HH - über 7 Stunden Luftakrobatik gegen Uranzug
Par eichhörnchen le mardi 11 novembre 2014, 15:03 - Aktionen - actions - Lien permanent
Am 10.11.2014 haben AktivistInnen von Robin Wood einen mit 15 Container Uranerzkonzentrat beladenen Zug bei seiner Ausfahrt aus dem Süd-West Terminal in Hamburg über 7 Stunden aufgehalten. Die Container waren vergangene Woche per Schiff mit der Sheksna aus Russland kommend im Südwest-Terminal der Firma C.Steinweg eingetroffen. Kaum hatte sich der Zug mit den 15 Container in Bewegung gesetzt, dass er schon anhalten musste. Ca. 10 AktivistInnen demonstrierten auf dem Boden und in der Luft mit Bannern gegen Atomtransporte
Die AktivistInnen am Boden wurden nach ca. 2 Stunden von der Polizei z.t. Rabiat geräumt und in Gewahrsam genommen. Die Kletteraktion bereitete der Hamburger Polizei große Probleme.
Zwei AktivistInnen hingen mit Transparenten in einem quer über der Schiene gespanntes Seil. Sie wurden erst kurz nach Mitternacht herunter geholt und in Gewahrsam genommen. Die Räumung verlief etwas abenteuerlich. Die Polizei zeigte sich lange planlos. Immer wieder zeigte sie plötzlichem Aktionsdrang, der in sinnlosen Maßnahmen endete. So wurden Sandsäcke und Turnmatratzen auf der Schiene unter den KletterInnen gestapelt. Offensichtlich für den Fall eines Absturzes der AktivistInnen bei ihrer Räumung. Selber Schuld wenn sie abstützen, sie haben sich doch freiwillig in die Seile begeben, so der Einsatzleiter. Es wurde auch versucht, die AktivistInnen von einer Lok aus zu Räumen. Sie sollten sich auf dem rutschigen Dach der Lok begeben, hoffte die Polizei. Die zwei DemonstrantInnen ließen sich auf eine solche abenteuerliche Idee nicht ein!
Beamte einer technischen Einheit erreichten die Ankerpunkte der Seilkonstruktion der AktivistInnen mit Leitern und bastelten daran herum. Es zeigte sich schnell, dass sie überhaupt keine Ahnung vom Klettern hatten. Sturzfaktor??? Fangstoß?? Prusik? Blake? Flaschenzug? Das alles waren für sie Fremdwörter. Einzig bekannter Knoten: Der Haushaltsknoten.
Die Feuerwehr sah sich schließlich in der Verantwortung zu intervenieren. Da es sich nicht um einen Notfall handelte, war sie zur Amtshilfe nicht verpflichtet. Die Sicherheit sollte jedoch auf ein Mindestmaß gewährleistet werden, damit die Unfähigkeit der Polizei nicht erst recht eine Notfallsituation verursacht...
Fachkundige Feuerwehrmenschen zeigten den Polizeibeamten die Knoten unten. Die Beamten kletterten daraufhin auf die Leiter hoch und machten die gerade gelernten Knoten mühsam nach. Ein Feuerwehrmensch kletterte anschließend ebenfalls hoch um die Knoten zu überprüfen.... dies wiederholte sich bis der Flaschenzug einsatzbereit war.
Nach der Räumung setzte der Zug seine Fahrt fort. Er verließ anschließend den Bahnhof Hamburg Süd gegen 2:30 Uhr. Er soll die Uranfabrik in Narbonne-Malvési in Süd-Frankreich am kommenden Freitag erreichen.
Die zwei KletterInnen wurden gegen 4 Uhr morgens aus dem Gewahrsam entlassen, ihre MitstreiterInnen, die auf der Schiene demonstriert hatten, waren kurz zuvor ebenfalls frei gelassen worden. Die Kletterausrüstung der KletterInnen wurde von der Polizei als „Tatmittel“ beschlagnahmt.
Für die Beteiligten war das eine gelungene Aktion. Sie haben ihre Entschlossenheit gezeigt. Und dies nicht zum ersten mal. Im Sommer hatten schon andere AktivistInnen (keine Robin Wood Aktion) eine Inspektion bei C.Steinweg durchgeführt und einen Uranzug 5 Stunden gefangen.
Eichhörnchen
Bildergalerie zur Aktion von Montag (Bei Weiterverwendung,
bitte Quelle beachten und angeben (unten links im Bildnamen
angegeben)
Presse und Berichte zur Aktion
Abendblatt,Welt,
Radio Hamburg,
Hamburg zwei,
shz,
Neues Deutschland,
Sat 1,
NDR,
DPA-Video
Junge welt
Weser Kurier
selbstgemachtes Video über die Aktion
Juristische Folgen der Aktion
Gegen die an der Aktion in Hamburg beteiligten AktivistInnen laufen Strafverfahren. Darüber hinaus klagen drei AktivistInnen vor dem Verwaltungsgericht gegen ihre Ingewahrsamnahme nach der Aktion.
Es gibt für die Prozesskosten ein Spendenkonto:
Renald Orth
Stichwort: Rechtshilfe fuer AktivistInnen - Uranzug 2014
IBAN: DE37251205100008412000
(DE37 2512 0510 0008 4120 00)
BIC: BFSWDE33HAN
Bank für Sozialwirtschaft, Hannover
(Kto 84 120 00, BLZ 251 205 10)
Hier gibt es regelmäßig aktualisierte Infos über die juritischen Folgen der Aktion
Pressemitteilung von Robin Wood zur Aktion
Aktivist_innen der Umweltschutzorganisation ROBIN WOOD demonstrieren zur Stunde im Hamburger Hafen gegen einen Transport von Uranerzkonzentrat. Sie fordern den Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz auf, die Transporte von radioaktivem Material durch den Hamburger Hafen zu verbieten. Von der beteiligten Hamburger Firma, dem Umschlagbetrieb C. Steinweg, fordern die Umweltschützer_innen, ihr schmutziges Geschäft mit Uran zu beenden.
Zur Stunde spannen ROBIN WOOD - Aktivist_innen ein Transparent über den Transportweg mit der Forderung: "Stopp Atomtransporte!"
Am vergangenen Donnerstag legte das Schiff „Sheksna“ mit der radioaktiven Fracht in Hamburg Hafen an. Sie kam aus St.Petersburg und legte im Steinwerder Hafen am Max-Brauer-Kai im Südwest-Terminal der Umschlagfirma C. Steinweg an. Dort wurden fünfzehn Container mit Uranerzkonzentrat entladen, die aus den autoritär regierten GUS-Staaten Kasachstan oder Usbekistan stammen.
Die Firma C. Steinweg hat von August 2013 bis August 2014 fast fünftausend Tonnen Uranerzkonzentrat in Steinwerder umgeschlagen. Das entspricht fast zehn Prozent der weltweiten Uranförderung. Von Januar bis August 2014 kamen 52 Prozent des hier umgeschlagenen Uranerzes über St. Petersburg aus Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Weitere 38 Prozent des Uranerzes werden aus Namibia eingeschifft. Die restlichen zehn Prozent stammen je zur Hälfte aus Brasilien und den USA.
In Kasachstan liegen die meisten Uranminen in Sandsteinformationen. Das Uran wird mit einer Art Fracking-Methode gefördert: Beim In-Situ-Leaching-Verfahren werden große Mengen an Schwefelsäure in den Untergrund gespritzt, um das Uran zu lösen. Nach einigen Monaten wird die Lösung aus dem Untergrund wieder abgesaugt und das darin enthaltene Uran verarbeitet. Das Verfahren beeinträchtigt das Grundwasser, die Langzeitfolgen sind ungewiss.
Kasachstan hat seine Uranfördermenge von 5279 Tonnen im Jahr 2006 auf 22.574 Tonnen im Jahr 2013 vervierfacht. Es hat damit seinen Weltmarktanteil von 28 auf 38 Prozent erhöht und ist das weltweit wichtigste uranproduzierende Land. Der Uranabbau sowie der gesamte Nuklearkomplex unterstehen dem kasachischem Atomministerium und dem staatseigenen Bergbaukonzern Kazatomprom.
Die Hamburger Firma C. Steinweg lagerte bereits zu einem früheren Zeitpunkt über einen Monat lang radioaktives Material in mangelhaften Behältern auf ihrem Gelände in Steinwerder. Atomkraftgegner_innen inspizierten das Gelände der Firma. Am 18. August 2014 stoppten Personen einem Zug mit mehr als fünfzig Containern Uranerzkonzentrat aus Namibia, Kasachstan und Usbekistan an.
Das jetzt bei C. Steinweg umgeschlagene Uran für die Konversionsanlage im französischen Malvési in der Nähe von Narbonne bestimmt. Per Bahn ist die radioaktive Fracht vier Tage lang von Hamburg über Bremen, Osnabrück, Münster, Köln, Koblenz und Woippy nach Malvési unterwegs. „In Zusammenarbeit mit französischen Atomkraftgegner_innen beobachten und kritisieren wir diese Transporte regelmäßig“, erklärt Tobias Darge, Energie-Referent von ROBIN WOOD.
Grafik Herkunft Uranerz im Hamburger Hafen
Weitere Informationen: www.robinwood.de/energie
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Die Bildergalerie ist jetzt online
Auf dem Video sind mehr Behälter zu sehen, als in Hamburg beobachtet wurde. Es sind 26 Behälter zu sehen. 15 wurden in Hamburg beobachtet. Woher die zusätzlichen Container gekommen sind, ist zur Stunde nicht bekannt.
Die Meldung:
Geheimer Atomtransport durch Köln gefilmt
Um 6:05 konnte heute morgen am 12.11.14 erneut ein unbegleiteter und ungeschützter Atomtransport durch Köln gefilmt werden.
http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/20141112-atomzug-in-koeln/00007.divx
http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/20141112-atomzug-in-koeln/Atomtrans-20141112-stehend.divx
Der Transport durchquerte die Stadtteile Mühlheim,Buchforst,Höhenberg,Kalk,Gremberg und Gremberghoven.
Nukleartransporte im Zusammenhang mit dem Betrieb von Atomkraftwerken stellen seit Jahren ein erhebliches Risiko für die Menschen entlang den Transportrouten dar. Die Geheimhaltung dieser Transporte durch Regierungen und Genehmigungsbehörden erhöht nochmals das Risiko und das Misstrauen.
Die lange Liste an Transportunfällen und Beinahe-Katastrophen belegen das enorme Risikopotenzial von Urantransporten (1). Die Stadt Köln mit ihrer Lage an der Haupttransportroute zwischen der Hafenstadt Hamburg und den Hauptempfängerländern für Nuklearmaterial Frankreich und Schweiz sowie mit seiner Nähe zu den Atomanlagen Gronau (Urananreicherung), Lingen (Brennelementfabrik) und Ahaus (Zwischenlager) ist davon in besonderer Weise betroffen. Die dokumentierten Atomtransporte der letzten Wochen belegen dies (2).
Neben Kernbrennstoffen geht es bei diesen Transporten vor allem um die beiden Vorprodukte Uranerzkonzentrat und Uranhexafluorid. Uranerzkonzentrat wird als feines, staubförmiges Pulver transportiert. Bei einer Freisetzung wird diese radioaktive Substanz vom Wind weiträumig verteilt, legt sich auf alle Oberflächen, wird leicht eingeatmet und setzt sich so im menschlichen Körper fest. Uranhexafluorid besitzt neben seiner Radioaktivität eine extrem hohe chemische Giftigkeit. In Verbindung mit der Feuchtigkeit der Luft entsteht umgehend hochätzende Flusssäure, die eine sofortige Evakuierung der betroffenen Stadtteile erforderlich macht.
Eine sofortige, angemessene und umfassende Hilfeleistung für die betroffene Bevölkerung von Seiten der Feuerwehr und anderer Hilfseinrichtungen ist äußerst unwahrscheinlich. Am 17. September 2013 wurde ein Super-GAU im AKW Emsland bei Lingen simuliert, wobei Bund und Länder entsprechende Hilfsmaßnahmen einzuleiten hatten. Das Ergebnis war ein Desaster (3). Bei einer Löschübung im Bonner Süden, bei der auch die Beueler Feuerwehr beteiligt war, traten gravierende Mängel an einer Löschleitung zu Tage, was im Ernstfall katastrophale Folgen gehabt hätte (4). Vor dem Hintergrund dieser zwei Ereignisse muss die Einschätzung der Verwaltung, „die Feuerwehr (sei) konzeptionell und materiell so aufgestellt, dass zu jeder Zeit adäquate Maßnahmen bei einem lokal begrenzten Gefahrgutunfall ergriffen werden können“, relativiert werden (5). Unterstützt wird diese Einschätzung durch die Feststellung des Deutschen Städtetages, „dass bei einem etwaigen Austritt von hochradioaktiven Materials aus Castor-Behältern kommunale Hilfsmaßnahmen nur sehr begrenzt durchführbar seien“ (6). Zudem gibt es für Köln keinen ausgearbeiteten und erprobten Einsatzplan für ein Evakuierung betroffener Stadtteile (5). Allein die Evakuierung der zahlreichen sensiblen Einrichtungen wie Altenheime, Schulen, Kindergärten, Behinderteneinrichtungen und Krankenhäuser muss die Hilfskräfte vor unlösbare Aufgaben stellen.
Ein wirklicher Schutz ist nur gewährleistet, wenn keine Atomtransporte mehr stattfinden.
1) www.wise-uranium.org
2) siehe General-Anzeiger vom 19.5.14, 22.8.14, 25.9.14, 9.10.14
3) www.taz.de/rechercheblog
4) siehe Bonner Rundschau vom 27.10.2014
5) Stellungnahme der Verwaltung vom 28.6.2013, DS-Nr. 1312049ST2
sowie vom 9.12.09, DS-Nr. 0912874ST2
6) Deutscher Städtetag, 15.12.97, ohne AZ
AAPK
Anti_Atom_Plenum Köln
Der Zug hat Malvési am Freitag den 14.11. um 8:40 Uhr erreicht. In Begleitung eines Hubschraubers und von Bereitschaftspolizei (7 CRS Bullis). Die französische Polizei scheint wegen dem Protest nervös zu sein. Zuerst die Aktion in Hamburg und dann die aktive Begleitung des Zuges durch BeobachterInnen entlang der Strecke in Frankreich und Deutschland...