sitzend an einem speziell dafür auf dem Gepäckträger eines Fahrrads montierten Griff (Achtung! Eigenbau!) festhalten und gezogen werden.

Ich bin früher gern gewandert oder Rad gefahren. Wandern geht heute leider wegen dem Fortschreiten meiner chronischen Erkankung Polyarthritis nicht mehr, mit Gonarthorse Grad IV in beiden Kniegelenken und beschädigten Zehen…Tja, ich muss akzeptieren, dass solche Ausflüge nicht mehr möglich sind. Radfahren geht nur begrenzt, weil sowohl meine Knie als auch meine Handgelenke dabei sehr schmerzhaft werden. Ich stürze immer wieder beim Anhalten und starten, das Gewicht auf die Handgelenke am Lenker macht mich zu schaffen.

Ich habe enorme Schwierigkeiten, die immer schwerer werdenden Einschränkungen zu akzeptieren und bin oft nur neidig auf « valide » Menschen, vergleiche andauernd was ich heute kann, mit dem was vor wenigen Jahren noch möglich war. Das ist deprimierend.

Mit der Zeit finde ich aber auch Spaß an der Suche nach einem kreativen Umgang damit. Der Mensch hat eine große Anpassungsfähigkeit und Kreativität ist eine Waffe.

Klettern ist seit je her meine Leidenschaft. Es fiel mir nicht schwer, Lösungen für ein « Rheumnagerechtes » Klettern zu finden. Ich habe hier im Blog Anleitungen veröffentlicht.

Ich habe aber auch das Bedürfnis das Weite zu suchen. Hinzu kommt, dass die Krankengymnastik ( Hockergymnastik), die ich regemäßig mache, um die Kraft in meinen Beinen nicht gänzlich zu verlieren, mir wenig Spaß bereitet.

Ich überlege mir, mir ein Behindertendreirad zuzulegen. Die für meine Behinderung geeigneten Modellen sind allerdings sehr teuer, selbst ohne den Elektorantrieb mit dem ein Bekannter es nachrüsten würde. Die Mehrkosten für ein Behindertenrad werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Die Krankenkasse meint, der Rollstuhl ist als Behinderungsausgleich ausreichend, damit kann ich einkaufen gehen.

Konsum ja, Freizeit nicht. So sieht es mit der Hilfsmittelversorgung aus. Ich suche nach anderen Möglichkeiten diese Mehrkosten zu decken, bin aber noch nicht so weit…

Ausflug mit dem Rollstuhl-Fahrrad
Ausflug mit dem Rollstuhl-Fahrrad

Spaß wollte ich jetzt schon haben. Ich habe dafür eine Lösung gefunden. Das geht nicht alleine und ich trainiere meine Beine dabei zu wenig, aber ich kann damit echte Radtouren unternehmen und bin dabei ein bisschen aktiv, ohne meine Gelenke zu sehr zu belasten. Ein guter kompromiss, wie ich finde! Ich muss Kraft für das Festhalten am Griff (ich setze eine Bandschlinge ein, um die Gelenke zu entlasten) und den Ausgleich der lateralen Bewegungen vom Rollstuhl aufwenden. Bergab stütze ich mich auf einen Tritt, der auf den Fahrradrahmen angebracht ist, um nicht gegen den Gepäckträger zu krachen. Und es fährt max 18Km/h, schneller macht der Rollstuhl wegen der wackeligen Vorderrädern nicht mit. Mit dieser Technik habe ich keine Möglichkeit die Vorderräder in der Luft hängen zu lassen.

Die Tour ist – selbst mit Pedelec – für die Person, die das Rad steuert und mich zieht, sportlich. Insbesondere wenn es Berg auf und ab geht.

Griff zum Festhalten am Gepäckträger
Griff zum Festhalten am Gepäckträger. Der weiße Metalstab am Rahmen ist für den Fuß, es gibt für jede Seiten einen.

Die Touren damit sind lustig. Darum berichte ich. Meine Ideen interessieren vielleicht andere Betroffenen?!

Und: ich freue mich über Ideen anderer Menschen.

Ich bin leider nicht die große Bastlerin (kaputte Hände sind da sehr doof). Wenn er so wäre, hätte ich längst eine Konstruktion gebaut, mit der ich meinen Rollstuhl an meinem kleinen Mofa (Tante Paula Mofa) wie ein Fahrradanhänger anhängen könnte, um damit unabhängig vom Bus (der viel zu oft gar nicht fährt) zum Bahnhof fahren zu können. Somit hätte ich eine praktische Möglichkeit zum Bahnhof zu kommen und könnte dann mit dem Rollstuhl zu meinen Terminen mit der Bahn weiter fahren. Aber ich bin dafür nicht bastel-begabt genug… Ich würde mich an dieser Stelle über Kontakt zu Bastler*innen freuen…

Und ein Behindertendreirad hätte ich gerne, ja… das wäre im Alltag schön weil schneller als der Rollstuhl. Und für Ausflüge wäre das toll. Ideal ist ein Liegesesseldreirad ( Easy Rider von Van Raam oder Pfau-Tec Scoobo/Scootertrike), weil man bequem drin sitzt, stabil fährt und nach vorne tritt, was für meine Knie deutlich weniger schmerzhaft ist. Ich könne damit meine Beine besser trainieren…